Sam Shepard war ein Multitalent. Er war als Schlagzeuger mit Bob Dylan auf Tour, schrieb große Bühnenstücke und bekam als Filmschauspieler eine Oscar-Nominierung. Nun ist der mit dem Westernheldengesicht mit 73 Jahren gestorben.

Stuttgart - Er sei ein vom Theater verwöhnter Autor, hat der Amerikaner Sam Shepard einmal gesagt, er habe dort einmischungsfrei seine Stücke genau so schreiben dürfen, wie er sie für richtig gehalten habe. Kritik und Publikum aber bescheinigten dem vielfach Talentierten, dass er die Freiheit des Theaters auch bestens genutzt habe: Immer wieder wurde der am Sonntag im Alter von dreiundsiebzig Jahren verstorbene Autor von „The Tooth of Crime“ (1972), „Angel City“ (1976) und „Buried Child“ (1978) als einer der besten Dramatiker der USA gerühmt.

 

Aber Shepard war nicht nur Dramatiker, er war Prosa-Autor, Bühnen- und Filmschauspieler sowie Rockmusiker, ein belebender Querschläger in allen Genres. Ob er nun in der Psychedelic-Hippie-Band Holy Modal Rounders Schlagzeug spielte, Bob Dylan auf Tour begleitete – woraus 1978 Shepards Tourtagebuch „Rolling Thunder Logbook“ hervorging – oder das Off-Theater mit absurden, knarzig humorigen Stücken aufmischte: Stets signalisierte dieser Farmerssohn, der selbst einmal auf einer Ranch gearbeitet hatte, mit seinem scharf konturierten, hageren Cowboy-Gesicht, dass mit ihm ein neues, widerspenstiges, für keine Avantgarde und für kein Künstlermilieu von vornherein szenetypisches Element ins Spiel kam.

Hager und kantig

Die meisten Menschen kannten Sam Shepard allerdings als Filmschauspieler, dessen hagere Kantigkeit auf eine frühere Epoche der Hollywood-Recken zurückverwies. Seinen Durchbruch als Schauspieler hatte ihm denn auch ein Aufbruch in einer so grandiosen wie exzentrischen Wanderarbeitergeschichte gebracht, in Terence Malicks „Days of Heaven“ (1978). Diese intensiv glühende Liebesgeschichte unter armen Leuten im Jahr 1916 ging verschwenderisch mit bittersüßen Landschaftsbildern um, brauchte Gesichter, die denen standhalten konnten – und fand sie unter anderem in Shepard und Richard Gere.

Für seine Rolle des Astronauten Chuck Yeager in Philip Kaufmans „Der Stoff, aus dem die Helden sind“ (1983) wurde Shepard für den Oscar nominiert, in Robert Altmans Adaption seines Stückes „Fool for Love“ (1985) übernahm er die Hauptrolle, für Volker Schlöndorff spielte er in „Homo Faber“ (1991) die Titelfigur. Seine größte Zuneigung aber galt weiter dem Theater. Auf der Bühne, hat er gesagt, regiere die Freiheit der Sprache: „Und die Sprache ermöglicht weitere Reisen als jeder Film.“