Die 14 weltbesten Holzfäller aus 14 Nationen haben in der Porsche-Arena ihren Meister ermittelt. An zwei Tagen war die Porsche-Arena mit insgesamt 10 000 Besuchern ausverkauft.

Stuttgart - Von einer Sekunde auf die andere ist es ganz still, zum ersten Mal seit knapp vier Stunden. 5000 Menschen warten, erhitzt von wummernden AC/DC- und Aerosmith-Rhythmen, auf den Höhepunkt des Abends. Sie sind bereit zum frenetischen Jubel – jetzt atmen sie aber leise und enttäuscht aus. Auf der Bühne der Porsche-Arena steht Robert Ebner, ein Kerl wie ein Baum, in seiner Hand baumelt ein schlaffes Stahlseil, vor ihm auf dem Boden liegt ein Monstrum von Kettensäge, 30 Kilo schwer und 80 PS stark und tut keinen Mucks.

 

Fehlstart, „der Griff ist mir aus der Hand gerutscht“, klagt Ebner später. Statt mit 130 Dezibel zu brüllen, schweigt die „Hot Saw“. Von wegen „heiße Säge“. Ebner wickelt das Starterseil erneut auf, diesmal brüllt die Säge los und Ebner schneidet drei Scheiben aus einem 46 Zentimeter dicken Pappelstamm. Die Uhr bleibt bei knapp 14 Sekunden stehen – das war es mit der WM-Medaille beim Treffen der weltbesten Sportholzfäller. Nach fünf von sechs Disziplinen war die noch zum Greifen nah gewesen, aber das Maß der Dinge bei der Hot Saw sind gut sechs Sekunden. Am Ende bleibt für Ebner Platz vier hinter dem Australier Brad de Losa, Mathew Cogar aus den USA und dem Tschechen Martin Komarek.

Die Porsche-Arena ist zweimal ausverkauft

Aber der 27jährige Forstwirt aus der Rhön kann das verschmerzen. Er ist noch relativ jung für diesen Sport, und er konnte ein von Jubel umtostes Heimspiel genießen. So eine Holzfäller WM, die offiziell „Stihl Timbersports World Championships“ heißt, ist ein lärmendes Spektakel mit starken Männern, unglaublichen Leistungen mit Axt und Säge, jeder Menge Testosteron (Motto der Geschichte: „Kiss my Axe“), Rockmusik, Animation und Marketing für den Waiblinger Sägenbauer. Ausverkauft an beiden Tagen, 10 000 Menschen in der Halle durch die ein Duft von Holz, Abgas und Männerschweiß weht. Viele der Zuschauer sind Herren, die ihre Jacken im Laden für Übergrößen kaufen und in deren Händen sich Halb-Liter-Bierbecher putzig ausmachten. Aber auch oft Vater-Sohn-Gespanne und natürlich Fangruppen der 14 Top-Fäller aus 14 Ländern.. Die Schweizer und Franzosen hatten auch noch Kuhglocken dabei – als ob es nicht schon laut genug wäre. Die Athleten zeigten wirklich Erstaunliches. Meist entschieden nur Sekundenbruchteile - und das zum Beispiel beim Durchsägen eines 46 Zentimeter dicken Baumstamms. Von Hand. Und wenn die Naturburschen ihre rasiermesserscharfen Äxte (Ladenpreis um die 500 Euro) ins genormte Pappelholz rammten, dass Keile so groß wie Kaminholzscheite wegspritzten, jubelte das Männerherz.

Ein Fehlhieb hätte fatale Folgen

So eine Show soll neben der Leistungsfähigkeit der Profis auch die Güte der Sägen und Äxte zeigen, dafür wurde sie schließlich erfunden. Harter Sport ist es aber auch – und der kommt ehrlich und direkt rüber. Wenn die Herren auf einem Baumstamm stehend zwischen ihren Füßen die Axt ins Holz rammen, wird dem Publikum angst und bange, zumal die meisten in Turnschuhen antreten. Allerdings dürfte ein Fehlhieb auch bei besserem Schuhwerk die glatte Amputation bedeuten. Aber bei aller Männlichkeit - am Ende sind die Holzfäller ganz normale Sportler. Wie Robert Ebner, als er seine Säge nicht gestartet bekam. Dem starken Mann klappten die Schultern nach vorn und die Mundwinkel nach unten. Ebner schlich enttäuscht von der Bühne – und danach drehte der DJ wieder voll auf.