Wasser und Wege (3): Durch mal romantische, mal vom Verkehr geprägte Täler lässt es sich angenehm radeln – und wer Erfrischung sucht, kann sogar baden gehen.

Nürtingen - Fast 53 Kilometer lang begleitet diese Tour die kleine Ammer und den großen Neckar, sie führt an großen und kleinen Seen vorbei, startet in Herrenberg, durchquert Tübingen und endet in Nürtingen – und wer noch immer nicht genug hat und über ausreichend Sitzfleisch und entsprechende Kondition verfügt, der kann weiterradeln bis nach Plochingen, Esslingen oder sogar Stuttgart. Und noch eine Besonderheit hat diese Strecke: Steigungen sind nicht zu bewältigen, so dass sich die Tour bestens für Familien und für Radler eignet, für die der Gewinn der Bergwertung nachrangig ist und gemütliches Genussfahren im Vordergrund steht.

 

23 Kilometer der Ammer entlang

Los geht es am Herrenberger Bahnhof, wohin man mit der S 1 und Regionalzügen bequem kommt. Ähnlich bequem geht es auch weiter. Wir folgen den Radwegschildern, die ins Ammertal und nach Tübingen weisen, und verlassen die Stadt Richtung Süden – die Altstadt mit dem Schlossberg und der imposanten Stiftskirche im Rücken. Zwischen den Gleisen der Ammertal- und der Gäubahn öffnet sich die Landschaft, in der die Ammer mit mehreren Quelltöpfen entspringt. Der fast 23 Kilometer lange Nebenfluss des Neckars begleitet uns bis zu seiner Mündung in Tübingen.

An Gültstein vorbei und unter der A 81 hindurch führt der breite und gut asphaltierte Weg mitten durch die Felder, streift Naturschutzgebiete und die südlichen Ausläufer des Naturparks Schönbuch. Dabei grüßen das Schloss Hohenentringen über Ammerbuch und die Wurmlinger Kapelle. „Das ist richtig schön hier“, sagt der VVS-Radexperte Volker Torlach, der zum ersten Mal im Ammertal unterwegs ist, das zum Kreis Tübingen gehört, also außerhalb der Region Stuttgart liegt und kein VVS-Gebiet ist (der Verkehrsverbund heißt hier Naldo).

Die Tübinger Altstadt gilt als sehenswert

Geradewegs geht es nach 20 Kilometern und rund einer Stunde Fahrtzeit nach Tübingen, wo wir in einem neuen Wohngebiet einen renaturierten Abschnitt der Ammer mindestens so sehr bewundern wie einen großen Kinderspielplatz. Durch die sehenswerte Tübinger Altstadt, in deren Fußgängerzone die Räder geschoben werden sollten, erreichen wir die Eberhardsbrücke (großer Biergarten) und verlassen auf der Gartenstraße und dem Radweg am Neckarufer die Universitätsstadt. Nach einigen Kilometern fahren wir auf einer Brücke nochmals über die Ammer, die hier in den Neckar mündet, den wir kurze Zeit später ebenfalls überqueren. Dabei folgen wir den Schildern, die den Weg nach Nürtingen weisen oder das Symbol des Neckartalradwegs tragen. In Sichtweite zur viel befahrenen B 27, die auf Stelzen das Tal überspannt, kommen wir auf ebenen Feldwegen, auf denen auch Skater und Rennradler unterwegs sind, schließlich nach Kirchentellinsfurt (Kilometer 30). Auf der Brücke (schmaler Weg) geht es zur anderen Neckarseite, wo bald der Baggersee Epple kommt, an dessen vom Parkplatz aus erreichbarem Nordufer von Anfang Mai bis Ende September Baden erlaubt ist. 15 Kilometer später erreichen wir den Aileswasensee zwischen Neckartenzlingen und Neckartailfingen – ein großer Teil ist wie beim Baggersee Naturschutzgebiet und gesperrt, der andere Teil ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Am Südufer gibt es – ideal für Familien mit kleinen Kindern – eine Flachwasserzone mit einem Sandstrand, für FKK-Liebhaber ist an der Westseite des Sees ein Bereich abgegrenzt. Zudem gibt es Umkleide- und Duschkabinen. Dort lässt sich noch einmal gut rasten (und baden), um die letzten zehn Kilometer in Angriff zu nehmen. Am Beutwangsee vorbei und immer in der Nähe des Neckars, der hier noch in seinem Naturbett fließt, radeln wir gen Nürtinger Bahnhof.