Sitz, Platz, Fuß! Die Hündin von Rodrigue Funke kann wesentlich mehr. Seine Foxterrier-Dame Loulou ist der neue Star im Friedrichsbau Varieté. Der Artist gibt Tipps, wie man Vierbeinern Tricks beibringt.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Loulou, die fünfjährige Foxterrier-Dame aus Berlin, ist kaum zu bremsen. Als Jagdhündin würde sie am liebsten hinter Hasen herflitzen. Doch dies verhindert ihr Herrchen, der Artist, Dresseur und frühere Trapezkünstler Rodrigue Funke, aus gutem Grund. Im Wald lässt er sie nicht von der Leine. Über die Bühne aber darf Loulou ungezügelt hin und her jagen, bis das Publikum der neuen Show „Mrs. Nana’s Gallery“ im Friedrichsbau Varieté vor Begeisterung tobt.

 

Züchter beschreiben das Wesen eines Foxterriers als „intelligent, aufbrausend, draufgängerisch und voller Tatendrang“. Die besten Voraussetzungen also, dass der in England einst etwa für die Wildschweinjagd gezüchtete Vierbeiner zur Rampensau wird.

„Der Foxterrier braucht Menschen, die noch sturer und durchsetzungsfähiger sind, als er selbst“, steht im Hundelehrbuch, „sonst wird er zum Haustyrann, der die Familie gut im Griff hat.“ Beim Auftritt von Rodrigue Funke und Loulou weiß man oft nicht, wer der Chef ist. Eine Mordsgaudi ist’s auf jeden Fall. Ruck, zuck wird die Foxterrier-Hündin zum Publikumsliebling des Friedrichsbau, so herzig ist ihr Auftritt und ebenso der Umgang des 38-Jährigen mit seinen Tieren (er hat auch Ratten und Tauben).

An jedem Abend ist Loulou anders

Loulou rast zickzack über die Bühne, dreht sich, legt den Rückwärtsgang ein, um sich kläffend mit dem Schwanz voran zwischen den Füßen des Herrchens zu platzieren. Sie springt mit ihm Seil, hebt zum gemeinsamen Tanz synchron mit den Bewegungen des Menschen die linke oder rechte Vorderpfote. Und sie schafft es sogar, still auf der Seite zu liegen und nichts zu tun – für einen Vollblutterrier ist dies das allerschwerste Kunststück.

„An jedem Abend ist es mit Loulou anders, keine Show gleicht der anderen“, sagt Funke, der sich mit seinem langjährigen Artistenkollegen Gordon Leif für das Stuttgarter Varieté die so skurrile wie lustige Puppen- und Tier-Show ausgedacht hat, die wahrhaft eine Weltpremiere ist. Denn so etwas hat man selbst in der Varieté-Hochburg Stuttgart noch nicht gesehen.

Seine Leckerlis ist normales Trockenfutter

Loulou wiederholt sich nur ungern. „Mal beißt sie mich ins Hosenbein, kläfft mir im Überschwang ins Ohr, wenn ich Handstand mache“, berichtet der Ost-Berliner nach der Show im Foyer des Friedrichsbaus. Etwa 60 Kommandos hat er mit Loulou seit ihrer Welpen-Zeit einstudiert. Dies geschieht meist spielerisch und durch Zufall. Wenn die Hündin etwas macht, woraus ein Trick werden könnte, versucht er, dies auszubauen und mit Leckerlis zu fördern. Loulou soll sich merken: Es lohnt sich, wenn ich dies oder das mache. Rodrigue Funke erzählt: „Ich habe zum Beispiel gemerkt, dass sie das Beinchen hebt, wenn ich sie unter der Pfote kitzle. Irgendann musste ich nur noch mit der Hand in diese Richtung kommen, schon tat sie es. Und später reichte es, ein Kommando dafür zu geben.“ Als Anreiz verwendet Funke „ganz normales Trockenfutter“. Ist seine Loulou läufig, ist sie noch eigensinniger als sonst.

Ein weiterer vierbeiniger Kollege wird gerade an das Publikum und den Applaus gewöhnt, um mal in Loulous Pfotenstapfen zu treten: Der zwei Jahre alte American Toyfoxterrier Skipper darf zu Showbeginn kurz auch mal auf die Bühne. Noch einen dritten Hund hat Funke. Doch der ist daheim in Berlin. „Mein dritter Hund mag keine Auftritte“, sagt das Herrrchen. Gezwungen werde kein Tier bei ihm, gegen den Willen Tricks vorzuführen. An den spielfreien Tagen – also montags bis dienstags – will Rodrique Funke, dessen Vater aus dem Kongo kommt, mit all seinen Tieren immer nach Berlin fahren.

Einst trat er mit seinem Partner am Trapez auf

Lebensecht sieht das Pferd aus, mit dem der Artist auch noch im Friedrichsbau auftritt. Seine Mutter, eine Berliner Kostüm- und Theaterdesignerin, hat es vor 30 Jahren für die Staatsoper an der Spree gemacht. 20 Jahre war das Opernpferd auf dem Speicher.

Mit seinem Partner Christoph Gobet, den er 1993 auf der Artistenschule in Berlin kennen gelernt hatte, hat er jahrelang eines der wenigen rein männlichen Trapezduos unter dem Namen Sorellas gebildet. Der Name ist die anglisierte Mehrzahl des italienischen Wortes für Schwester (Sorella). Auch im alten Stuttgarter Friedrichsbau ist das Duo aufgetreten. Im Winter ist Funke Regisseur des Weihnachtszirkus von Regensburg.

Show wird bei Juni gespielt

Schon als Kind, erzählt Rodrigue Funke, wollte er Hunde haben. „Aber meine Mutter erlaubte mir nur andere Tiere wie Wellensittiche, Ratten oder Meerschweinchen.“ Auch die habe er versucht zu dressieren. Mit 18 Jahren hat er sich dann einen Hund gekauft.

2009 war der Artist beim Zirkus Knie in der Schweiz engagiert. Der Direktor sei es gewesen, der ihn auf die Rasse Foxterrier gebracht hat. „Man kann sich voll auf sie verlassen“, sagt das Herrchen. Allerdings seien sie eigenwillig. Man könne nur mit ihnen arbeiten, wenn sie Lust dazu hätten.

Neben der Arbeit auf der Bühne ist es ihm wichtig, dass Loulou viel Auslauf und seine Streicheleinheiten bekommt. Nur wenn die Hündin glücklich ist, sagt Funke, sei sie gut in der Show. Glücklich machen die beiden auf alle Fälle das Publikum (bis Juni in Stuttgart). Rasch wird klar: Tiere tun den Menschen gut und führen vor, dass zwei auch ohne Worte beste Freunde sein können.