Wasser und Wege (8): Wer eine abwechslungsreiche Landschaft liebt, ist hier richtig: ein Marsch von Schwaikheim über den Korber Kopf bis zu den Grunbacher Wasserfällen

Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Schwaikheim - Wer in diesen Frühlingstagen durchs beschauliche Remstal wandert, dem kommt unweigerlich Friedrich Silcher ins Gedächtnis. Silcher, jener Komponist und Musikpädagoge aus Weinstadt-Schnait, dessen im 18. Jahrhundert entstandene Gedicht-Vertonungen bis heute zu den Klassikern des schwäbischen Chorgesangs zählen: „Der Mai ist gekommen,/da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zuhaus;//wie die Wolken dort wandern am himmlischen Zelt,/so steht auch mir der Sinn in die weite, weite Welt.“

 

Weg ist hervorragend beschildert

Derart beseelt machen sich an diesem Mittag zwei Burschen, einer davon der VVS-Geschäftsführer Horst Stammler, auf den Weg, die sich einen Teilabschnitt des sogenannten (und fast durchweg hervorragend beschilderten) Remstal-Höhenweges als Route auserkoren haben. Die S-Bahn-Linie 3 hat sie zum Startpunkt am Bahnhof in Schwaikheim gebracht, wo es, von einem roten Punkt geleitet, am Kärcher vorbei stadtauswärts geht – und dann ohne Pause dreieinhalb Stunden lang bis zur Haltstation in Grunbach, einem Ortsteil wiederum von Remshalden. Dazwischen liegt der Marsch durch eine wunderbar abwechslungsreiche Landschaft: vorbei an blühenden Obstbaumwiesen und hinein in dunkle Wälder, an Weinbergen und Wasserläufen entlang – und dies immer wieder verbunden mit der Möglichkeit, an diversen Aussichtspunkten den Blick in die weite Landschaft des Remstals, hinüber zum Schurwald und bis hinein nach Stuttgart zu genießen.

Ist gleich hinter Schwaikheim, nach dem Obstbaumlehrpfad, die B 14 überquert, umfängt die Wanderer an den Hängen des Remstals rasch eine angenehme Ruhe – was auch daran liegen mag, dass wochentags nur wenige Ausflügler unterwegs sind. Denn die einzelnen Etappenziele locken zu bestimmten Zeiten reichlich Publikum an: wie etwa der Korber Kopf, der als Erstes erklommen sein will. Ein Skulpturenpfad schafft hier Kurzweil. Vom Aussichtsplateau beim Berghäusle wird ein herrlicher Blick frei auf die Weinbaugemeinde Korb. Passend zum Thema kann, wer Muse mitbringt, auch den Geologischen Lehrpfad erkunden, der über die Geologie an den Rebhängen informiert.

Buoch ist der höchst gelegene Ort im Remstal

Doch die Testwanderer gehen gleich weiter – hinüber zum Hörnleskopf unmittelbar neben dem Hanweiler Sattel und schließlich, später noch, zum Kleinheppacher Kopf. Von dessen 440 Meter hoher Kuppe stürzen sich an schönen Tagen Gleitschirmflieger ins Tal; ein Spiel- und Grillplatz laden ein zur Rast. Der Wasserlauf der Rems ist von hier aus nur zu ahnen – doch der Bezug zum Thema wird im weiteren Verlauf rasch deutlich. Und zwar spätestens beim Beinsteiner Seele. Dort, wieder im Wald, ist die Quelle des Gundelsbachs gefasst, dessen Lauf in den gleichnamigen Ort führt. Am Waldausgang gibt es freilich zwei Möglichkeiten: erstens links weg weiter auf dem Remstal-Höhenweg zu marschieren – gen Buoch, dem mit 519 Höhenmetern höchstgelegenen Ort im Remstal. Oder die Variante über Gundelsbach selbst (blaues Kreuz) mit einer Einkehrmöglichkeit im Krug zum grünen Kranz zu wählen – und sich von dort über Obstbaumwiesen und Weinberge an den Aufstieg Richtung Buoch zu machen. Ein Besuch des Örtchens, in dem einst im Mittelalter feine Keramik produziert wurde, lohnt allemal. Wer abkürzen will, kann aber auch früher dem blauen Strich hinab wieder zum Naturidyll der Grunbacher Wasserfälle folgen.

In Grunbach selbst lässt sich die Wanderung gut ausklingen angesichts diverser gastronomischer Möglichkeiten. Und das letzte kurze Stück über die Rems zum Bahnhof lässt sich dann auch noch bewältigen. Denn eines ist nach diesem halben Tag unter himmlischem Zelt gewiss, wie weiland schon Silcher intoniert hat:

„O Wandern, o Wandern, du freie Burschenlust!/Da weht Gottes Odem so frisch in die Brust,//da singet und jauchzet das Herz zum Himmelszelt:/wie bist du doch so schön, du weite, weite Welt!“

Und sei es „nur“ die Welt des Remstals.