Eine Serie stellt eine neue E-Bike-Tour rund um Stuttgart vor – zum Start geht es von der landesweit ersten Station für Pedelecs am Bietigheimer Bahnhof nach Schwieberdingen. Die Route führt entlang der Enz und bedeutender historischer Fundstätten.

Kreis Ludwigsburg - Wie weit reichen die Akkus? Wo muss ich zum Start drücken? Und welche der vier Stufen schalte ich wann beim Fahren zu? Fragen über Fragen. Kaum einer der Kommunalpolitiker, die sich für die neue Fahrradstrecke rund um die Region eingesetzt haben, saß schon einmal auf einem Pedelec. Nicht nur die vielen Knöpfe sind für sie ungewohnt, auch das höhere Gewicht – was sich etwa beim Lenken bemerkbar macht.

 

Neugierig inspizieren sie die Räder in der landesweit ersten E-Bike-Station am Bahnhof in Bietigheim. Zehn Pedelecs stehen hier für die Ausleihe zur Verfügung. Zudem gibt es Platz für noch mal so viele Räder, die untergestellt und kostenlos aufgeladen werden können. Zwei Pendler würden das regelmäßig nutzen, erklärt der Bietigheimer Hoch- und Tiefbauamtsleiter Claus-Dieter Jaisle.

Auf dem Enztalradweg geht es am Fluss entlang, vorbei an der Rommelmühle und den schmucken Häuschen des Stadtteils Untermberg. Mal links, mal rechts liegt die idyllische Flusslandschaft, gesäumt mit Bäumen und Büschen, auf der anderen Seite thront die Burgruine Altsachsenheim.

Immer wieder geht es bei der Tour über Brücken – was ein Streitpunkt in der Regionalversammlung war, als der Radweg geplant wurde. „Ihr wart immer gegen die Brücken. Aber jetzt findet Ihr sie doch gut, oder“, sagt der Freie Wähler und Chef der „Nachhaltig Mobilen Region Stuttgart“, Rainer Gessler, zu Peter Huber (CDU), während er über eine der neuen Brücken bei Unterriexingen fährt. Hätte der Radweg entlang der Straße geführt werden müssen, wäre das „ein gewaltiger Eingriff in das Flussgebiet gewesen“, sagt Gessler.

Nur vereinzelt kommen nach dem heftigen Regen am Morgen Radler entgegen, dafür gibt es Begegnungen mit diversen Tieren. Eine erste Kontaktaufnahme mit Fröschen scheitert: Die Amphibien erwidern den Gruß des Ludwigsburger Landrats Rainer Haas nicht, dem Paten der Etappe. Auch die Gänse, die den Radweg beim Kleinwasserkraftwerk Oberriexingen für sich beanspruchen, ignorieren die Eindringlinge auf ihren Zweirädern. Im Slalom geht es durch die Federvieh-Gruppe – natürlich nicht ohne den launigen Hinweis eines Fahrers auf das, was der arroganten Gänseschar spätestens zum Martinsfest droht.

Nach Oberriexingen werden die Gefilde von deutlich mehr Landwirtschaft geprägt – und vom Straßenverkehr. Die Wegstrecke führt parallel zur viel befahrenen B 10 steil bergauf. Nun zeigen sich die Vorzüge der Pedelecs: Locker ziehen Peter Schimke (Linke) und Rainer Haas an der Gruppe vorbei, sie finden sichtlich Gefallen an der Tour. Allerdings verlieren sie bei ihrer Vorausfahrt kurzzeitig die Orientierung und biegen fälschlicherweise in den Wald ab. Auf dieser Route würden sie das keltische Fürstengrab samt Museum in Hochdorf verpassen. Folglich pfeift man die beiden Ausreißer freundlich zurück.

Über den Hardt- und Schönbühlhof geht es zum Keltengrab bei der Katharinenlinde, inklusive Blick über Hemmingen, was die beiden örtlichen Gemeinderäte Huber und Elke Kogler (SPD) zum Fotografieren animiert. Die anderen vergleichen derweil, wie viel Restladung die Pedelec laut ihren Displays noch ausweisen. Drei Viertel ist der Rekord.

War die technische Hilfe bis dahin noch gefragt, braucht man sie danach nicht mehr: Bergab geht es nach Schwieberdingen, wo eine weitere E-Bike-Station entsteht. Rainer Gessler versucht, seinen bisherigen Geschwindigkeitsrekord zu brechen und tritt auf dem Gefälle noch einmal richtig in die Pedale. Die restliche Gruppe rollt dem Ziel hingegen ohne weitere Muskelanstrengung entgegen. Schließlich haben die Kommunalpolitiker den Zeitplan ohnehin locker eingehalten – auch dank des Antriebs an den Steigungen.