Über den Schurwald geht es in dieser Etappe auf dem Jakobsweg nach Esslingen in die Kirche St. Dionys. Untergs gibt es einige Gelegenheiten, für lohnenswerte Abstecher, etwa in die Schlosskapelle bei Stetten.

Weinstadt/Esslingen - Der Endersbacher Bahnhof ist nicht nur per S-Bahn gut erreichbar, er ist auch ein Knotenpunkt für diverse Wanderwege. Nicht nur der Jakobsweg führt hier auf der Strecke zwischen Winnenden und Esslingen direkt am Bahnhofsgebäude vorbei, in dem der Verkehrsverein Remstalroute samt Touristinfo residiert. Auch der Georg-Fahrbach-Weg und der Württembergische Weinwanderweg des Albvereins führen vorbei. Außerdem startet hier der gen Murrhardt führende Rems-Murr-Wanderweg.

 

Auf dem Pilgerpfad in Richtung Esslingen starten wir entlang der Theodor-Heuss-Straße zur Schulstraße, auf der sich der Jakobsweg in zwei Varianten teilt. Linker Hand auf einem Fußgängerpfad durchs Schulgelände führt die Route über Plochingen. Wir bleiben auf der Schulstraße und kommen auf der Esslingen-Variante an der kompakten Wehrkirche aus dem 15. Jahrhundert vorbei (täglich geöffnet von 9 bis 16 Uhr außer montags). Am Ende der Schulstraße biegen wir vor dem liebevoll restaurierten Heimatmuseum nach links ab und wandern vorbei am Backhäusle auf der Auberlenstraße ortsauswärts. Entlang dem Mühlbach führt unsere Strecke teils auf Graspfaden nach Stetten. Die Schlosskapelle auf dem Gelände der Diakonie rechter Hand des Wegs ist einen Abstecher wert, oder die links am Berg thronende Y-Burg samt Skulpturenallee und Museumswengert.

Im Ort an der Kirche ist derzeit jenes Turmzimmer nicht geöffnet, in dem normalerweise ein Stempel fürs Pilgerbüchlein zur Verfügung steht. „Wegen Vandalismus vorläufig geschlossen“, verkündet ein Plakat an der Tür. Unser Weg führt geradeaus auf der Hindenburgstraße vorbei an der imposanten und zum Bürgerhaus renovierten Glockenkelter entlang des Stettener Haldenbachs zu einem gemütlichen Rast- und Grillplätzle mit Wasserrad und Brunnen. Im Wald wandern wir nach der Bachüberquerung zunächst gemächlich auf einem Schotterweg bergan, bis wir zum nach rechts weisenden Abzweig des Strümpfelbacher Fußwegs kommen. Der Naturpfad führt gradewegs, teils recht steil und schweißtreibend hinauf zur Schurwaldhöhe. Den gleichen Namen hat ein Restaurant, das wir erreichen, nachdem wir am „Eichentor“ die Landesstraße überquert haben. Der Wirt präsentiert uns sein Jakobsweg-Gästebuch, dem wir so manchen Pilgergruß entnehmen. Dorothea und Thomas sind von ihrer Tour von Rothenburg ob der Tauber nach Rottenburg am Neckar hell begeistert: „Der Weg ist toll, und wir haben schon viele schöne Begegnungen gehabt.“

Mit dem Wirtshaus Schurwaldhöhe ist auf unserer Zwölf-Kilometer-Etappe der höchste Punkt erreicht. Es geht bergab zu einem wunderschönen, tief eingegrabenen Hohlweg, der auch noch zum historischen Strümpfelbacher Fußweg gehört. Auf dem Weg zur Esslinger Burg mit dem markanten Dicken Turm kommen wir an der Kirche St. Bernhardt vorbei. Dort lädt eine alte steinerne Grubbank zum Rasten ein, und am Friedhofseingang winkt eine tatsächlich geöffnete öffentliche Toilette.

Quer durch die sympathische Burganlage wandern wir zur überdachten Burgstaffel, die uns steil, direkt und bei wunderbarem Blick über das Neckartal nach unten in die Esslinger Altstadt führt. Dort halten wir uns rechts und treffen zunächst auf die Frauenkirche mit den Aposteln Jakobus und Johannes von Steinmetz Jörg Töber an der Außenwand und beschädigter Jakobsfigur im Inneren. Das eigentliche Ziel ist allerdings westlich des Marktplatzes die Stadtkirche St. Dionys. Deren Chor stammt aus dem frühen 14. Jahrhundert. Im Kircheninneren zeugt ein Wappenfresko der Esslinger Kammgarnspinnerei-Dynastie Merkel von der Esslinger Pilgervergangenheit, auf dem drei Jakobsmuscheln zu sehen sind. Der Pilgerheilige Jakobus wiederum ist wiederholt auf den mittelalterlichen Glasscheiben im Chorraum zu sehen.

Und wer noch Zeit und Energie hat, für den empfiehlt sich ein Besuch im Kirchenuntergrund. Dort bietet das Museum St. Dionys (geführte Besichtigung Donnerstag und Sonntag, 15 Uhr, Eingang neben der Hauptpforte) eine spannende Zeitreise in die Ursprünge der Stadt. Bei Ausgrabungen wurde in alten Gräbern eine größere Anzahl an Jakobsmuscheln gefunden, die offenbar Jakobsweg-Pilgern als Grabbeigabe auf die letzte Reise mitgegeben wurden.