Immer häufiger werden die Tiere im Höhenpark Killesberg krank, weil die Besucher ihnen ungeeignetes Futter geben: Brot, Kekse oder Küchenabfälle. Die Alpakadame Gerda hat wegen einer Futtervergiftung sogar ihr ungeborenes Fohlen verloren.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Eigentlich, so denkt man, ist die Sache einfach: Am Streichelzoo im Höhenpark Killesberg hängen überall große Schilder: „Füttern verboten“. Wer es sich dennoch nicht nehmen lassen will, den Schweinen, Ziegen, Schafen und Ponys eine Extra-Leckerei zu geben, für den sind Futterautomaten aufgestellt. In den Päckchen befinden sich Pellets aus getrocknetem Heu – das einzig angemessene Futter für die Tiere.

 

„Aber die Leute scheinen ignorant zu sein“, sagt die Tierpflegerin Susanne Miniböck. Statt der Heupellets geben die Besucher den Tieren altes Brot, weitere Küchenabfälle, Kekse, Popcorn. Die Folge: Die Tiere werden krank. Das Lama Mimmi musste darum im vergangenen Jahr sogar den Höhenpark verlassen – mehrmals innerhalb weniger Wochen war sie an Durchfall erkrankt. Dieser kann für Wiederkäuer lebensgefährlich sein.

Traurige Entwicklung bei den Alpakas

Ähnlich dramatisch ist der jüngste Vorfall: Für Sonntag, 13. Oktober, war der – jedes Jahr stattfindende – Dahlienverkauf angesetzt, darum waren viele Besucher im Park unterwegs. Am gleichen Tag bekam die schwangere Alpakadame Gerda starken Durchfall. „Wir haben am Montag gleich den Tierarzt geholt, und er hat eine Vergiftung durch falsches Futter diagnostiziert“, berichtet Susanne Miniböck. „Gerda ging es sehr schlecht, sie ist nicht einmal mehr aufgestanden.“ Dies sei ein besonders schlechtes Zeichen, da Alpakas Fluchttiere seien und bei Gefahr weglaufen wollen, erklärt die Tierpflegerin. „Wir mussten Gerda natürlich Medikamente spritzen, was grundsätzlich bei Trächtigkeit immer mit einem Risiko verbunden ist. Aber das ist dann eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera.“ Denn auch bei Alpakas kann Durchfall tödlich enden. Susanne Miniböck berichtet weiter: „Leider hat Gerda einige Tage später eine Fehlgeburt erlitten, aufgrund des Durchfalls und des körperlichen Stresses.“ Für die Tierpfleger sei das ein herber Rückschlag gewesen. „Das Fohlen hätte im Dezember auf die Welt kommen sollen“, sagt Miniböck.

Die Pflegerinnen setzen Naturheilmittel ein

Zwar geht es Gerda nun wieder einigermaßen gut, was die Vergiftung angehe. „Sie hat einige Tage lang um ihr Fohlen getrauert“, erzählt Susanne Miniböck und beschreibt die typischen Brummellaute, die Gerda in dieser Zeit von sich gegeben hat. Aber das Problem besteht weiterhin, und wird, so sagen die Tierpflegerinnen, immer schlimmer: „Noch nie haben wir so viele Medikamente gegeben wie jetzt“, sagt Miniböcks Kollegin Anita Konnopka. Die beiden mischen Heil- und Tonerde in das Futter der Tiere, „das ist gut für die Darmflora“, geben außerdem Schwarztee ins Trinkwasser. „Mit solchen Naturheilmitteln wollen wir verhindern, zu viele Medikamente einsetzen zu müssen“, sagt Susanne Miniböck. Für die Ponys und Esel besorgen sie mittlerweile auch Spezialfutter. „Aber es geht ums Prinzip. Wir müssten all das gar nicht tun, wenn die Leute aufhören würden, den Tieren das falsches Futter zu geben.“ Sehen die beiden Tierpflegerinnen, wie Parkbesucher den Tieren ungeeignete Dinge zu füttern geben, sprechen sie sie darauf an. „Neuerdings hören wir immer öfter: Aber das ist doch Biobrot!“, berichtet Anita Konnopka. Sie stellt klar: „Es spielt keine Rolle, ob Bio oder vegan. Das richtige Futter für die Tiere besteht aus Heu und Gras. Alles andere macht sie nur krank.“