Mit dem Pedelec muss man trotzdem treten. Um diese Erfahrung reicher wird man auf dem Wieslaufradweg rund um Schorndorf. Immerhin: mit 45 Sachen bergab!

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Schorndorf - Den Bahnhof Schorndorf erreichen die Radreisenden mit der S-Bahn 2 von Stuttgart oder mit dem Regionalverkehr. Gegenüber des Bahnhofs bei „Bikes ’n’ Boards“ sind Pedelecs auszuleihen, die den Stadtwerken Schorndorf gehören. „Vorsicht beim Schieben!“, sagt der Verkäufer des Fahrradgeschäftes, „wenn man da ans Pedal kommt, dann haut das Gefährt einfach ab; und vorsichtig in den höheren Gängen, da kann die Kette rausspringen, ach ja, und Vorsicht in den Kurven. Wenn das Pedelec beschleunigt, kann man auf der Nase liegen.“ Das sind offensichtlich die Nachteile eines elektrischen Rads. Zu den Vorteilen kommen wir später.

 

Am 24 Kilometer langen Flüsschen entlang

Horst Stammler, neben Thomas Hachenberger Geschäftsführer des Verkehrs- und Tarifverbundes Stuttgart GmbH (VVS), begleitet die Ausfahrt, „so kann ich meine Mitarbeiter leichter motivieren, die anderen Touren mitzumachen“, sagt er lachend. Dem VVS geht es darum, ein Freizeit-Angebot mit einer Bahnfahrt zu verbinden, um so für sanften Tourismus vor der Haustür zu werben. Die geplante Tour zum Welzheimer Wald ist an einem Nachmittag zu schaffen, wir sind gemütliche dreieinhalb Stunden unterwegs.

Zum Start: am besten nach dem Bahnhof die Bahnunterführung nehmen und die Heinkel-Straße entlang fahren. Wo die Wieslauftalbahn von der Remstalstrecke abbiegt, stehen die ersten Schilder „Wieslauftalradweg“. Zunächst geht es über die Rems. Jetzt stoßen wir auch auf die Wieslauf, die dem Tal den Namen gegeben hat: Das Flüsschen ist 24 Kilometer lang und wird im Oberlauf zu dem in der Gegend bekannten Ebnisee aufgestaut. Wir sind westlich von Haubersbronn.

Der Weg steigt leicht an und durchschneidet den Metzlinsweiler Hof bei Miedelsbach. Ein wackerer Landmann sitzt auf dem Boden und putzt den Rasenmäher. Er weiß ein Lied von jenen Radfahrern zu singen, die es auf der Strecke allzu eilig haben und weder Rücksicht auf Kinder noch auf die Tiere nehmen. Ebenso ist er schon in Streit mit den Pedaleuren geraten, als er mit seinen Landmaschinen auf dem Feldweg fuhr. „Ein klassischer Nutzungskonflikt“, meint Horst Stammler. Nach dem Metzlinsweiler Hof verläuft der Weg parallel zur Bahnlinie, geht westlich an Miedelsbach vorbei und führt, entlang den Schienen, nach Michelau.

Diese Tour ist was für echte Schwaben

Die Wieslauftalbahn, im Volksmund „Wiesel“ genannt, führte einst von Schorndorf nach Welzheim. Heute verbindet sie Schorndorf mit Rudersberg-Oberndorf. Im Halbstundentakt rollen die cremefarbenen Wagen über die Strecke und am Wochenende bieten die Eisenbahnfreunde sogar Nostalgiefahrten bis nach Welzheim an.

Achtung kurz vor Michelau: die Abzweigung nach rechts nicht verpassen, die ins Dorf führt. Nach der Steinenberger Straße ist der gemütliche Teil der Tour vorerst vorüber. Wir erklimmen linker Hand die Flanken des Welzheimer Waldes. Jetzt zeigen die Pedelecs ihre Vorteile: Der Weg ist so steil, dass man eigentlich aus dem Sattel müsste, doch die Kraft aus dem Akku schiebt die Räder einfach nach oben. Auf dem Elektro-Rad gewöhnt man sich ein gewisses schaltfaules Fahren an, ja im Grunde gewöhnt man sich ein gewisses faules Fahren an. Doch keine Bange: Ins Schwitzen kommen die Radler trotz des Safts aus dem Akku noch immer.

Es geht jetzt einen Hangweg am Waldsaum entlang. Wer die Tour mit Familie fährt, der stellt sich am besten auf Picknick ein, was den sparsamen schwäbischen Hausvater freuen wird: die Weiler dort sind zu klein für eine Gastwirtschaft. Der Weg führt jetzt zum Edelmannshof und weiter auf den Rossbuckel zu. Unsere Rösser sind zwar aus Blech, aber der Buckel ist noch durchaus buckelig und führt auf den höchsten Punkt der Tour auf etwa 550 Meter. Eine Rast im Buchenwald tut gut. Jetzt wird der Weg abwechslungsreich, immer mal wieder eröffnen sich Blicke zum das Remstal bis zur Schwäbischen Alb.

Mit 45 Kilometern in der Stunde bergab

Die Strecke führt östlich um Langenberg herum und schon geht es wieder bergab nach Eselshalden. 150 Einwohner hat das Dorf, einen Dorfbrunnen und eine Gastwirtschaft. Die Sonne (Telefon 071 82/82 03) hat am Wochenende geöffnet und nach Vereinbarung. Der Weg überquert die Aufstiegsstraße von Haubersbronn nach Welzheim – dann mit Karacho ins Tal bis Urbach. Das Pedelec schafft ungefähr 45 Stundenkilometer. In Urbach geht es durch eine Siedlung zur Hauptstraße und dann rechts zur B 29.

Die schöne Strecke ist vorbei, auf verschlungen Trassen radeln wir über den Kreisverkehr der Schorndorfer Straße nach Osten unter der B 29 durch und dann retour nach Westen zurück nach Schorndorf. Zeit zur Einkehr: vom Bahnhof sind es nur ein paar Meter bis zur historischen Altstadt, dort gibt es etliche Möglichkeiten.

Der Fahrplan der Serie und das PDF zur Tour

Tour 1
Stuttgarter Ausblicke: Stadtmitte – Stadtmitte mit dem Pedelec (25 km) 29. Mai

Tour 2
Museumsradweg 1: Weil der Stadt – Holzgerlingen (26 km)    30. Mai

Tour 3
Museumsradweg 2: Holzgerlingen – Nürtingen (36 km) 31. Mai

Tour 4
Schlössertour 1: Ludwigsburg – Stuttgart (47 km)                                       1. Juni

Tour 5
Schlössertour 2: Stuttgart – Stuttgart- Hohenheim (13 km) 2. Juni

Tour 6
Wieslaufweg: Schorndorf – Schorndorf mit dem Pedelec (28 km) 4. Juni

Tour 7
Glemsmühlenradweg: Leonberg – Oberriexingen (36 km) 5. Juni

Tour 8
Entlang des Neckars: Freiberg – Bietigheim (26 km)                                      6. Juni

Tour 9
Burgen und Adler: Marbach – Backnang (38 km)                                      8. Juni

Tour 10
Albtraum: Schopfloch – Nürtingen (57 km) 9. Juni

Tour 11
Fünf-Kreise-Tour: Sulzbach – Oppenweiler (50 km) 11. Juni