Insgesamt nimmt die Zahl der Verletzungen auf den Skipisten ab – dafür sind die wenigen Verletzungen aber umso heftiger. Ein Überblick, wie Wintersportler sicher auf der Piste unterwegs sein können.

Stuttgart - Tödliche Unfälle wie jener am Sonntag auf dem Feldberg sind die Ausnahme: Ein 29-Jähriger aus dem Elsass und ein 30-Jähriger aus Leonberg (Kreis Böblingen) sind dort, nachdem die Lifte bereits geschlossen waren, nahe der Talstation auf einer Familienabfahrt („blaue Piste“) so schwer verunglückt, dass beide noch am Unfallort starben. Laut dem Sicherheitsexperten des Deutschen Skiverbands (DSV) Andreas König kommen solche Tragödien extrem selten vor. Insgesamt nimmt die Zahl der Verletzungen auf Skipisten seit Jahren ab – dafür werden diese aber heftiger. Einige Tipps, um sicher auf der Piste unterwegs zu sein:

 

Welche Regeln müssen Sportler auf der Piste beachten?

Auf den Pisten gelten die sogenannten Fis-Regeln, das sind zehn Vorschriften, an die sich jeder Ski- und Snowboardfahrer halten muss. „Das oberste Gebot ist Rücksichtnahme“, erläutert König. Außerdem sei es wichtig, seine Geschwindigkeit immer wieder zu überprüfen: Wenn viel auf der Piste los sei, müsse man sein Tempo verlangsamen. „Außerdem müssen wir die Menschen mehr für das Anhalten und Anfahren sensibilisieren“, sagt König. Viele würden plötzlich auf der Piste stehen bleiben, wenn sich vor ihnen ein schönes Panorama auftue, um ein Foto zu schießen. Es gilt: wenn man anhält, dann nur am Rand der Piste und nicht hinter einer Kante. Vor dem Stoppen und Anfahren muss man sich stets auch nach hinten umsehen.

Wie fit muss ein Skifahrer sein?

Eine gute Vorbereitung – körperlich und materialtechnisch – hält der DSV-Experte für essenziell. „Je häufiger Menschen unter dem Jahr joggen und Rad fahren, desto besser ist es für das Skifahren“, sagt König. Mindestens einmal im Jahr sollten Wintersportler ihre Ski überprüfen lassen: Funktioniert die Bindung? Sind die Kanten scharf genug, so dass ich Halt finde auf eisigem Untergrund? Sind meine Beläge gewachst? Man müsse ehrlich zu sich selbst sein. „Wenn man merkt, dass man müde wird, sollte man eine Pause einlegen.“

Wann passieren die meisten Unfälle?

Statistisch gesehen passieren die meisten Unfälle am dritten Tag und nachmittags. Der Grund: die Skifahrer werden müde und überschätzen ihre Fitness. König rät deshalb, am dritten Tag nur leichte Pisten zu fahren und nachmittags öfter mal zu pausieren, um einen Tee auf einer Hütte zu trinken. Oder einfach einen Tag auszusetzen. „Es gibt mittlerweile viele Angebote, bei denen man an drei frei wählbaren Tagen von fünf Urlaubstagen die Liftkarte nutzen kann“, sagt König. Er rät Wintersportlern, zwischendurch ein oder zwei Tage mal zu wandern, Schlitten zu fahren oder Wellnessangebote nutzen. Generell wird der Schnee bei intensiver Sonneneinstrahlung im Februar und März häufig weich. Dann ist die Sturzgefahr besonders groß. Die meisten Unfälle passieren durch Selbstüberschätzung und Kontrollverlust.

Schützt ein Helm und ein Protektor vor Verletzungen?

Angesichts der vollen Pisten und hohen Geschwindigkeiten ist ein Helm inzwischen fast eine Selbstverständlichkeit. Seit dem tragischen Unfall mit Todesfolge 2009, an dem der damalige Thüringer Ministerpräsident Dieter Althaus beteiligt war, ist der Absatz der Skihelme stark gestiegen. „Rund 99 Prozent aller Kinder und 70 bis 80 Prozent aller Erwachsenen tragen heute einen Helm“, sagt der DSV-Sicherheitsexperte. Damit ist das Verletzungsrisiko deutlich gesunken – mit wenigen tragischen Ausnahmen wie im Fall des ehemaligen Formel-1-Weltmeisters Michael Schumacher oder der zwei am Sonntag tödlichen verunglückten Skifahrer. „Rund 80 Prozent der Kopfverletzungen können durch einen Helm aber verhindert werden“, sagt König.

Bei Skihelmen gibt es zwei Sicherheitsklassen: Bei Helmen der Klasse A reicht der harte Schutz bis unters Ohr, bei der Klasse B sind die Helme an den Ohren mit weicheren Teilen gepolstert, was etwas komfortabler ist. Kinder und Rennsportler sollten sich mit Vollschalenhelmen der Klasse A vor Kopfverletzungen schützen, empfiehlt der Sicherheitsexperte. „Beide Helme entsprechen aber den Anforderungen.“ Ein Tipp für den Kauf: der Helm darf mit geöffnetem Kinnriemen beim Kopfnicken weder rutschen, noch darf er drücken. Immer mehr Skifahrer schützen sich außerdem durch Rückenprotektoren. Bei Stürzen wird dabei der Rücken stabilisiert und geschützt. „Für Kinder und schnelle Fahrer ist ein Protektor ein Muss“, sagt König. Auch Fahrer, die abseits der Pisten im Gelände oder in Funparks unterwegs sind, sollten Protektoren tragen.

Nehmen die Unfälle und die Schwere der Verletzungen zu?

Von etwa 4,2 Millionen Skifahrern in Deutschland mussten in der Saison 2014/15 etwa 39 000 Menschen nach einem Unfall in Behandlung. Davon wurden zwischen 6400 und 6700 Menschen stationär behandelt. Mehr als 17 Prozent aller Verletzungen resultierten aus Kollisionen. Seit Beginn der statistischen Erfassung Anfang der Achtziger sank die Anzahl der Skiverletzungen um 58 Prozent.