Tom Hanks spielt das Klischee eines Amerikaners in der Fremde und in der Krise. Das ist nicht einen ganzen Film lang nur vergnüglich.

Stuttgart - Tom Tykwer hat es geschafft, und das nicht nur von Wuppertal bis nach Hollywood. Auch künstlerisch gibt sich der deutsche Regisseur nicht mit kurzen Fußrunden zufrieden. Ob experimentelle Werke wie „Lola rennt“, ob Epen wie „Cloud Atlas“ und „Das Parfum“ – Tykwer gilt als innovativ und vielseitig. Nur seine neue Multikulti-Komödie „Ein Hologramm für den König“ mit Tom Hanks will nicht so recht in diese Reihe passen.

 

Aber von vorne: Tykwers Protagonist Alan Clay steht vor dem Nichts. Eine gescheiterte Ehe hat er hinter sich, eine gescheiterte Karriere steht ihm dank Bankenkrise und Wirtschaftstief bevor. Sein letzter Strohhalm: ein IT-Deal mit dem König von Saudi-Arabien. Dafür soll er vor Ort eine neuartige Hologramm-Technik pitchen. Doch das erweist sich als schwieriger denn gedacht.

Mit Händen und Füßen

„Ein Hologramm für den König“ erzählt auf skurrile Art und Weise von der Sinnsuche des typisch weißen Klischee-Amerikaners, der so tief in der Midlife-Crisis steckt, dass ihm schon psychosomatische Abszesse am Rücken wachsen. Den notgedrungenen Ego-Trip verlegt der Film nach Saudi-Arabien und macht Clays innere Reise so auch zu einer physischen. Und ja, der darin enthaltene Clash-of-Culture-Anteil ist teils so absurd, dass man darüber lachen kann. Wenn Alan Clay zum Beispiel mit Händen und Füßen versucht, eine Horde Araber davon zu überzeugen, dass er nicht von der CIA geschickt wurde, oder wenn er mit seinem Team statt in die protzige Luxusanlage seines Auftraggebers kurzerhand in ein Zirkuszelt verfrachtet wird.

Gleichzeitig klappert „Ein Hologramm für den König“ jedoch fröhlich jedes noch so platte Vorurteil ab. Vom verlotterten Taxi-Fahrer, der für ein paar Münzen am Tag den weißen Gast aus den USA in der Gegend herum kutschiert, bis hin zum Kamel-und-Wüsten-Hochglanz-Panorama durchlebt Clay jede Seite eines mittelmäßigen Saudi-Arabien-Reiseführers. Könnte das durch die reine Absurdität der Übertreibung noch entlarvend wirken, verliert sich der Effekt denn doch, weil „Ein Hologramm für den König“ vergisst, seine Figuren ernst zu nehmen.

Opfer von Stereotypen

Nicht nur ist Alan Clay ein Mosaik typischer Symptome des alternden Ami-Mittelständlers, auch sein romantischer Gegenpart fällt Stereotypen zum Opfer. Zahra heißt die schöne arabische Ärztin, die selbstverständlich nur darauf wartet, von einem schmucken Dahergewehten aus den Fesseln repressiver Lebensumstände befreit zu werden. Tywker stilisiert sie zur seelenlosen Freiheitsvision seines Protagonisten und macht seine Geschichte zunehmend unglaubwürdig.

Ein Hologramm für den König. USA, Deutschland, Großbritannien 2016. Regie: Tom Tykwer. Mit: Tom Hanks, Ben Wishaw, Tom Skerritt. 98 Minuten. Ab 6 Jahren.