Obwohl er das wohl wichtigste Bandmitglied war, hielt er sich zumeist im Hintergrund auf. Jetzt ist Malcolm Young, Mitbegründer der Rockband AC/DC im Alter von 64 Jahren gestorben.

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Stuttgart - Unter einem denkbar schlechten Stern stand in den letzten Jahren das Schicksal von AC/DC, der größten und bekanntesten Hardrockband der Welt. 2014 erlitt der Rhythmusgitarrist Malcolm Young erst einen Schlaganfall und wurde in der Folge dement. Kurz darauf musste der Schlagzeuger Phil Rudd wegen massiver Probleme mit der neuseeländischen Justiz seinen Dienst in der Band quittieren. Anfang 2016 musste der Sänger Brian Johnson während einer laufenden Tournee aussteigen, weil ihm eine Ertaubung drohte. Und Mitte 2016 ging schließlich auch der Bassist Cliff Williams – offiziell in den Ruhestand. Von dem einstigen Quintett, dessen Zukunft nun mehr denn je in den Sternen steht, ist am Ende nur noch der Leadgitarrist Angus Young übrig geblieben.

 

Am Samstag ist Malcolm Young, der die Band 1973 mit seinem Bruder Angus gründete, jetzt viel zu früh im Alter von nur 64 Jahren in Australien gestorben. Dorthin wanderte die Familie des gebürtigen Schotten 1963 aus, dort bekam er mit zehn Jahren seine erste Gitarre, dort schmiss er mit 15 Jahren die Schule, und dort widmete er sein Leben fortan AC/DC. Schon am Silvesterabend 1973 gaben sie ihr erstes Konzert in einem Club in Sydney, zwei Monate später erschien die erste Single mit dem Song „Can I sit next to you“, den noch heute jeder Fan dieses Genres kennt. Wie auch die beiden ersten Alben „High Voltage“ und „T.N.T“, deren Stücke vierzig Jahre lang zum ständigen Liverepertoire von AC/DC zählten. Maßgeblich geschrieben hatte sie allesamt Malcolm Young, denn während sein Bruder Angus das Aushängeschild der Band war, war Malcolm der eigentliche Kopf und die treibende Kraft der Rhythmussektion.

Malcolm Young machte nie die typischen Rockstarschlagzeilen

Der nicht einmal 1,60 Meter große zweifache Familien- und dreifache Großvater, der seit den siebziger Jahren mit seiner Frau Linda verheiratet war, machte nie die typischen Rockstarschlagzeilen. Malcolm Young arbeitete im Hintergrund, er hielt die Band nach dem frühen Tod ihres charismatischen früheren Sängers Bon Scott zusammen, er legte mit akribischer Arbeit das Fundament für die Klassiker und Welthits dieser Band und erspielte sich den unbezweifelbaren Ruf eines der weltbesten Rhythmusgitarristen.

Ehe es ein gutes Riff in einen AC/DC-Song schaffe, seien hundert andere in den Mülleimer gewandert, beschrieb er einmal seine Arbeit, die er unprätentiös auf jener uralten Gretsch-Gitarre verrichtete, welche er viele Jahre lang stetig für seine Bedürfnisse modifizierte. Und die in dem prototypischen mal wundersam reduzierten („Ride on“), mal bombastischen („For those about to Rock“) und allein schon deshalb schwer zu kategorisierenden Sound mündete. Derweil behaupteten seine Schöpfer unermüdlich, lediglich eine Rock-’n’-Roll-Band zu sein.

Auf die Anfänge folgten viele weitere legendäre Alben (insgesamt verkauften sie sich weit über zweihundert Millionen Mal) und unzählige Konzerte, die eher Massengottesdiensten glichen, hierzulande etwa zuletzt am Hockenheimring vor neunzigtausend Zuschauern. Einige Wechsel in der Bandbesetzung gab es, doch Malcolm Young blieb der Band treu, bis es nicht mehr ging. Noch am letzten AC/DC-Album „Rock or bust“ hat er mitgeschrieben, für die Aufnahmen reichte die Kraft dann nicht mehr, zuletzt soll sein Kurzzeitgedächtnis versagt haben.

Friedlich gestorben

Friedlich im Kreise seiner Familie sei er gestorben, teilte diese am Samstag auf der Bandwebseite mit; sie bittet, was für ein wunderbares Vermächtnis eines Rockstars, statt freundlich zugedachter Blumen um Spenden an die Heilsarmee. „He leaves behind an enormous Legacy that will live on forever“, schreibt Angus Young dort zum Gedenken an seinen Bruder Malcolm. Ein pathetischer Satz, den man bei vielen anderen Rockmusikern anmaßend finden könnte. Doch auf Malcolm Young trifft er zu. im Kreise seiner Familie sei er gestorben, teilte diese am Samstag auf der Bandwebseite mit; sie bittet, was für ein wunderbares Vermächtnis eines Rockstars, statt freundlich zugedachter Blumen um Spenden an die Heilsarmee. „He leaves behind an enormous Legacy that will live on forever“, schreibt Angus Young dort zum Gedenken an seinen Bruder Malcolm. Ein pathetischer Satz, den man bei vielen anderen Rockmusikern anmaßend finden könnte. Doch auf Malcolm Young trifft er zu.