Er galt als ausgestorben, doch nun wurden ein paar Exemplare gefangen. Der Tiefseesaibling hat also überlebt

Bodensee - Für Alexander Brinker, den Leiter der Fischereiforschungsstelle Langenargen, ist es „wie Weihnachten und Ostern zusammen“ gewesen. Wobei: Ostern allein passt eigentlich auch schon, schließlich geht es um nichts weniger als eine wissenschaftlich belegte Auferstehung.

 

Im Jahr 2009 war der Tiefseesaibling im Bodensee von der Internationalen Naturschutzunion (IUCN) offiziell für ausgestorben erklärt worden. Doch nun können Wissenschaftler aus Deutschland und der Schweiz eine kleine Sensation vermelden. Bei einer aufwendigen Befischung, bei der bis in 250 Metern Tiefe der See abgesucht wurde, gingen ihnen erst sechs und dann zehn Exemplare des bis zu 24 Zentimeter großen Fischleins in ihre Spezialnetze.

In 80 Meter beginnt sein Lebensraum

Der Lebensraum des Tiefseesaiblings, der nur im Bodensee vorkommt, beginnt in 80 Metern Tiefe. Dort, so die bisherige Theorie, habe in den 80er Jahren durch Überdüngung der Sauerstoffgehalt im Wasser so stark abgenommen, dass die Tiere keine Chance mehr hatten. Doch womöglich konnten einige Exemplare in den Nischen des Teufelstischs, einer unter Tauchern berüchtigten Felsformation im Überlinger See, überdauern. Nur in diesem Seeteil seien die Fische mit dem lateinischen Namen Salvelinus profundus gefunden worden, berichtet Brinker.

Bis in die 70er Jahre hinein zappelten die Tiefseesaiblinge noch regelmäßig in den Netzen der Berufsfischer. Das ist vorerst nicht zu erwarten. Fischereiwirtschaftlich habe der Fund keine größere Bedeutung, räumt der Forschungsstellenleiter ein, „doch zur Erhaltung der Artenvielfalt ist er immens wichtig.“ Allerdings sei der Tiefseesaibling, der sich vom normalen Seesaibling durch seine geringere Größe und einen charakteristischen Unterbiss unterscheidet, durchaus schmackhaft. Das entnimmt Brinker der einschlägigen Literatur. Die wenigen gefangenen Exemplare seien selbstverständlich nicht in der Pfanne, sondern im Forschungslabor gelandet.

Vom Kilch weiß man nichts

Kein Lebenszeichen gibt es bis auf Weiteres vom Kilch, der ebenfalls für ausgestorben erklärten Tiefenform des Felchens. Doch Totgesagte leben länger, und der Fall des Tiefseesaiblings macht den Forschern Mut. Ein so tiefes Gewässer wie der Bodensee, sagt Brinker, könne auch mit den besten wissenschaftlichen Methoden nicht vollständig abgesucht werden.