Diese Etappe des Jakobswegs beginnt im malerischen Städtchen Murrhardt, sie führt vorbei an imposanten Kirchen, am Wanderheim Eschelhof, mitten durch den Wald und wieder zurück ins Murrtal nach Oppenweiler.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Murrhardt/Oppenweiler - Ein strahlend schöner Frühlingsvormittag. Der Zug aus Stuttgart rollt fast pünktlich im Bahnhof Murrhardt (Rems-Murr-Kreis) ein. Rund zwölf Kilometer per Pedes stehen an. Zunächst dem Wegweiser folgen, mitten hinein in die pittoreske Innenstadt. Wer mag, kann beim Bäcker auf dem Marktplatz noch schnell einen Kaffee trinken und eine Brezel essen.

 

Gemütlich schlendern wir vorbei am Naturparkzentrum, wo die Mitarbeiter jede Menge Informationsbroschüren bereithalten – bestimmt auch das kleine Heftchen, in dem alle Etappen des Jakobswegs beschrieben werden.

Diese Wanderung beginnt mit Kultur

Unsere Wanderung beginnt mit der Murrhardter Geschichte. Erst anschließend steht die grandiose Kulturlandschaft des Schwäbischen Walds auf dem Programm: Der Klosterhof erinnert an das ehemalige Benediktinerkloster, das rund 1000 Jahre lang die Geschicke Murrhardts prägte, die auch die Walterichstadt genannt wird – nach dem Gründer und ersten Abt des Klosters. Er ist der Namensgeber der Walterichschule, der Walterichapotheke, der Walterichskapelle – und der Walterichskirche, an der wir bereits nach wenigen Minuten vorbei marschieren. An der Nordseite des Chorturms der Walterichskirche ist ein ganz besonderes Kunstwerk. Der Ölberg-Altar wurde für die vielen Wallfahrer geschaffen, die im Innenraum der kleinen Kirche keinen Platz fanden. Neben dem knienden Jesus sieht man Jakobus sitzen, gehüllt in ein grün-braunes Gewand.

Allen Kindern, die von ihren Eltern mitgeschleppt werden auf diese Wanderung, dürfte ein Besuch des Carl-Schweizer-Museums gleich nebenan vermutlich weit mehr imponieren als die Murrhardter Gotteshäuser. In dem 1931 gegründeten Privatmuseum sind unter anderem mehrere hundert präparierte Tiere ausgestellt.

„Außergewöhnlich gut beschildert

Bereits im Stadtpark und auch auf den Straßen, die wenig später aus Murrhardt hinaus in Richtung Eschelhof führen, ist alle paar Schritte die Jakobsmuschel zu sehen. Die Schilder weisen den Ausflüglern präzise den Jakobsweg. Sich zu verlaufen ist bei dieser Wanderung durch den Wald bis in die Nachbarkommune Oppenweiler kaum möglich. „Außergewöhnlich gut beschildert“, sagt Martin Schugt. Er arbeitet beim Tarif- und Verkehrsverbund Stuttgart (VVS), der die Tourenvorschläge zusammen mit der Zeitung ausgearbeitet hat.

Im Westen Murrhardts können alle, die mehr Zeit haben, einen Abstecher zu den Hörschbachwasserfällen machen. Wir indes folgen weiter den kleinen gelb-blauen Schildern mit der Jakobsmuschel, zunächst ein paar hundert Meter auf der asphaltierten Straße hinauf in Richtung Siebenknie, haben einen tollen Blick ins Murrtal. Schugt sagt: „Wie im Allgäu.“ Dann weist die Muschel nach rechts auf einen Waldweg. Idylle pur. Vögel zwitschern. Das Brummen der Autos auf der Straße von Sulzbach nach Murrhardt ist kaum mehr zu hören. Die Temperaturen steigen und steigen, die Schweißperlen rollen. Aber ein paar Schritte weiter, mitten im Wald, ist es dann angenehm kühl. Ein Eichhörnchen flitzt über den Weg.

Kaum Handyempfang beim Eschelhof

Wir überqueren eine schmale Straße, biegen dann ab auf einen Trampelfad und Biketrail, erreichen einen kleinen Teich und nach geschätzt gut eineinhalb Stunden den Eschelhof. Im Hof dieses ehemaligen Forstgebäudes stehen Tische und Stühle, ein schöner Platz für ein Picknick. Der Schwäbische Albverein betreibt die Hütte mit mehreren Zimmern.

Der Eschelhof liegt 496 Meter hoch auf einer Lichtung mitten im Wald. Hier hat man kaum Handyempfang, dafür aber einen schönen Ort, um auszuspannen – für ein Stündchen oder auch für länger.

Noch mal in eine Kirche oder lieber ins Freibad?

Die zweite Hälfte der Etappe beginnt wie die erste: mit Muschelsymbolen. Gegen zwölf Uhr ist Glockenläuten zu hören – vermutlich die Jakobuskirche in Oppenweiler unten im Murrtal. Wir verlassen den nach Bärlauch duftenden Wald, folgen einem Trampelpfad über eine knallgelb blühende Wiese und erreichen Oppenweiler.

Man könnte jetzt versuchen, in die Jakobuskirche hineinzukommen und dieses anno 1354 erstmals urkundlich erwähnte Kleinod zu besichtigen, das zu Ehren der seligen Jungfrau Maria und des heiligen Apostels Jakobus errichtet wurde. Wer total verschwitzt ist und womöglich auch noch eine Horde Kinder im Schlepptau hat, dem seien aber die Eisdiele und das lokale Freibad wärmstens empfohlen.