Die 78-jährige Bewohnerin eines Pflegeheims ist nach dem Verzehr einer roten Wurst vom Grill erstickt. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung.

Tübingen - Ein Stück rote Wurst ist am Donnerstag einer 78-jährigen Frau in einem Tübinger Pflegeheim der Samariterstiftung zum Verhängnis geworden. Sie erlitt gegen 17 Uhr auf dem Sommerfest der Einrichtung einen Erstickungsanfall und starb wenig später. Die Tübinger Staatsanwaltschaft hat nun wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung Ermittlungen gegen die Heimleitung aufgenommen.

 

„Man hätte sofort einen Notarzt rufen müssen, da ist wertvolle Zeit verstrichen, ohne dass jemand zum Hörer gegriffen hat“, kritisiert die erst später gerufene Notärztin Lisa Federle. „Womöglich hätte man die Frau retten können.“ Genau das ist nicht geschehen, auf Hilfe von außen setzte das Personal zunächst nicht. Dem Heimleiter und der Pflegedienstleiterin gelang es, zumindest einen Teil der festsitzenden Wurst zu entfernen. „Die Mitarbeiter haben die Frau erfolgreich kopfüber gehievt“, sagt Angela Krohmer, die

„Es ging ihr gerade wieder besser“

Regionalleiterin der Samariterstiftung. Danach hätten sie die Seniorin in ihrem Rollstuhl in ihr Zimmer im ersten Stock gefahren und ins Bett gelegt. Erst dort hätten sie bemerkt, dass die 78-Jährige nicht mehr atmete. „Die Mitarbeiter sind in Erste-Hilfe-Maßnahmen geschult, sie dachten mit der Entfernung der Wurst sei die Gefahr gebannt und kein Arzt mehr vonnöten“, sagt Krohmer. Den Gesundheitszustand der Seniorin vor dem Erstickungsanfall beschreibt Krohmer als gut. „Es ging ihr gerade wieder besser, sie hat fröhlich mitgefeiert und selbstständig mitgegessen.“ Die Frau lebte schon seit mehreren Jahren in der Einrichtung im Tübinger Westen.

Die Frau feierte beim Sommerfest im Hof fröhlich mit

Nach dem Eintritt des Todes informierten das Heim die Hausärztin, die zusagte, im Laufe des Abends vorbeizukommen. Gegen 18.30 Uhr rief die Hausärztin bei der Polizei an, die kurz darauf mit der diensthabenden Notärztin Lisa Federle im Pflegeheim eintraf. „Ich musste vor Ort mehr als eineinhalb Stunden auf die Kriminalpolizei aus Nürtingen warten, sie kam erst gegen 20.25 Uhr“, sagt Federle. Um die Sache zu beschleunigen, schickte sie telefonisch eine Kurznachricht an den baden-württembergischen Innenminister Thomas Strobl, der umgehend reagierte. Die Wartezeit sei absolut im Rahmen, sagt ein Pressesprecher des Reutlinger Präsidiums: „Wir priorisieren die Aufträge nach Dringlichkeit, in Tübingen war die Lage stabil.“ Außerdem sei um 20 Uhr Schichtwechsel gewesen.