Selbst in den USA zeigte man Interesse für die österreichische Krimiserie „Janus“. Die deutschen Sender hingegen ließen sich mit der Ausstrahlung drei Jahre Zeit. Jetzt hat der Psychothriller bei 3sat Premiere.

Österreich - Im Oktober 2015 bekam die österreichische Drehbuchautorin Sarah Wassermair Grund zur Freude. „Aber trotzdem ist das … in einem gewissen Ausmaß … also, insgesamt … schon… irgendwie … cool“, schrieb sie in ihrem Blog. „Cool“ ist eine charmante Untertreibung, wenn man gerade ein Serienkonzept an das zum Disney-Konzern gehörende US-amerikanische ABC-Network verkaufen konnte.

 

Die von der inzwischen 28-jährigen Sarah Wassermair gemeinsam mit Jacob Groll verfasste österreichische Serie „Janus“ wurde 2013 im Herkunftsland ausgestrahlt und ist auf DVD (ORF Edition/Hoanzl) erschienen, erlebt aber erst jetzt ihre deutsche TV-Premiere. Die österreichische Presse verglich „Janus“ überschwänglich mit US-Serien wie „24“, weckt damit aber falsche Erwartungen: „Janus“ ist keine Echtzeitserie mit forciertem Tempo, Splitscreen-Effekten, schnellen Kamerabewegungen; im Gegenteil, Regisseur Andreas Kopriva wählte eine vergleichsweise verhaltene Erzählhaltung. Wer biedere deutsche Krimikost gewohnt ist, wird ohne weiteres Anschluss finden – muss sich allerdings auf Überraschungen gefasst machen …

Hauptfigur der Serie ist Dr. Leo Benedikt (Alexander Pschill), der als „forensischer Psychologe“ vorgestellt wird. Damit wäre er Gerichtsgutachter, demgegenüber zieht ihn die ruppige Bezirksinspektorin Cara Horvath (Franziska Weisz) immer wieder zu ihren Ermittlungen heran. Er fungiert somit als Kriminalpsychologe. Im Auftaktfilm trifft er auf seinen früheren Patienten Stefan Prader (Holger Schober), der ohne Benedikts Wissen aus der Psychiatrie entlassen wurde. Benedikt erwartet einen tobsüchtigen Psychopathen, stattdessen bekommt er von dem sanften Riesen selbstgebackene Kekse serviert. Benedikt sieht keinen Grund für eine erneute Einweisung. Noch am selben Abend wird Prader neben einer blutenden Frau angetroffen.

In jeder der sieben Folgen wird ein abgeschlossener Fall erzählt

Eine eindeutige Angelegenheit – jedoch nicht für Leo Benedikt. Der scharfsinnige Seelenarzt verfügt über ein besonderes Vorstellungsvermögen. Die Zuschauer sehen mit seinem inneren Auge, wenn er das Geschehen im Geiste rekapituliert. Der Fall wird geklärt, löst aber zugleich weitere Ermittlungen aus. Horvath, Benedikt und seine neue Assistentin Miriam Karner (Barbara Kaudelka), die er spontan von der Straße weg engagiert hat, stoßen auf ein Medikament mit bislang unbekanntem Wirkstoff und mörderischen Nebenwirkungen. Den Tabletten eingeprägt ist das Symbol eines Labyrinths, Markenzeichen eines Unternehmens mit dem Namen „Janus“.

In jeder der sieben Folgen wird ein abgeschlossener Fall erzählt, zugleich aber der große Handlungsbogen rund um den mächtigen „Janus“-Konzern weitergeführt, der Beziehungen bis in höchste politische Kreise unterhält. Das wirkt drei Episoden lang eher unspektakulär, vereinzelt auch durchsichtig – bis die Autoren eine der Hauptfiguren abrupt aus dem Spiel reißen. Ab da wird es wirklich spannend.

Bei allem Thrill pflegt das Team einen gewissen Witz, schrullig, auch makaber gelegentlich. Das gesetzte Erzähltempo gerät dabei nicht zum Nachteil – die Figuren gewinnen mit fortlaufender Handlung an Tiefe, offenbaren ihre Eigenarten, Schwächen und Empfindlichkeiten. Das betrifft insbesondere die anfangs so taff auftretende Cara Horvath. In der Darstellung durch Franziska Weisz, mittlerweile auch bekannt als „Tatort“-Ermittlerin neben Wotan Wilke Möhring sowie Gaststar in der jüngsten Staffel der US-Thrillerserie „Homeland“, schillert Horvath zwischen spröde und sexy, biestig und verletzlich. Schauspielerisch großartig und schon allein deshalb das Einschalten wert.

„Janus“, vom 5. bis 7. Juli, 3sat, jeweils ab 20:15 Uhr.