Die Reiselust lassen sich die Deutschen nicht nehmen. Seit sieben Jahren steigen die Zahlen stetig. Obwohl im Internet jede Menge Reiseschnäppchen angeboten werden, setzen die Urlauber auf die persönliche Beratung – auch auf der Messe.

Stuttgart - Seit 15 Jahren bieten Annegret und Richard Veit aus Filderstadt Individualreisen nach und durch Tanzania an – sowohl im Internet, aber auch in ihrem Reisebüro. Auf der Reisemesse CMT sind sie aber erst zum zweiten Mal mit Stand dabei. „Wir hatten sie bisher gemieden, weil die Geräuschkulisse in den Hallen doch anstrengend sein kann“, sagt Veit. „Aber der persönliche Kontakt zu Interessenten ist einfach ungemein wichtig – für sie und für uns.“ Es ist ein lohnendes Geschäft für das Ehepaar, mit ihrem Angebot dabei zu sein. „Wir machen an den neun Tagen hundert Prozent mehr Umsatz“, sagt Annegret Veit. „Das ist wirklich sehr gut, und die Messe ist für uns unheimlich wichtig.“

 

CMT punktet mit persönlicher Beratung

Die direkte Beratung ist einer der Gründe, weshalb das Interesse an der CMT ungebrochen ist – trotz des Internets, das den traditionellen Reisebüros ordentlich zugesetzt hat. 2014 verzeichnete die Messegesellschaft einen neuen Rekord: 241 000 Besucher . Die Chancen stehen gut, dass diese Zahl in den kommenden neun Tagen wieder erreicht wird. Zu weit aus dem Fenster lehnen wollen sich die Macher zu Messebeginn freilich nicht, aber mit mindestens 220 000 Besuchern rechnen sie doch in diesem Jahr.

Vielleicht gerade wegen der großen Menge an teils unüberschaubaren Angeboten und schier unendlichen Möglichkeiten, die sich im Internet bieten, kommen die Reiselustigen auf die Filder. „Viele unserer Messebesucher sind sehr anspruchsvoll, zudem steigt der Anteil an hochpreisigen Reisen über 3000 Euro“, sagt Axel Recht, der Sprecher der Stuttgarter Messe. Wer so viel Geld investiere, der wolle auch den direkten Kontakt mit Beratern. Die Besucher hätten Bestnoten für Information und Beratung an den Ständen gegeben, sagte der Geschäftsführer der Messe, Roland Bleinroth, zum Abschluss der CMT 2014.

Im Internet wird vorab informiert, gebucht wird vor Ort

Das kann Annegret Veit bestätigen: „Die Kunden informieren sich vorab im Internet, wenn es dann aber um spezielle Fragen und Buchungen geht, sind wir gefordert.“ Da dreht es sich dann um so kleine, aber wichtige Details wie die Matratzenhärte oder mögliche Ausflugsziele in der näheren Umgebung des Urlaubsortes. Zwar könne man im Internet Ausflüge buchen oder Hotelbeurteilungen lesen, aber, so Veit: „Die Gespräche mit Menschen, die schon vor Ort waren und es selber erleben konnten, sind sehr viel mehr wert.“ Die Messe sei ein Innovationskatalysator, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann beim Neujahrsempfang der Messe am Donnerstag: „Ich bin sicher, dass das auch im digitalen Zeitalter so bleibt. Das direkte Gespräch und das Fachsimpeln mit ihm kann durch das Internet nicht ersetzt werden.“

Doch nicht nur der persönliche Austausch ist wichtig. „Viele Menschen gehen auf Messen, weil sie die Atmosphäre vor Ort genießen“, sagt der Sprecher des Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (Auma), Harald Kötter. Aus Umfragen wisse man, dass der Messebesuch als Gemeinschaftserlebnis für die ganze Familie außerdem einen hohen Stellenwert habe. Schnäppchen kann der Urlauber nicht nur virtuell machen, auch ganz real gibt es Messeangebote, die die Interessenten zu Buchungen verleiten können. Annegret Veit etwa gibt bis zu zehn Prozent Rabatt auf zwei Reisen durch Tanzania – ein lohnendes Geschäft für beide Seiten.