Celine Hausmesser gibt ehemaligen Straßenhunden aus Spanien ein Obdach, bis sie an neue Herrchen in Deutschland vermittelt sind. In Sillenbuch gehört sie zu einer Gruppe von Aktivisten, die sich für den Hundeschutz einsetzen.

Sillenbuch - Der kleine Filou macht seinem Namen alle Ehre. Wie ein Spitzbub kläfft er den Besucher an, um dann blitzschnell Reißaus zu nehmen. Wenig später schleicht er sich wieder an. Statt zu bellen, wedelt der Ratero-Labrador-Mischling aus Spanien nun mit dem Schwanz. Celine Hausmesser weiß, was Filou will und krault ihm das hellbraune Fell. Sie sagt, zwischen ihr und dem spanischen Hund sei es Liebe auf den ersten Blick gewesen.

 

Eigentlich hätte Filou nur eine kurze Zeit bei der 23-jährigen Studentin der Wirtschaftswissenschaften leben sollen. Hausmesser nahm den Hund als Mitglied des Vereins „Vergessene Pfoten Stuttgart“ zur Pflege auf. Er hätte bei ihr wohnen sollen, bis sich jemand findet, der das Tier dauerhaft zu sich nimmt. „Das ist nicht das erste Mal, dass der Hund aus der Pflege dann bei jemand bleibt, weil man ihn nicht mehr hergeben will“, sagt die Studentin. So ist es ihr eben auch mit Filou ergangen.

Gerettet vor dem Tod durch die Spritze

Celine Hausmesser erzählt Filous Geschichte. Erst einen Tag alt ist er, als ihn jemand in einer Plastiktüte auf einem Friedhof in Mallorca aussetzt. Der Welpe hat Glück. Er wird gefunden und bei der mallorquinischen Tierschutzorganisation „Pro Animales“ abgegeben. Er landet nicht wie viele andere Hunde in einer der staatlichen Perreras. So heißen die Anstalten für streunende Hunde in Spanien. Findet sich in einem bestimmten Zeitraum niemand, der das Tier vermisst oder es aufnehmen will, wird es eingeschläfert. Der Verein „Pro Animales“ kooperiert mit den Stuttgarter Tierschützern, um so viele Hunde wie möglich vor der tödlichen Spritze zu bewahren. So findet schließlich auch Filou seinen Weg nach Sillenbuch.

Der Bezirk ist so etwas wie eine Hochburg des Tierschutzvereins in Stuttgart. Viele Mitglieder leben hier. Celine Hausmesser sagt, dass sie auch nicht wisse, warum sich in Sillenbuch so viele für den Hundeschutz engagieren. „Es ist aber generell sehr hundefreundlich hier“, sagt sie.

Angst vor Menschen

Ein kleines Paradies muss das sein für Filous Leidensgenossen Liam. Der spanische Border Collie hat Angst vor Menschen. Besonders vor Männern versteckt er sich. All das sind für Celine Hausmesser Anzeichen dafür, dass ihr neuer Pflegehund in der Vergangenheit in Spanien das Gegenteil einer hundefreundlichen Umwelt erlebt hat und misshandelt wurde.

Der Border Collie mit dem schwarz-weißen Fell kann nicht erzählen, was ihm zugestoßen ist. Celine Hausmesser weiß nur, dass Tierschützer ihn fanden und wie Filou vor dem Tod in einer Perrera bewahrten. Sie ist überzeugt, dass sich der traumatisiert wirkende Hund an ein neues Herrchen gewöhnen kann. Das zu finden, sei allerdings nicht einfach, sagt sie. „Eigentlich sind Collies sehr beliebt. Aber Liam hat Leishmaniose“, sagt sie. Die von Sandmücken übertragene Parasitenerkrankung könne der Collie nicht auf Menschen übertragen, erklärt Celine Hausmesser. Außerdem sei sie mit Medikamenten gut beherrschbar. „Viele wollen aber kein krankes Tier“, sagt sie.

Gute Herrchen gesucht

Geduld ist offenbar gefragt, wenn ein Hund von Misshandlungen gezeichnet oder nicht mehr bei bester Gesundheit ist. Celine Hausmesser und ihre Mitstreiter schauen sich die Interessenten, die ein Hund dauerhaft aufnehmen wollen, genau an. So wollen sie verhindern, dass ein Tier aus Spanien gerettet wird, um dann in Deutschland wieder an das falsche Herrchen zu geraten. „Wir haben ein Netzwerk in ganz Deutschland und tauschen uns aus, wenn sich zum Beispiel bei uns in Stuttgart ein Interessent aus Berlin oder Hamburg meldet“, sagt sie. Die Partner in anderen Städten besuchen dann diejenigen, die einen spanischen Hund aufnehmen wollen. Wenn sie sich selbst mit möglichen neuen Besitzern trifft, vertraue sie vor allem auf ihr Bauchgefühl, sagt sie. „Irgendwie spürt man, ob es passt, wenn man den Hund schon kennt“, sagt sie.

Der Border Collie Liam benötigt wohl jemand, der behutsam und liebevoll auf ihn zugeht. Er versteckt sich unter dem Bett, sobald Fremde im Raum sind. Liam könne aber auch anders, sagt Celine Hausmesser. „An meine Freundinnen hat er sich gewöhnt. Mit denen kuschelt er inzwischen“, sagt die Studentin.

Kritik am Engagement

Die Sillenbucherin weiß, dass manche das Engagement für spanische Hunde kritisieren. Das gängige Argument: Es gebe ja auch genug Hunde, die in deutschen Tierheimen auf eine Vermittlung warten würden. „Ich finde, dass es einen großen Unterschied gibt. In deutschen Tierheimen warten die Tiere nicht auf ihren Tod“, sagt Celine Hausmesser. Eine Besserung der Lage könne aber nur eine andere Gesetzeslage und ein Bewusstseinswandel in Spanien bewirken, meint sie.

Hoffnung macht ihr, wenn Menschen sie anschreiben und nicht ihr Interesse an dem Hund mit dem schönsten Fell äußern. Vor Kurzem habe jemand in einer E-Mail mitgeteilt, er hätte gern den hässlichsten Hund, erzählt Celine Hausmesser. „Den, den sonst niemand will, meinte er.“