Für Tortenverrückte, Tortendesigner und Fans von buntem Zuckeguss: Auf der ersten Cake Germany 2014 in Esslingen gab es alles außer langweilig. Doch auf der Messe wird klar, warum Tortendesign nicht viel mit dem Handwerk des Konditors zu tun hat.

Esslingen - Was in den USA oder Großbritannien bereits seit Jahren ganz groß ist, findet auch hierzulande immer mehr Anhänger. Am Wochenende hatten Tortenverrückte und Tortendesigner erstmals auf einer Messe auch im Süden Deutschlands die Chance zum Fachsimpeln und Staunen. Denn neben Einkaufsständen und Workshops mit internationalen Profis, gab es bei der Cake Germany 2014 im Esslinger Neckar Forum auch einen Wettbewerb. Eine Fachjury hatte die Qual der Wahl, aus 120 eingereichten Tortenkunstwerken die besten zu prämieren.

 

Es ist noch gar nicht so lange her, da mussten selbst die Profis ihr Zubehör im Ausland bestellen, weiß Zhaneta Nazgaidze, die Geschäftsführerin und Veranstalterin der Messe. Wie jung die Tortendesignszene in Deutschland ist, zeigt sich auch an Nazgaidzes Werdegang. Wie bei vielen der Aussteller und Kurstutoren hat auch bei ihr alles mit einem Hobby begonnen, das zur Passion wurde. „Ich habe dann irgendwann einen Online-Shop eröffnet und schließlich auch angefangen, Kurse zu geben“, sagt Zhaneta Nazgaidze. Darin bringt sie Teilnehmern beispielsweise bei, wie man überaus filigrane und täuschend echt aussehende Zuckerblüten aus Modellierfondant zaubert.

Tortendesigner aus ganz Europa zeigen ihr Können

Während der zweitägigen Messe konnten Besucher auch einige Workshops internationaler und nationaler Tutoren besuchen. Vom Backen und Verzieren kunstvoller Cupcakes über Zuckerziehen bis hin zum Motivtortenbacken und im Anschluss kleine Tierchen als Deko modellieren, konnte man einiges an Grundlagen lernen.

Designer aus Russland, England oder den Niederlanden demonstrierten auf der großen Bühne ihr ganzes Können. Aber auch die 120 für den Wettbewerb eingereichten Motivtorten ließen viele Besucher staunen. Bei den Wettbewerbskategorien sah man Zuckerblumen, 3D-Torten und Motivtorten mit dekorativen Elementen. Alles in allem stand bei Themen wie „Märchen der Gebrüder Grimm“ Augenschmaus und nicht Gaumenfreude im Vordergrund.

Klare Abgrenzung zum Handwerk des Konditors

Scheinbar gibt es nichts – das zumindest ließen die Exponate vermuten – was man heute nicht aus essbaren Materialien herstellen kann. Vorausgesetzt man verfügt über das Fingerspitzengefühl eines Chirurgen und die richtige Technik. „Letztere entwickelt sich laufend weiter“, sagt Sylvia Zenz. Die Vorsitzende der Jury ist selbst Tortendesignerin. „Wir brauchen Materialien, mit denen wir fein arbeiten können. Da gibt es eine klare Abgrenzung zum Handwerk des Konditors“, erklärt sie. Gearbeitet wird mit Modellierpaste, Rollfondant, Modellierschokolade oder Isomalt. Die moderne Tortendesignerszene habe nicht viel mit dem klassischen Tortenbacken zu tun. „Unsere Arbeit fängt da an, wo die des Konditors endet“, erläutert Sylvia Zenz. Wenn man seine Fähigkeiten nicht weiterentwickele, werde man überholt, erklärt die Jurorin aus Lübeck, die sich vor Jahren mit dem Motivtortenvirus, wie sie es nennt, angesteckt habe.

Zenz betont, dass auch in Deutschland die Nachfrage wachse. Erst vor kurzem hat sie eine Woche lang an einer Jubiläumstorte für eine Seniorenresidenz gearbeitet. Dabei sollte sie die Bewohner alle in Zuckerguss modellieren. Das kostete den Kunden schon mal 3500 Euro.