Der Hilferuf des Tierschutzvereins hat zwar die Spendenbereitschaft erhöht, nach wie vor droht aber die Insolvenz. Im Frühjahr droht die Insolvenz.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - „Es ist eine wirklich schwierige Situation.“ Der Esslinger Sozialbürgermeister Markus Raab macht keinen Hehl daraus, dass er im Moment nicht weiß, wie es mit dem Esslinger Tierheim weitergehen soll. Der Vorsitzende des Esslinger Tierschutzvereins Bertram Baresel hatte bereits im vergangenen Herbst auf die katastrophale finanzielle Lage des vom Tierschutzvereins betriebenen Tierheims aufmerksam gemacht.

 

Doch getan hat sich seither wenig. Zwar hat der Spendenaufruf des Vereins beachtliche 150 000 Euro in die Kasse des Tierheims gespült, doch dieses Geld reicht bestenfalls aus, um den Betrieb bis in den Frühling hinein zu gewährleisten. Danach droht die Insolvenz. Das Hauptproblem bleibt die finanzielle Unterversorgung durch die Kommunen. Zu deren ortspolizeilichen Aufgaben gehört es, sich um den Transport, die Unterbringung und die tierärztliche Versorgung von Fundtieren zu kümmern.

86 Cent pro Jahr und Einwohner erforderlich

41 Gemeinden, vorwiegend aus dem Kreis Esslingen, nehmen das Angebot des Esslinger Tierheims in Anspruch. Aber nur wenige bezahlten bisher dafür einen regelmäßigen Beitrag. Dennoch ging die Rechnung des Tierheims auf: die Institution wurde von wohlhabenden Bürgern in deren Testamenten bedacht. Doch weil größere Spenden in den vergangenen Jahren ausgeblieben, steht das Tierheim vor der Zahlungsunfähigkeit.

Zwar hatte eine Arbeitsgruppe des Gemeindetagskreisverbands, der neben Markus Raab unter anderen auch der Aichwalder Bürgermeister Nicolas Fink angehört, ein Modell ausgearbeitet, das die Finanznot des Tierheims hätte lindern sollen. So hätte jede mit dem Esslinger Tierheim zusammenarbeitende Kommune 31 Cent pro Jahr und Einwohner an das Tierheim überweisen sollen. Aber zum einen lag dieser Betrag deutlich unter jenen 86 Cent, die Baresel als Kosten deckend bezeichnet hatte. Zum anderen haben erst 18 der 41 Gemeinden sich bereit erklärt, diese 31 Cent zu zahlen.

Deshalb hat es der Tierschutzverein bisher abgelehnt, den neuen Vertrag mit den zahlungswilligen Kommunen zu unterschreiben. Baresel hatte erklärt: würde das Papier jetzt unterschrieben, schreibe das Tierheim in diesem Jahr 230 000 Euro Verlust. Einen solchen Vertrag könne er nicht guten Gewissens abschließen.

Tierschutzverein in der Pflicht

Zwar bedauert Markus Raab, die geringe Bereitschaft der Kommunen, die Arbeit des Tierheims zu unterstützen, allerdings sieht er auch den Tierschutzverein in der Pflicht. Bisher habe es der Verein versäumt, eine konkrete Kostenrechnung vorzulegen, anhand derer der tatsächliche Finanzierungsbedarf ermittelt werden könne. Schließlich verfolge das Tierheim auch noch andere Ziele, für die es die Kommunen nicht in die Pflicht nehmen könne.

Auf wenig Gegenliebe stößt im Esslinger Landratsamt Raabs Vorschlag, die Zukunft des Tierheims könne mit Hilfe des Kreises gesichert werden. Seine Idee: der Kreistag könnte seinerseits eine Pauschale von 31 Cent pro Bewohner als Tierheimzuschuss beschließen und diese Summe über die Kreisumlage wieder hereinholen. Peter Keck, der Sprecher des Landratsamts, betont, die Versorgung von Fundtieren sei „ausschließlich die Angelegenheit der Kommunen“. Der Landkreis sehe „keinen Spielraum für eine neue Freiwilligkeitsleistung“. Zudem gebe es in Kirchheim, Nürtingen und Filderstadt drei weitere Tierheime mit ganz unterschiedlichen Finanzierungs- und Betreuungsmodellen. Deshalb sei eine einheitliche kreisweite Regelung nur schwer vorstellbar. Raab kündigt nun weitere Gespräche an.