Tierschützer von Peta protestieren am Sonntag gegen die Wildtierhaltung des Zirkus Althoff in Ludwigsburg. Die Besucher zeigen sich davon wenig beeindruckt.

Ludwigsburg - Zusammengekauert sitzt der Löwe im Regen. Sein Fell ist völlig durchnässt, in seinem Käfig steht das Wasser zentimeterhoch. Der rote Schirm, den er in der Hand hält, hilft kaum gegen die ergiebig fallenden Tropfen.

 

„Wir hätten uns für die Aktion sicher besseres Wetter gewünscht“, sagt John-Peter Lemmerich. Er ist Mitglied bei der Tierrechtsorganisation Peta und steht am Sonntagmittag an der Ludwigsburger Reuteallee, um gegen die Wildtierhaltung im Zirkus Althoff zu protestieren, der an der Ecke der Straße mit der B 27 Halt gemacht hat. Eine Kollegin von Lemmerich hat sich in ein Löwenkostüm übergezogen, um mehr Aufmerksamkeit zu erzielen. Andere aus der rund zehnköpfigen Gruppe halten Plakate mit der Aufschrift „Er ist kein Entertainer“. Zu sehen ist ein Tiger. Von den echten Tieren des Zirkus’ ist an diesem regnerischen Mittag nichts zu sehen – sie haben sich in die Stallzelte zurückgezogen.

Rund zehn Demonstranten stehen in der Reuteallee

Vor allem Kinder wolle man mit Protestaktionen wie diesen erreichen, sagt Lemmerich. Manchmal gelinge es, den Kleinen klar zu machen, wie die Tiere in den Zirkussen gehalten würden. Dann hätten sie plötzlich keine Lust mehr auf einen Besuch am Rand der Manege – und würden mit den Eltern wieder kehrt machen.

Am Sonntag scheint diese Mission allerdings wenig Erfolg zu haben. Je näher die Vorstellung des Tages um 15 Uhr rückt, desto voller wird es auf dem nahegelegen Parkplatz eines Discounters. Dort stellen vor allem Familien mit Kindern ihr Auto ab, laufen an den Peta-Aktivisten vorbei und stellen sich an der Zirkuskasse an. Manche bleiben für ein kurzes Gespräch mit den Tierschützern stehen, die meisten eilen aber unter ihren Schirmen oder Kapuzen zum Eingang. Die Aktivisten hätten sich lieber direkt am Eingang des Zirkus’ aufgestellt, sagt Lemmerich, aber der Polizei sei eine Demonstration direkt an der B 27 zu gefährlich gewesen. So laufen die Besucher durch ein Spalier aus Peta-Leuten – was manchen die Laune vermiest.

Vor der Zirkuskasse bildet sich eine lange Schlange

Kaum einer hat jedenfalls Lust, über das Thema mit der Presse zu sprechen, im Gegenteil. Kurz vor Vorstellungsbeginn ist die Stimmung bisweilen latent aggressiv. „Hau ab“, ruft einer der Besucher dem Reporter zu. Walter Bischoff ficht das alles nicht an. Er ist mit seiner Schwiegertochter und drei Enkelkindern aus dem Enzkreis hergefahren, um den Zirkus zu besuchen. „Die Kinder freuen sich schon den ganzen Tag“, sagt Bischoff. Darüber, ob Wildtiere in ein Zirkuszelt gehören, hat er sich bislang noch keine Gedanken gemacht. „Aber sie einfach freizulassen, ist auch keine Lösung.“

Empfangen wurden die Besucher am Sonntag nicht nur von Tierschützern: Die „Gesellschaft der Circusfreunde Deutschlands“ hatte an den Zäunen Banner mit Zeilen wie „Circus ist ein guter Ort für Tiere“ oder „Tiere gehören zum Circus“ aufgehängt.

Die Tierschützer von Peta sind derweil froh, dass im Ludwigsburger Gemeinderat ein Wildtierverbot für die Stadt diskutiert wird, einen Antrag haben die Grünen und die Ökolinx-Fraktion gestellt. Er soll demnächst im zuständigen Ausschuss beraten werden. Man sei darüber mit den Grünen im Austausch, sagt Peter Höffken von Peta.

Allen Debatten zum Trotz scheint die Beliebtheit des Zirkus ungebrochen. Kurz vor der Vorstellung am Sonntagnachmittag bildete sich vor den Kassen jedenfalls eine lange Schlange.