Sieben Männer-Teams sind bei der Süddeutschen Meisterschaft im Torball gegeneinander angetreten.

Weilimdorf - Der Ball ist rund – aber ein Spiel dauert nur zehn Minuten. Doch auch beim Torball geht es darum, das Leder so oft wie möglich im Tor zu versenken. Gefragt ist bei den drei Spielern pro Team allerdings vor allem eines: hervorragende Ohren, ein guter Orientierungssinn und blitzschnelles Reaktionsvermögen. Denn wo der Gegner den Ball hinzielt, lässt sich für die blinden oder sehbehinderten Spieler allein über das leise Klingeln erahnen, das Metallringe im Innern der Kugel erzeugen. „Deshalb muss es in der Halle auch ganz still sein“, sagt Alexander Knecht, Trainer des SV Hoffeld. Der Weilimdorfer hat bereits zum zweiten Mal die Süddeutsche Torball-Meisterschaft in der Sporthalle des Solitude-Gymnasiums organisiert. Sieben Männer-Mannschaften mit Spielern im Alter zwischen 20 und 70 Jahren sind am Samstag nach Weilimdorf gekommen, um sich für die Deutsche Meisterschaft zu qualifizieren. Sie wird im März im badischen Steinbach ausgetragen.

 

„Beim Torball geht es sehr viel um Taktik“, sagt Alexander Knecht. Die Spieler trainierten ganz genau, wie und wohin sie werfen. „Sie können eine Linie exakt entlang werfen.“ Um ein Tor zu schießen, versuchen sie laut dem Trainer entweder, eine Schnittstelle zwischen den Gegenspielern zu treffen, sie spielen besonders stark, kontern sehr schnell oder sie drehen den Ball so an, dass er über die Gegner ins Tor hüpft. „Eine gute Mannschaft reagiert darauf und geht weiter vor“, erklärt Knecht.

Schmerzen gehören dazu

„Torball ist Adrenalin pur“, sagt der Spieler Ramazan Kizilirmak vom TVC Kaiserslautern. „Aber es ist eine harte Sportart. Wer Schmerzen mag, ist genau richtig“, meint er und lacht. Schließlich versuchen die Torball-Spieler die Bälle abzuwehren, indem sie ihre Körper der Länge nach vor dem sieben Meter breiten Tor ausstrecken. Da lässt es sich nicht vermeiden, dass der Ball auch mal im Gesicht oder im Bauch landet. „Körperspannung ist von Vorteil“, meint Alexander Knecht aus eigener Erfahrung. Der Trainer, dessen Augen intakt sind, hat selbst viele Jahre aktiv Torball gespielt. Eine schwarze Augenbinde verhinderte bei ihm , dass er gegenüber den anderen einen Vorteil hat. Es gilt die Regel, dass pro Mannschaft nur ein sehender Spieler dabei sein darf.

Zu der Sportart ist Alexander Knecht über seinen Vater gekommen, der als Kind erblindete. „Er hat zusammen mit anderen Blinden den Torball beim BSV Stuttgart aufgebaut“, berichtet der Weilimdorfer. Von Kindesbeinen an habe er die Turniere seines Vaters begleitet und sei so in die Sportart hineingewachsen. Seine beiden Söhne Adrian und Daniel sind inzwischen ebenfalls als Balljunge und Protokollführer beim Turnier involviert.

Bisher ist Torball nicht paralympisch

Das Besondere an Torball ist laut Knecht, dass es sich um eine Sportart handelt, die speziell für Blinde und Sehbehinderte entwickelt wurde. Sie ist nach dem Zweiten Weltkrieg als Reha-Maßnahme für Kriegsversehrte entwickelt worden. „Ansonsten gibt es für Sehbehinderte nur Sportarten, die aus dem Nicht-Blinden-Sport adaptiert wurden, zum Beispiel Blinden-Fußball“, sagt Knecht. Der Wunsch vieler Torball-Spieler sei es, dass ihre Sportart eines Tages paralympisch wird. Doch dafür sei es wohl dem Goalball zu ähnlich, vermutet der Trainer.

So funktioniert Torball

Torball:
Die Sportart ist ein speziell für Blinde oder Sehbehinderte entwickeltes Ballspiel und zählt zu den wenigen Mannschaftssportarten, die es im Blindensport gibt. Der Spielgedanke besteht in dem Versuch, den Ball unter drei Leinen in der Mitte des Spielfelds hindurch und an der gegnerischen Abwehr vorbei ins Tor zu werfen. Die Spielzeit beträgt dabei zweimal fünf Minuten.

Spiel:
Der Ball ist etwa so groß wie ein Volleyball. Damit er hörbar ist, befinden sich in seinem Inneren Metallringe, die bei Bewegung klingeln. Das Spielfeld umfasst sieben mal 16 Meter, wobei die sieben Meter lange Grundlinie gleichzeitig die Torlinie ist. Die Spieler orientieren sich anhand von Bodenmatten. Zwischen den Mannschaftsräumen befindet sich eine vier Meter breite, neutrale Zone. Dort werden drei Leinen im Abstand von zwei Metern auf 40 Zentimeter Höhe quer über das Feld gespannt. An ihnen befestigte Glöckchen läuten bei der geringsten Berührung. Stößt der Ball dagegen, muss ein Spieler kurz vom Spielfeld.

Team:
Jede Mannschaft verfügt über drei Feldspieler. Bis zu drei Wechselspieler können sich auf der Bank bereithalten.