Wer die Waldeinsamkeit sucht, findet sie im Schönbuch. Die letzte Radtour in unserer Reihe führt von Dettenhausen über das Schaichtal ins Aichtal und weiter ins Siebenmühlental. Die Berge dazwischen fallen kaum ins Gewicht.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Dettenhausen - Etwa zweieinhalb Stunden dauert die Tour, wenn man sie gemütlich fährt. Man sollte sie auch gemütlich fahren – zu idyllisch ist das Schaichtal, zu geruhsam ist das Aichtal, zu schön ist das Siebenmühlental. Und das Radler am Bahnhof in Oberaichen, einem Stadtteil von Leinfelden-Echterdingen im Kreis Esslingen und dem Endpunkt der Tour, ist wohlverdient. Immerhin ist die 24-Kilometer-Strecke kein Pappenstiel, wenn man sich überlegt, das zwischen den drei Tälern naturgemäß drei Höhenzüge liegen. Den ersten, nach Dettenhausen, erklimmt man am besten mit der Schönbuchbahn. Etwa eine Stunde rollen die S 1 und die R 72 von Stuttgart nach Dettenhausen.

 

Am Bahnhof hält man sich rechts und radelt die Bahnhofstraße hinunter bis zur Tübinger Straße. Vorsicht beim Überqueren, die Straße ist viel befahren. Nordwärts in Richtung Stuttgart verläuft die Tour, bis das Freibad zu sehen ist. Nach der Brücke öffnet sich rechts das Schaichtal. Die Radwegeschilder leiten einen sicher, man kann sich auch dem roten Punkt im weißen Quadrat anvertrauen, der den parallel laufenden Albvereinsweg markiert. Der Weg führt in eine Waldeinsamkeit mit schweigenden Tümpeln und wuchernden Schlehen. Die Buchen senken die Zweige, Graureiher heben die Köpfe, Frösche quaken, und das Rad rollt von selbst – man braucht also nicht unbedingt eine topografische Karte, um zu wissen, dass es leicht bergab geht.

Vom Schokoladenmuseum ins Siebenmühlental

Lange Zeit fährt man so meditativ vor sich hin. Wer jetzt schon rasten möchte, findet auch einen Grillplatz auf der Strecke. Am Talausgang hebt sich der Weg etwas, bis es nach Neuenhaus im Aichtal geht. Über die Brücke führt der Weg und dann rechts Richtung Kirche, ein Wellblechcontainer beherbergt eine Kreissparkasse. Der Radweg in Richtung Waldenbuch (Kreis Böblingen) geht jetzt der Hauptstraße entlang nach Westen – oder nach links, für Leute die keinen Kompass dabeihaben, aber wissen, wo der Daumen rechts ist. Besser ist es aber, vorher auf der Bachstraße nach links abzubiegen und sich immer geradeaus zu halten bis zum Radweg links der Straße nach Waldenbuch, der bald wieder im Wald verschwindet.

Hier gibt es Schranken, also Vorsicht. Parallel der Autostraße folgt der Radler den Schildern in Richtung Waldenbuch. Kurz vor dem Ort, bekannt durch Ritter Sport, das Schokomuseum und das Schloss, steht die Burkhardtsmühle. Achtung – hier muss man aufpassen, dass man sich nicht verfährt. Der Weg erklimmt eine stillgelegte und asphaltierte Bahntrasse. Jetzt biegt man nach rechts ab, scheinbar zurück über das alte Viadukt und die Autostraße an der Burkhardtsmühle vorbei.

Dann rollt man in das Siebenmühlental. Wo weniger Weizenmehl, dafür umso mehr Holzmehl entsteht, denn die Wasserkraft des Reichenbachs wurde für Sägewerke benutzt. Nur in der Mäulesmühle wird nicht gesägt, sondern gedrechselt: Geschraubte Witze, geschliffene Zungen; das Kabarett ist in Schwaben so bekannt wie in Bayern die Lach- und Schießgesellschaft.

Vorsicht vor wild gewordenen Radlern

Die Räder mahlen mühsam den Weg aufwärts. Die Fahrt auf der alten Eisenbahnstrecke bedeutet einerseits einen kommoden, aber auch einen stetigen Aufstieg. Aber Achtung: Radfahrer, die offensichtlich nichts mehr zu verlieren haben, schießen einem mit einem Jenseits-Zacken entgegen. Spätestens jetzt dient ein Päuschen dem Überleben; man sollte das gastronomische Angebot der Mäulesmühle oder der Eselsmühle nutzen. Eine gute Beschilderung und der mit den Höhenmetern wachsende Durst erleichtern das Abbiegen.

Dann heißt es Kraft sammeln für den steilen Aufstieg von Musberg nach Oberaichen. Löst man nämlich die Flächengemeinde Leinfelden-Echterdingen in ihre Bestandteile auf, wird man feststellen, dass das Ende der Radtour eigentlich in Oberaichen liegt. Nach dem Viadukt links zur Eselsmühle abbiegen und nicht geradeaus weiterfahren, sonst tut man sich in Musberg schwer, den Weg zu finden.

In Musberg geht es jetzt über den Haldenbrunnenweg, den Kirchplatz und die Haublickstraße nach Oberaichen und zum letzten Buckel der Tour: Rechts sieht man wunderbar in den Stuttgarter Talkessel hinein, und dann ist man schon in Oberaichen. Über die Albstraße und Schillerstraße rechts haltend gelangt der Radler zum Bahnhof und zu einem verdienten Radler.