Der VfB Stuttgart trauert um seinen langjährigen Nachwuchskoordinator Thomas Albeck. Der frühere Sportliche Leiter des VfB-Jugendbereichs ist am Dienstag im Alter von 61 Jahren gestorben.

Sport: Marco Seliger (sem)

Stuttgart - Vor ein paar Wochen noch freute sich Thomas Albeck im fernen Leipzig diebisch über das, was gerade in Stuttgart passierte. Die Nationalelf war Ende August zu Gast in der baden-württembergischen Landeshauptstadt, das WM-Qualifikationsspiel gegen Norwegen stand an – und Albeck sagte im Gespräch mit dieser Zeitung, dass er gerade mächtig stolz sei. Aus gutem Grund.

 

Der Bundestrainer Joachim Löw hatte in Bernd Leno, Antonio Rüdiger, Joshua Kimmich, Serge Gnabry, Mario Gomez, Sami Khedira, Sebastian Rudy und Timo Werner gleich acht frühere Jugendspieler des VfB Stuttgart nominiert. Acht Jungs, die unter dem ehemaligen Jugendkoordinator Thomas Albeck im VfB-Nachwuchs groß geworden waren.

Die Liste der namhaften Profis, die sich unter Albecks Leitung zu Größen der Bundesliga entwickelten, lässt sich noch weiter fortführen. Kevin Kuranyi, Christian Gentner, Timo Hildebrand, Andreas Hinkel, Andreas Beck und Serdar Tasci gehörten ebenfalls zu seinen Schützlingen.

Jetzt tragen sie Trauer.

Thomas Albeck, der 2013 nach 13 Jahren beim VfB zu RB Leipzig gewechselt war und dort Nachwuchschef war, ist im Alter von 61 Jahren gestorben. Am Dienstagmorgen soll er tot in seiner Wohnung aufgefunden worden sein. RB machte keine Angaben zur Todesursache. Offenbar erlag Albeck einem Herzversagen.

Am Samstag (15.30 Uhr) empfängt RB Leipzig den VfB in der Bundesliga – beide Clubs sind in Trauer vereint. In einer Stellungnahme zeigte sich RB am Mittwoch tief betroffen. „Wir sind schockiert und traurig, aber auch dankbar für die gemeinsame Zeit mit Thomas, den wir als hochprofessionellen, freundlichen, zuvorkommenden und engagierten Kollegen und großartigen Freund und einzigartigen Menschen in Erinnerung behalten werden.“ Auch der VfB gedachte Albeck: „Durch seine akribische und leidenschaftliche Arbeit war Thomas Albeck einer der Väter für die zahlreichen Erfolge und Meistertitel der VfB-Jugend in den 2000er Jahren“, hieß es auf der Internetseite des Vereins: „Mit Thomas Albeck ist eine herausragende Persönlichkeit von uns gegangen, die sich nicht nur um den VfB, sondern auch um den gesamten deutschen Fußball große Verdienste erworben hat.“

Unter Albecks Führung war der Nachwuchs des VfB führend in Deutschland. Insgesamt 15 Meisterschaften mit den A- und B-Junioren gehen auf Albecks Konto, der mit Frieder Schrof, der später ebenfalls zu RB Leipzig wechselte, für den Stuttgarter Nachwuchs verantwortlich zeichnete. Zuvor war Albeck von 1986 bis 1999 Verbandssportlehrer beim Württembergischen Fußballverband. Der WFV würdigte am Mittwoch seine Verdienste: „Er hat weit über Württemberg hinaus Spuren hinterlassen und insbesondere in der Trainer-Ausbildung nachhaltige Akzente gesetzt“, hieß es in einer Stellungnahme: „Mit seiner kommunikativen Persönlichkeit und seinem Fachwissen war er allseits geschätzt.“

Beim VfB wurden Albeck und Schrof 2012 unter der Regie des damaligen Sportvorstandes Fredi Bobic entmachtet und weggeschickt. Sie landeten bei RB Leipzig, das heute bundesweit für seine Strukturen im Nachwuchsbereich gelobt wird.

Vor allem aber beim VfB hinterließ Albeck Spuren. Angesprochen auf sein Erfolgsrezept, mit dem die Khediras und Werners nach oben gebracht wurden, sagte er noch Ende August: „Wir sind beim VfB auf jeden Jugendspieler einzeln eingegangen.“ Das Gesamtkonzept, ergänzte Albeck, müsse passen: „Man muss zu den Jungs ein Vertrauensverhältnis aufbauen. Sie müssen das Gefühl haben, dass sie eine Anlaufstation haben, wenn sie ein Problem haben.“ Auch in Leipzig füllte Albeck diese Rolle aus. Sein Tod hinterlässt eine große Lücke in der Jugendabteilung von RB.