Tote Ferkel, eingeklemmte Sauen: für die Tierrechtsorganisation Peta sind die Zustände in einem Stall im Voralbgebiet grausam. Oder ist alles ganz anders? Das Veterinäramt sieht eher einen Psychokrieg.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Offene Wunden, tote Ferkel, drangvolle Enge: die wegen ihrer Methoden umstrittene Tierrechtsorganisation Peta erhebt schwere Vorwürfe gegen einen Schweinehalter aus dem Voralbgebiet. Recherchen vom Februar dieses Jahres hätten ergeben, dass die Tiere in dem mittelständischen Betrieb nicht artgerecht gehalten würden. Der Leiter des Göppinger Veterinäramts Michael Pettrich wies die Darstellung zurück. Peta spreche von „skandalösen Zuständen, die wir so nicht feststellen konnten“, sagte der leitende Amtstierarzt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hätten keine ausreichenden Hinweise auf eine Straftat nach Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes ergeben.

 

Behörde sieht nur kleine Mängel

Dennoch verschickte die Behörde einen mittlerweile rechtskräftigen Bußgeldbescheid an den Züchter. Wegen zweier Ordnungswidrigkeiten muss der Landwirt 250 Euro bezahlen. „Wenn man nachschaut, findet man immer kleinere Mängel“, sagte Pettrich. Peta, die bereits im Februar Strafanzeige erstattet hatte, prüft nun weitere rechtliche Schritte. „Wie bei Tierschutzvergehen in Deutschland üblich, ist die verhängte Geldbuße viel zu gering“, sagte Lisa Wittmann, die bei Peta für den Bereich Ernährungsindustrie zuständig ist.

Ein auf der Online-Plattform Youtube eingestellter Film zeigt laut Peta das Ausmaß der Missstände: Bei einer Sau ist das Gesäuge im Metallgestänge eingeklemmt, mehrere Tiere weisen halb ausgerissene Ohrmarken und blutige Abszesse auf, im Zugang zur Stallung liegen leblose Ferkel. Verluste nähmen die Mäster in kauf, weil eine Aufzucht besonders zarter Tiere nicht effizient sei, so Peta. Allerdings sei der genannte Betrieb im Kreis Göppingen kein Ausreißer. Es handele sich um das ganz alltägliche Leid, das den Schweinen in vielen Betrieben zugemutet werde.

Illegal eingedrungen?

Das Videomaterial sei Peta zugespielt worden, sagte der Peta-Jurist Edmund Haferbeck. Ein Ermittlungsverfahren gegen die Tierschutzorganisation wurde mittlerweile eingestellt. Der Landwirt hatte ebenfalls Anzeige erstattet wegen Hausfriedensbruch. Die Bilder seien offenbar bei einem nächtlichen Einbruch entstanden, sagte Pettrich, der sich von diesen Methoden ausdrücklich distanzierte. Der Landwirt werde psychisch fertig gemacht und erwäge bereits die Betriebsaufgabe. Haferbeck verteidigte die Methoden. Um Rechtsbrüche zu dokumentieren, seien solche Aktionen legitim. „Das geht nur undercover.“ Etwaige Strafverfahren würden regelmäßig eingestellt – so auch in diesem Fall.