Unweit der von Protesten erschütterten US-Stadt Ferguson haben Polizisten am Dienstag in St. Louis erneut einen Afroamerikaner erschossen. Der 23-Jährige habe die Beamten mit einem Messer bedroht, erklärte die Polizei.

St. Louis - In der von Protesten erschütterten US-Kleinstadt Ferguson haben mehrere Hundert Menschen in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit) gegen die ihrer Ansicht nach brutale Behandlung von Schwarzen durch die Polizei protestiert. Sie skandierten „Hände hoch, nicht schießen!“ Im Vergleich zum Montagabend blieb es aber zunächst ruhig. Stunden vor der neuerlichen Demonstration hatten Polizisten in St. Louis einen Afroamerikaner erschossen. Der 23-Jährige habe die Beamten mit einem Messer bedroht, sagte der Polizeichef Sam Dotson vor Journalisten. Der Verdächtige habe sich unberechenbar verhalten und die Polizisten aufgefordert, ihn zu erschießen.

 

Auf der Hauptstraße von Ferguson, die seit mehr als einer Woche Schauplatz von Protesten und wiederholten Unruhen geworden war, gingen die Demonstranten in der Nacht zum Mittwoch mehrere Stunden lang den Gehweg auf und ab. Die Polizei stand schwer bewaffnet und mit gepanzerten Fahrzeugen in Seitenstraßen bereit, hielt sich aber zunächst verdeckt und aus dem Blickfeld der Demonstranten.

Der Tod von Michael Brown hatte die Proteste ausgelöst

Ron Johnson, der verantwortliche Polizist der Polizei im Bundesstaat Missouri, sprach am Abend mit Demonstranten und Journalisten, und rief erneut zur Ruhe auf. „Feiglinge verstecken sich im Dunkeln“, sagte er mit Blick auf Unruhestifter, die sich in den vergangenen Tagen erst nachts auf der West Florissant Avenue blicken ließen. Auch Missouris Oberstaatsanwalt Chris Koster mischte sich unter die Menge. Der Fall des getöteten Michael Brown soll am Mittwoch vor eine Geschworenenjury kommen. Die tödlichen Schüsse eines weißen Beamten auf den 18-jährigen unbewaffneten Afroamerikaner vor mehr als einer Woche hatten die Proteste ausgelöst.

Polizei und Behörden hatten sich umfassend auf eine weitere Nacht vorbereitet. Straßen wurden gesperrt. Umliegende Geschäfte und Restaurants schlossen bereits am frühen Abend, um sich vor möglicher Randale und Plünderungen zu schützen. Viele Journalisten und Kamerateams aus aller Welt beobachteten das Geschehen in dem Vorort der Metropole St. Louis.

Justizminister Eric Holder wird am Mittwoch in Ferguson erwartet, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen. Auch das Justizministerium und die Bundespolizei FBI ermitteln. In der Nacht zum Dienstag waren bei gewaltsamen Protesten in der Stadt mindestens 31 Menschen festgenommen worden, von denen einige aus New York und Kalifornien in die Kleinstadt gereist waren. Auch drei deutsche Journalisten wurden vorübergehend inhaftiert. Nach Angaben der Polizei wurden zwei Menschen von bewaffneten Demonstranten angeschossen.