Unser Leser Hans Henne bereiste auf Karawanenwegen das Königreich Mustang in Nepal.

Jomsom liegt im Königreich Mustang im Himalaya. Dort starteten wir unseren zweiwöchigen Treck durch das Flusstal des Kali Gandaki bis Lo Manthang. Weil man die Gegend nur mit einem Einheimischen bereisen darf, leitete uns Guide Hari. Außerdem wurden wir von 10 Trägern und einem Koch begleitet.

 

Die Wandertage waren sehr anstrengend, da wir täglich zwischen sieben und neun Stunden unterwegs waren. Wir bewegten uns in rund 3500 m Höhe auf alten Karawanenwegen, auf denen seit Jahrhunderten Waren aus Tibet, insbesondere Salz, bis nach Indien gebracht werden. Unser höchster Pass lag auf über 4300 m. So hoch droben liegt der Sauerstoffgehalt in der Luft nur noch bei circa 60Prozent. Dafür genießt man den Blick auf eine großartige Landschaft. Die wenigen Dörfer, die wir passierten, liegen auf Schwemmland, das sich an Nebenflüssen des Kali Gandaki gebildet hat. Die Häuser sind aus Lehm. Auf den terrassenartig angelegten Feldern wird Buchweizen angebaut, der wunderschön rosafarben blühte, dazu Gerste, Kartoffeln und allerlei sonstiges Gemüse. Die Einheimischen – der tibetanische Stamm der Lopas – führen ein hartes und einfaches Leben als Bauern oder Hirten. Übernachtet haben wir in den Häusern der Lopas oder im Zelt und genossen dabei eine große Gastfreundschaft.

Die Stromversorgung im Himalaya ist nicht flächendeckend, oft fiel der Strom aus. Man nutzt hier oben Sonnenenergie mittels kleiner Voltaikanlagen. Dieser Strom reicht gerade mal für etwas Licht aus, nicht jedoch für elektrische Haushaltsgeräte wie Waschmaschine oder Kühlschrank. Dafür funktionierte nahezu durchgehend das Handynetz. Ein seltsamer Anblick: telefonierender Lopa zu Pferd. Aus dem durch das Dorf geleiteten Bach oder Kanal entnehmen die Einheimischen Wasser zum Kochen; gleichzeitig ist dies auch oft die Wasserstelle für die Körperpflege sowie das Geschirr und die Wäsche. Eine gewaltige Umstellung für uns Europäer mit unserem selbstverständlich hingenommenen Komfort. Auf unserer Strecke durchquerten wir mehrere Flüsse. Um durch die reißenden Ströme zu waten, mussten wir die Wanderstiefel ausziehen und durch Trekkingsandalen ersetzen. Mit Stöcken stützten wir uns ab, um ohne Vollbad das andere Ufer zu erreichen. Unsere Träger waren da geschickter: Sie gingen trotz kiloschweren Gepäcks in Flip-Flops sicher durchs Wasser. Tiefe Schluchten querten wir auf Hängebrücken aus Stahl, die in den letzten Jahren erst gebaut wurden. Die alten Brücken sind aus Holzplanken und machten keinen sehr vertrauenerweckenden Eindruck. Manche wackelige Brücke mit Blick in schaurig tiefe Abgründe erforderte Überwindung.

Ein Höhepunkt unserer Reise war eine Audienz beim König in Lo Manthang. Der weiße Königspalast und das rote Kloster waren bei unserer Ankunft schon aus der Ferne gut zu erkennen, denn sie überragen alle anderen Gebäude. Der König begrüßte uns und hängte uns den heiligen Schal namens Kata um. Er ließ Tee und Kekse servieren, und wir konnten uns kurz mit ihm unterhalten. Der mehrstöckige Palast ist ebenfalls aus Lehm gebaut und innen genauso einfach wie die Häuser seiner Untertanen. Nur das Audienzzimmer im obersten Stock ist aufwendig ausgestattet und prächtig geschmückt.