War es Mord oder Selbstmord? Zuerst war sich die Polizei nicht sicher, wie eine Frau aus Waiblingen ums Leben kam. Jetzt gibt es einen Verdacht gegen den Ehemann.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Waiblingen - Am 29. Dezember ist in einem Mehrfamilienhaus in Waiblingen eine 47 Jahre alte Frau von ihrer erwachsenen Tochter tot aufgefunden worden. Die Polizei und die Staatsanwaltschaft gehen von einem Verbrechen aus. Dies teilte die Polizeidirektion Waiblingen am Freitag mit. Ein Strick war um den Hals der Toten und um einen Dachquerbalken gelegt worden, um einen Selbstmord vorzutäuschen. Die Tochter, die noch ab und zu bei ihrer Mutter wohnte, hatte sie gegen 12 Uhr auf dem für alle Parteien des Mehrfamilienhauses zugänglichen Dachboden gefunden.

 

Untersuchungen weisen auf Verbrechen hin

An einem Selbstmord hatten die Ermittler der Waiblinger Kriminalpolizei jedoch schnell Zweifel. Aus diesem Grund wurden zahlreiche kriminaltechnische und rechtsmedizinische Untersuchungen angestellt, die schließlich auf ein Verbrechen hinwiesen. „Die Kriminalpolizei Waiblingen ermittelt gegen einen 52 Jahre alten Mann aus Waiblingen wegen eines schrecklichen Verdachts“, heißt es in einer Mitteilung der Polizeidirektion Waiblingen. „Er steht unter dringendem Tatverdacht, kurz vor dem Jahreswechsel seine von ihm getrennt lebende 47 Jahre alte Ehefrau getötet zu haben.“ Wie ein Polizeisprecher am Freitag auf Anfrage sagte, werde gegen den 52-Jährigen wegen Mordes ermittelt. Als Tatmotiv komme Eifersucht in Betracht. Der Mann lebt ebenfalls in Waiblingen. Er sitzt jetzt in Untersuchungshaft.

Auf dem Dachboden und in der Wohnung der Getöteten machten sich neben Kriminalpolizisten aus Waiblingen auch Spezialisten der Kriminaltechnik der Landespolizeidirektion (LPD) Stuttgart I und des Landeskriminalamtes auf die Suche nach Spuren. Zu den umfangreichen und zeitaufwendigen Ermittlungen in dem Haus in der Wasserstubensiedlung zählte unter anderem auch eine Rekonstruktion der Tat durch die Kriminaltechniker.

Tatverdächtiger am Arbeitsplatz festgenommen

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ordnete eine Obduktion der Toten an. Nachdem deren Ergebnis nicht eindeutig war, wurde ein Zweitgutachten in Auftrag gegeben. Durch diese Autopsie konnte schließlich ein Selbstmord ausgeschlossen werden. Die tatsächliche Todesursache wird von der Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen bisher noch nicht genannt.

Der von der Frau getrennt lebende Ehemann wurde währenddessen mehrmals verhört. Laut Polizei verstrickte er sich dabei zunehmend in Widersprüche. In der 24 Jahre dauernden Ehe soll er gegenüber seiner Ehefrau mehrmals handgreiflich geworden sein. Am Dienstag erließ das Amtsgericht Stuttgart schließlich auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl gegen den 52-Jährigen und ordnete zudem eine Durchsuchung seiner Wohnung an. Der Tatverdächtige wurde am Donnerstag an seinem Arbeitsplatz von der Polizei festgenommen. In der Vernehmung habe er die Tat nicht eingeräumt, teilte die Polizeidirektion Waiblingen mit.

Am Freitag wurde der Mann einem Haftrichter vorgeführt, der den Haftbefehl in Vollzug setzte. Seitdem sitzt der Verdächtige in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei, an denen weiterhin Beamte des Landeskriminalamtes beteiligt sind, dauern an.