Im DFB-Pokal trifft der Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers auf den Titelverteidiger VfL Wolfsburg. Das ist der Ex-Verein des neuen Torhüters Carl Klaus, der dort in der zweiten Mannschaft gespielt hat.

Stuttgart - „Im Alter wird man immer besser“, das ist so ein typischer Spruch aus dem Mund von Erol Sabanov. Tatsächlich erreichte der gebürtige Aalener seinen Karrierehöhepunkt erst spät im Leben eines Fußballprofis – mit Mitte 30 als Torwart beim 1. FC Heidenheim. Mit inzwischen 41 Jahren steht der bulgarisch-türkisch-stämmige Blondschopf zwar nicht mehr zwischen den Pfosten, dafür aber hinter den drei Schlussmännern der Stuttgarter Kickers: Sabanov ist der neue Torwarttrainer der Blauen.

 

„Ein Torhüter“, sagt Sabanov, „muss kompakt sein.“ Dazu braucht es laut dem ehemaligen Fußballprofi verschiedene Fähigkeiten wie Kraft, Anspielbarkeit und mentale Stärke. Den Mut zum Sprung bringen zwar alle drei Torhüter des Degerlocher Drittligisten mit, am Ende kann nur einer von ihnen den Kasten sauber halten. Um die neue Nummer eins ist in der Vorbereitung ein heißer Konkurrenzkampf entbrannt – mit Carl Klaus als Sieger.

Der bisherige Kickers-Keeper Korbinian Müller fand sich hinter Rouven Sattelmaier plötzlich auf der Tribüne wieder. Der jüngste des Torwarttrios ist von den Verantwortlichen um den Cheftrainer Horst Steffen gesetzt – zumindest bis zum DFB-Pokalspiel am Samstag gegen den VfL Wolfsburg. „Sicher ist das ein besonderes Spiel“, gibt der 21-Jährige zu. Nicht nur weil es gegen den Titelverteidiger geht, sondern auch gegen seinen alten Club. Der gebürtige Stuttgarter kam im Sommer aus der VW-Stadt, wo er für die zweite Mannschaft in der Regionalliga gespielt hat.

„Im Fußball wird einem nichts geschenkt“

Beim Saisonauftakt gegen Fortuna Köln gab er sein Debüt im Gazi-Stadion. „Carl Klaus entspricht unserer Philosophie, das Spiel auch von hinten heraus eröffnen zu können“, lobt Steffen den Neuzugang. Dennoch hält sich der Coach alle Möglichkeiten offen: „Die anderen beiden können sich im Training genauso empfehlen.“ Neben dem 24-jährigen Müller, der bereits vor einem Jahr von Unterhaching zu den Kickers kam, will vor allem Sattelmaier ein Wörtchen im Tor mitreden. „Ich hoffe, der Trainer trifft die richtige Entscheidung“, hatte der für den Stammplatz favorisierte ehemalige Bayern-Torwart im Vorfeld noch optimistisch gesagt.

Schließlich ist der 27-Jährige nicht nur der älteste der Kandidaten, sondern war auch so etwas wie der Wunschspieler von Sabanov. Er kennt Sattelmaier aus der gemeinsamen Zeit in Heidenheim, sogar bei Jahn Regensburg haben die beiden Blondschöpfe früher zusammen gespielt. Nachdem Sattelmaiers Vertrag beim Zweitligisten FCH nicht verlängert wurde, holte ihn Sabanov kurzerhand zu seinem neuen Arbeitgeber. Von einer bevorzugten Behandlung seines Schützlings will der Torwarttrainer dagegen nichts wissen: „Im Fußball wird einem nichts geschenkt – es zählt nur die Leistung.“ Daher habe man sich im Trainerstab zunächst auf Klaus als Nummer eins geeinigt. „Die Jungs gehen sehr professionell mit der Situation um“, erklärt Sabanov, der zwischen seiner Heimatstadt Aalen und dem Trainingsgelände in Degerloch pendelt.

Erste Station als Torwarttrainer

Mit der Talentsuche kennt sich der zweifache Familienvater aus. Nach seinem Karriereende im Mai 2014 arbeitete der ehemalige Torwart zunächst für die Scoutingabteilung des FCH: „Ich habe viel Zeit auf dem Feld verbracht und wollte etwas Abstand gewinnen.“ Acht Jahre lang hütete Sabanov das Heidenheimer Tor, trug die Kapitänsbinde und verschaffte sich lautstark Respekt auf dem Platz. Den „gefragtesten Spielertyp“ ausfindig zu machen, langweilte den Ex-Fußballprofi recht schnell, so dass er sich eine neue Herausforderung suchte.

Kaum hatte Sabanov verkündet, seine Erfahrung aus 20 Jahren an jüngere Kollegen weiterzugeben, kam der Kickers-Sportdirektor Michael Zeyer auf ihn zu. „Ich habe mich über das Interesse an meiner Person gefreut und fühlte mich sofort gut aufgehoben“, sagt Sabanov über das Angebot der Blauen. Außerdem habe ihn die „Aufbruchstimmung“ des Drittligisten gereizt. Am 1. Juli 2015 hat Sabanov offiziell das Amt von seinem Vorgänger Tobias Linse übernommen, der sein Engagement auf der Waldau nach vier Jahren beendete.

Für Sabanov sind die Kickers die erste Station als Torwarttrainer. Gleichwohl stellt der 41-Jährige fest: „Ich bin ehrgeizig und gehe die Dinge mit Leidenschaft an.“ Deshalb plant er bereits seinen Trainerlehrgang beim DFB im nächsten Jahr. Im Alter wird man schließlich immer besser.