Auf Schalke deutet sich ein spektakulärer Coup an: Die Gelsenkirchener wollen für die kommende Saison offenbar Torhüter Jens Lehmann verpflichten.

Gelsenkirchen - Eigentlich hatte Jens Lehmann (41) einmal vor, seine Karriere am 8. Mai 2010 zu beenden. Da gastierte der VfB Stuttgart in Hoffenheim, und nach dem 1:1 wurde der frühere Nationaltorwart offiziell verabschiedet - nach 61 Länderspielen, 468 Auftritten in der Bundesliga für den FC Schalke, Borussia Dortmund und den VfB, 147 Einsätzen beim FC Arsenal sowie fünf Partien für den AC Mailand.

 

Aber am 17. März 2011 ist Lehmann dann erstmals rückfällig geworden, als er für den Rest der inzwischen beendeten Saison als Ersatzkeeper zu Arsenal zurückkehrte. Einmal stand er danach in der Premier League zwischen den Pfosten. Und jetzt am 3. Juni 2011 ist sogar der zweite Rücktritt vom Rücktritt in Sicht. Denn nach Informationen der StZ ist der FC Schalke kurz davor, Lehmann zu verpflichten - als zweiten Mann hinter Ralf Fährmann, der ablösefrei aus Frankfurt kommt und die Nachfolge des zum FC Bayern wechselnden Manuel Neuer übernimmt.

Diese Nachricht verlautet aus dem Umfeld von Lehmann. Demnach werden momentan Verhandlungen geführt, die schon sehr konkret und ziemlich weit fortgeschritten sind. Der Torwart soll einen Einjahresvertrag erhalten, mit der klaren Vorgabe, dass er als Reservist auf der Bank sitzt und nur dann zum Zug kommt, wenn sich Fährmann entweder verletzt oder wenn er deutlich schwächelt. Der Transfer von Lehmann wäre also als eine Absicherung für den Notfall gedacht.

Allerdings hat sich der FC Schalke noch nicht abschließend festgelegt, ob der Geheimplan auch umgesetzt wird. Die Tendenz geht jedoch in diese Richtung, obwohl der Club genau weiß, dass die Variante zwar eine Chance bieten, aber auch ein Risiko beinhalten würde.

Sven Ulreich schwärmt noch immer von Lehmann

Die Chance sieht so aus, dass der nicht so erfahrene Fährmann (22) im täglichen Trainingsbetrieb einiges von Lehmann abschauen könnte - wie Sven Ulreich einst beim VfB. Der schwärmt noch immer von den Zeiten, als er bei Lehmann in die Lehre gegangen ist. Riskant wäre die Konstellation dagegen, weil angesichts des ungebrochenen Ehrgeizes von Lehmann keiner garantieren könnte, dass er sich mit seiner Rolle auch wirklich zufriedengibt und nicht versucht, Fährmann zu bedrängen und zu verunsichern.

Mit einer Entscheidung ist in Kürze zu rechnen. Lehmann verspürt Lust auf ein Comeback in Schalke, wo er groß geworden ist. Außerdem kennt er den Vereinsmanager Horst Heldt bestens - aus den gemeinsamen beiden Jahren beim VfB, die allerdings nicht immer störungsfrei waren. Heldt und Lehmann sind ein paar Mal aneinandergeraten, etwa als sich der eigenwillige Torwart nach der Partie im Dezember 2009 in Mainz zu einer Handgreiflichkeit gegenüber einem Fan hatte hinreißen lassen. Oder zuvor, als Lehmann nach einem unangemeldeten Oktoberfestbesuch in München eine Abmahnung kassierte. Aber das ist Schnee von gestern. Heute wird der spektakuläre Coup vorbereitet.

Bei einem Vollzug wäre die Schalker Torwartrochade abgeschlossen - nach der Einigung mit Fährmann, der Neuer ersetzt. Um dessen Wechsel nach München war lange gefeilscht worden. Nun zahlen die Bayern, die sich auch den Verteidiger Rafinha aus Genua geangelt haben, einen Sockelbetrag von 18 Millionen Euro, der sich durch Nachschläge bei Münchner Erfolgen in den nächsten Jahren auf 25 Millionen Euro erhöhen kann. "Ich freue mich riesig auf diese spannende neue Herausforderung", sagt Neuer. Auf Schalke räumt er seinen Posten für Fährmann - und für Lehmann?

Jens Lehmann - seine Karriere in Bildern