Die Deutschen sind Reiseweltmeister. Auch über die Festtage zieht es sie immer häufiger in die Ferne. Der Weihnachtsurlaub ist aber nicht immer ein Schnäppchen.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Stuttgart - Eine geschmückte Tanne, die Gans im Bratofen und Berge von Geschenken? Das ist keineswegs mehr selbstverständlich hierzulande. "Es gibt einen stärker werdenden Trend, über die Festtage und den Jahreswechsel zu verreisen", sagt der Tourismusprofessor Karl Born von der Hochschule Harz. "Die Tradition, dass man Weihnachten daheim unter Baum verbringt, bröckelt."

 

Der Grund dafür sei der gesellschaftliche Wandel. Kirche und Religion verlieren an Bedeutung, die klassische Familie ebenso - Faktoren, die früher Weihnachten daheim im Kreise der Liebsten zur Selbstverständlichkeit machten. Aber es gibt auch Menschen, denen wie Karneval am Rhein auch der Festtagsrummel gehörig auf die Nerven geht. "Hier wie dort gilt: Wer seine Ruhe haben will, flüchtet rechtzeitig an ruhigere und erholsamere Ort", sagt Born.

Die Reiseindustrie hat den Trend längst entdeckt und versucht, kräftig davon zu profitieren. In Reisebüros, Prospekten, Zeitungsanzeigen und im Internet lockt eine Vielzahl von Angeboten. "Zu den Favoriten der deutschen Urlauber über die Festtage gehören die Kanarischen Inseln und die Skigebiete in den Alpen", sagt Sybille Zeuch vom Deutschen Reiseverband. Aber auch die klassische Städtereise steht weit oben, nach Paris, Berlin oder Dresden. Theater, Opern, Museen und Restaurants garantieren erlebnisreiche Tage.

Den Weihnachtsurlaub sollte man früh buchen

Ob unter dem Jahr oder an Weihnachten: viele Bundesbürger verreisen kürzer, dafür aber häufiger. Der Zweit- und Dritturlaub ist für die, die es sich leisten können und wollen, fast schon eine Selbstverständlichkeit. Das Jahresende mit seinen vielen Feiertagen ist besonders praktisch. Zu lange sollte man aber nicht überlegen, sonst muss man nehmen, was übrig ist.

"Wer über Weihnachten oder den Jahreswechsel in ein bestimmtes Hotel in einem beliebten Ferienziel reisen möchte, sollte immer möglichst frühzeitig buchen", sagt Anja Braun vom weltgrößten Veranstalter Tui. Wer flexibel ist und nicht eine Woche, sondern auch sechs oder acht Tage reisen kann, habe bei Pauschalreisen zudem bessere Chancen auf eine größere Flug- und Hotelauswahl.

Beim Marktführer gehören nach den Kanaren Österreich, Ägypten, Deutschland, die Dominikanische Republik, Thailand, die Türkei und die USA zu den Rennern. Wer Skifahren will, wählt meist in die Alpenrepublik, die neben weltbekannten Pisten viele attraktive Angebote für Familien mit Kindern im Angebot hat.

Kreuzfahrten liegen im Trend

Wer es ausgefallener liebt, bucht eine Schiffsreise. Kreuzfahrten gehören seit Jahren zum am stärksten wachsenden Segment im Reisegeschäft. Jedes Jahr laufen neue Schiffe vom Stapel, die Preise sind günstig wie nie. Selbst über die Festtage gibt es Sonderangebote für Trips im Mittelmeer. Wer es sich leisten kann und Europas Winterwetter sicher entfliehen möchte, geht auf Fernreise.

Besonders die Strände in Südostasien - Thailand, Sri Lanka, Bali - werden über den Jahreswechsel bei den deutschen Reiseweltmeistern immer beliebter, daran hat auch die Tsunamikatastrophe nur kurzzeitig etwas geändert. Längst läuft der Tourismus dort wieder auf Hochtouren.

Exotische Weihnachten

Iglu Im österreichischen Hochbrixen kann man in Iglus nächtigen mit Rentierfellen und Schlafsäcken. Es gibt ein Iglu-Restaurant mit Eis-Tisch und Eis-Bar, die Nacht kostet 185 Euro.

Safari Norwegen und Lappland bieten Eisangeln, Rentiersafaris und Hundeschlittentouren. Das Kontrastprogramm: eine Afrikasafari zu Geparden und Erdmännchen.