Biologen haben Zwergpinguinen GPS-Empfänger auf den Rücken geklebt, um mehr über das Leben der kleinsten Pinguine zu erfahren. Die Vögel sind 15 Stunden am Tag auf Jagd – und wissen dabei die Teamarbeit zu schätzen.

Stuttgart - Ein wenig ähnelt eine Kolonie der Zwergpinguine Eudyptula minor in Neuseeland und Australien einem Dorf: Jede Vogelfamilie hat ein eigenes Zuhause, das unter einer Baumwurzel, in Felsspalten und Erdlöchern, aber auch in Nistkästen oder unter dem Boden einer Scheune liegen kann. Längst haben die nicht einmal 40 Zentimeter großen und ein Kilogramm schweren Vögel zwischen ihren Häusern ein Netz von Pfaden getrampelt, die von allen Bewohnern genutzt werden.

 

Am Morgen wackeln die wegen ihrer dunkelblauen Rückenfärbung in Neuseeland auch Blue Penguin genannten Tiere Richtung Strand. Vor dort schwimmen sie einen langen Tag im Meer und jagen kleine Fische, Krebstiere und Tintenfische. Kommen sie am Abend nach Hause zurück, füttern sie damit ihren Nachwuchs. Ob auf hoher See aber wie in der Kolonie Teamwork angesagt ist, darüber berichten Maud Berlincourt und John Arnould von der Deakin University im australischen Melbourne in der Online-Zeitschrift „PLOS One“.

Um die eleganten Schwimmer auch im Wasser beobachten zu können, schlichen die Forscher sich in die Kolonie „London Bridge“ im Port-Campbell-Nationalpark im Süden Australiens und schnappten sich von den rund 70 besetzten Nestern einige wenige Elternvögel. Mit schwarzem Klebeband befestigten sie ein kleines, vier Zentimeter langes, drei Zentimeter breites und einen Zentimeter hohes Messgerät auf den Federn am Rücken der Tiere. Alle zwei Minuten bestimmt dieses Gerät automatisch über das Satellitenortungssystem GPS seine Position und zeichnet die Daten auf. Ein zweiter, erheblich kleinerer Apparat misst, solange ein Pinguin taucht, alle vier Sekunden, wie tief er sich unter Wasser befindet. Beide Geräte zusammen machen weniger als drei Prozent des Körpergewichtes der Tiere aus. Die Pinguine werden von diesen Geräten nicht merklich behindert, wenn sie nach weniger als zehn Minuten in Forscherhänden wieder entlassen werden.

Die Vorteile des Teamworks

Kommen die Tiere nach der Jagd nach Hause, nehmen die Forscher ihnen ihre Messrucksäcke wieder ab und werten die darin gespeicherten Daten aus. Nach 84 so beobachteten Pinguin-Arbeitstagen zeichnet sich eine erstaunliche Leistung der kleinen Frackträger ab: Im Durchschnitt dauert ein Pinguin-Arbeitstag knapp 15 Stunden, in denen die Tiere mit 41,2 Kilometern die Marathonstrecke der Menschen um gerade einmal einen Kilometer verfehlen. Allerdings ähnelt die Strecke eher einem Marathon-Hindernis-Lauf, weil die Vögel immer wieder jeweils durchschnittlich zwölf Minuten lang tauchen und dabei auch noch Beute machen wollen.

Da die Tiere von Nachbarnestern meist fast gleichzeitig Richtung Meer aufbrechen, könnten sie möglicherweise auch gemeinsam jagen, vermuteten die Forscher ursprünglich. Diese Annahme liegt weit neben der Realität, beweisen die Daten: Mit ihren Nestnachbarn pflegen Zwergpinguine nicht auch noch Teamwork im Beruf. Mit anderen Artgenossen aber tun sie das durchaus, bei 58 der 84 untersuchten Jagdausflüge waren mindestens zwei Pinguine gemeinsam am Werk. Vor allem wenn es drauf ankommt, scheinen die Tiere Teamwork zu bevorzugen. In 38 Prozent aller Fälle synchronisierten die Vögel ihre Tauchgänge. Dabei verschwanden sie im Durchschnitt 92 Meter voneinander entfernt in die Tiefe. Solche Distanzen erlauben eine erfolgreiche Kooperation.

Da die Forscher jeweils nur einige wenige Tiere der Kolonie mit Messgeräten ausrüsten konnten, dürften solche Zahlen eher unterschätzen, wie häufig die Zwergpinguine zusammenarbeiten. Wenn die Vögel mit Artgenossen ohne Aufzeichnungsgerät unterwegs waren, konnten die Forscher das ja nicht beobachten. „Es könnte daher leicht möglich sein, dass Zwergpinguine keine Individualisten sind, sondern fast immer gemeinsam jagen“, vermuten sie.

Immerhin bringt dieses Teamwork einige Vorteile: Wer nicht als Single, sondern in einer Gruppe unterwegs ist, verringert die Gefahr erheblich, von größeren Räubern wie See-Leoparden erwischt zu werden. Tintenfische, Krebse und Fischschwärme verteilen sich zudem im Meer auf recht große Regionen. Da eine Gruppe einen viel größeren Bereich im Auge behalten kann, findet sie auch schneller Beute. Und die kann man im Team auch leichter zusammentreiben, um so aus dem Vollen schöpfen zu können. Teamwork lohnt sich also, zumindest für Zwergpinguine.