Die Radtour von Nürtingen über Kohlber g und Beuren nach Kirchheim stellt Sportler und Tourenfahrer zufrieden – vorausgesetzt, man hat einen Blick für die Schönheiten am Wegesrand.

Nürtingen - Die Radtour von Nürtingen an den Albtrauf und zurück nach Kirchheim hat zwei Gesichter. Ein sportliches, das allein schon die Topografie vorgibt. Und ein touristisches, das es wert ist, den einen oder anderen außerplanmäßigen Stopp einzulegen.

 

Für den Plan und für den Sport ist Martin Schugt von der Abteilung Tarif des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) zuständig. Seine unter anderem im fränkischen Roth triathlongestählten Waden lassen ahnen, dass ihn die rund 30 Radkilometer im Albvorland wohl kaum aus der Puste bringen werden.

Nicht durch die Landschaft heizen

Für den außerplanmäßigen Halt fühlt sich der Esslinger Landrat Heinz Eininger verantwortlich. Es ist beileibe nicht so, als könne der ehemalige Fußballer nicht auch ordentlich Druck auf die Pedale geben. Aber als Kreischef versteht sich Eininger in erster Linie auch als der erste Tourismusförderer im Landkreis. Und als solchem widerstrebt es ihm, „wie gestört durch die Landschaft zu heizen“.

Damit wäre das Terrain erst einmal abgesteckt. Es kann losgehen. Vom Startpunkt am Nürtinger Bahnhof aus heißt es erst einmal, sich vorsichtig durch die Hölderlinstadt zu tasten. Wobei die Orientierung kein Problem ist. Der Weg in Richtung Neuffener Tal ist gut ausgeschildert. Er könnte allerdings etwas einheitlicher daherkommen. Die Strecke steigt sachte, aber beständig an. Vom Frickenhauser Teilort Tischard an kommen die Sportler so richtig auf ihre Kosten. Bis der höchste Punkt in Kohlberg erreicht ist, dürfte so mancher Tropfen Schweiß fließen. Pedelec-Fahrer dagegen können die Fahrt durch die Obstwiesen umso mehr genießen. In Kohlberg, dem idyllisch unterhalb des Jusi gelegenen Flecken, ist auch das Dach der Tour erreicht – knapp 500 Meter über Meereshöhe, knapp 200 Meter unterhalb des charakteristischen kahlen Vulkanschlots.

Das Sahnestück zwischen Neuffen und Kohlberg

Als Belohnung folgt das erste Sahnestück der Tour: die zwei Kilometer lange Passage von Kohlberg hinüber nach nach Neuffen – direkt auf die imposante Burgruine des Hohenneuffen zu, um deren Hangfuß die Weinberge wie ein dekorativer Schal geschlungen sind. „Da muss jetzt eigentlich ein Halt im Neuffener Bädle kommen“, sagt Eininger, während Schugt sein Rad wieder in Richtung Ortsausgang lenkt. Von dort geht es über die Trasse des Tälesbähnles durch die Obstwiesen hinauf nach Balzholz und dann weiter nach Beuren. Tatsächlich, so der Alternativ-Tipp des Landrats, ließe sich Beuren auch über die Neuffener Ortsmitte ansteuern. Da lohne sich dann ein Halt an der Kelter, in der die Neuffener Weingärtner ihren Täleswein feilbieten.

Im nahe gelegenen Beuren, in der Gemeinde mit der höchsten Dichte an Baudenkmalen im ganzen Land, bieten sich gleich zwei Stopps an. Das Eintauchen in die Therme mit ihrem warmen Mineralwasser verheißt den müden Waden Labsal, das Eintauchen in die im Freilichtmuseum aufgearbeiteten Hausgeschichten eröffnet neue Perspektiven auf das Leben der Altvorderern im Neckartal und auf der Schwäbischen Alb. Die Entscheidung fällt schwer, doch wenigstens muss man sich über den Verlauf der Tour keine Gedanken machen. Der Weg ist entlang dem Albtrauf überall gut ausgeschildert. Die letzten Zweifel beseitigt der ortskundige Landrat: „Wenn der Hohenneuffen rechts liegt, sind wir richtig“, sagt er.

So gestärkt an Körper und Geist, geht es weiter. Zuerst noch am Albtrauf entlang mit herrlichem Blick hinunter ins Albvorland. Dann direkt auf die malerisch über Owen gelegen Burg Teck zu und schließlich wieder durch Obstwiesen entlang der Lauter nach Kirchheim. Bevor wir wieder in die S-Bahn steigen, drängt sich, als I-Tüpfelchen auf die Traumtour, ein Stadtbummel durch die malerische Altstadt nahezu auf.