Der Fellbacher Herbst steht in den Startlöchern. Zum Traditionsfest werden in der Stadt rund 250 000 Gäste erwartet.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Fellbach - Was beim Fellbacher Herbst den eigentlichen Höhepunkt der vier tollen Tage darstellt, ist eine oft gestellte Frage – und eine Überlegung, auf die es möglicherweise nicht nur eine richtige Antwort gibt. Denn das Traditionsfest hat unterschiedlichste Facetten, die es vom 7. bis zum 10. Oktober auszukosten gilt.

 

Für die einen ist der große Festzug am Samstag die zentrale Attraktion. Der herbstlich-bunte Lindwurm, der sich nach dem traditionellen Erntedank bei der Kelter mit knapp 60 Festwagen und Fußgruppen, darunter allein 16 Musikkapellen, in Richtung Schwabenlandhalle schlängelt, gilt in weiten Teilen der Bürgerschaft alsklassischer Auftakt für fröhliche und feucht-fröhliche Geselligkeit. Für gute Laune ist schließlich gesorgt, wenn Fellbachs Oberbürgermeister Christoph Palm – auch so ein kleiner Höhepunkt – seine letzte Herbstansprache mit allerlei Anspielungen auf die große und kleine Politik spickt und nach der Ehrung der hundert ältesten Bürgerinnen und Bürger der Stadt die 69. Auflage des schwäbischen Traditionsfests offiziell eröffnet.

Viele Besucher sind beim verkaufsoffenen Sonntag unterwegs

Fast mehr Besucher noch sind allerdings beim verkaufsoffenen Sonntag unterwegs, um zwischen Bahnhof und Entenbrünnele nach Herzenslust zu bummeln. Für 1100 Weinliebhaber beginnt der Fell-bacher Herbst bereits am Donnerstag, wenn im Hölderlinsaal der Schwabenlandhalle die Zwölferprobe mit dem Besten aus den Kellern der Fellbacher Weingärtner stattfindet. Andere schwärmen von der Atmosphäre in den Festzelten und auf dem vom Rathaushof bis zum Stadtmuseum verlaufenden Weinsträßle, wieder andere freuen sich darauf, dass die Straßen einmal mehr zum Treffpunkt werden und sich viele ehemalige Fellbacher die Ehre geben.

Und während auf jüngere Generationen der Vergnügungspark mit Fahrgeschäften vom Autoscooter bis zum Breakdance-Wirbler große Anziehungskraft ausübt, sind Pyrotechnik-Fans schon aufs Feuerwerk gespannt, das am Sonntag gegen 20.30 Uhr auf dem Dach der Schwabenlandhalle gezündet wird. Nicht unter-schlagen werden sollen freilich auch die restlichen Höhepunkte des Heimatfests: Vom „Blütenzauber-Abend“ mit der Ehrung der Preisträger des Blumenschmuck-Wettbewerbs über das Partnerschafts-Menü für 200 geladene Gäste bis zum Laternenumzug der Nachwuchs-Herbstler reicht das Programm, das auch dieses Jahr wieder eine Viertelmillion Menschen in die Stadt unterm Kappelberg locken wird.

Fellbacher Herbst hat eine völkerverbindende Note

„Nächste Ausfahrt Fellbach. Sie haben Ihr Ziel erreicht“ hat das im November aus dem Amt scheidende Stadtoberhaupt Christoph Palm als Motto für den letzten Fellbacher Herbst unter seiner Regie als Motto ausgegeben. Mit der Anspielung auf die Sprachausgabe von Navigationsgeräten greift der Rathauschef nicht nur die sich inzwischen durch den kompletten Lebensalltag ziehende Digitalisierung auf. Palm versteht das Herbstmotto auch als Beleg für die Attraktivität der 45 000-Einwohner-Kommune. „Hier zu wohnen, zu arbeiten und zu leben ist für viele erstrebenswert“, sagt der Oberbürgermeister – und weist auf die Beliebtheit von Fellbach als Reiseziel hin. „Unser Wein ist weit über die Region hinaus als Kulturgut bekannt und beliebt und verkörpert den interkulturellen Charakter der Stadt. Der Fellbacher Herbst hat damit eine völkerverbindende und gemeinschaftsstiftende Note“, sagt er. Zur Gastlichkeit gehört übrigens auch, dass das Viertele beim Fellbacher Herbst zu bürgernahen Preisen ausgeschenkt wird: Laut Friedrich Benz, Geschäftsführer der Fellbacher Weingärtner werden für die drei Festweine um vier Euro verlangt, die Genossenschaft hat sich eigens einen neuen Ausschankwagen zugelegt, um im Rathaushof mit einer längeren Theke und zusätzlichem Personal „bei großem Andrang auch mit höheren Schlagzahl“ arbeiten zu können. Benz kann auch schon mit einer Erfolgsmeldung zum Fellbacher Herbst aufwarten: Die Große Weinprobe im Hölderlinsaal der Schwabenlandhalle ist seit gut zwei Wochen so gut wie ausverkauft, die 1100 Karten gingen deutlich schneller weg als in den vergangenen Jahren. Für Friedrich Benz liegt der Run auf die Tickets nicht nur am herausragenden Jahrgang 2015, von dem es die ersten Tropfen zu verkosten gibt, sondern auch an der Tatsache, dass neben dem Kabarettist Klaus Birk auch der Oberbürgermeister als Moderator eine Abschiedsvorstellung gibt. „Ein kleines bisschen Lampenfieber habe ich“, gab Christoph Palm am Dienstag zu.

Freudig erregt ist vor dem Fellbacher Herbst auch Wirtschaftsförderer Florian Gruner. Der Geschäftsführer des Stadtmarketing-Vereins will die Innenstadt beim verkaufsoffenen Sonntag als Flaniermeile ins rechte Licht rücken – und hofft auf allein 120 000 Besucher, die in den fast 170 beteiligten Geschäften am Sonntag zwischen 12.30 und 17.30 Uhr entdecken, „dass der Standort alles hat, was das Kundenherz begehrt“. Viele kleine und größere Überraschungen, zahlreiche Bands, ein vielfältiges Kinderprogramm sowie ein reichhaltiges Angebot an preisgünstigen Schnäppchen erwarten die Besucher in der am Sonntag autofreien Innenstadt.

Für jeden Hörgeschmack gibt es Musik

Apropos Musik: Von der Stadtkapelle im Festzelt bis zur Rockband im Kunstvereinskeller gibt es für fast jeden Hörgeschmack auch ein Angebot, neben den Gastronomen mischen auch Landjugend und private Weingüter als Veranstalter mit. Den Gegenentwurf zu rustikaler Hocketse-Atmosphäre will mit Loungejazz der Weinsalon in der Schwabenlandhalle bieten. Das gilt auch fürs kulinarische Programm: Während Andreas Rauschenberger den Sternekoch Philipp Kovacs mit seiner Brigade anrücken lässt, um Lachstatar, Hummerschaum und Petersilienpolenta aufzutischen, setzt Festwirtin Ingrid Putler aus Kernen im 600-Plätze-Zelt bewusst auf Schweinshaxe und Spareribs.

Erweitert wurde für den Fellbacher Herbst auch das Sicherheitskonzept: Nach dem Amoklauf in München und dem Selbstmordattentat im bayrischen Ansbach hat die Stadt angekündigt, rund ums Festgelände auf eine erhöhte Präsenz von Polizei und Security-Diensten zu setzen. Angesichts der verstärkten Vorsichtsmaßnahmen, die gegenwärtig leider notwendig sind, hat die Stadt zusammen mit der Polizei, der Feuerwehr, dem Roten Kreuz und den Mitorganisatoren von Stadtmarketing und Schwabenlandhalle das Sicherheitskonzept überprüft und in Teilen erweitert“, hieß es bereits Ende vergangener Woche in einer Mitteilung. Besucher werden aufgefordert, auf dem Festgelände und in den Zelten auf große Taschen und Rucksäcke zu verzichten. In konkreten Verdachtsfällen sollen die eingesetzten Polizeikräfte selektive Kontrollmaßnahmen durchführen. „Der Charakter des Fellbacher Herbsts als fröhliches und weltoffenes Traditionsfest wird dadurch nicht in Frage gestellt. Wir können um das Fest keinen unüberwindbaren Schutzzaun ziehen oder lückenlose Personenkontrollen durchführen. Aber wir haben die Sicherheitsvorkehrungen stark erhöht“, sagt der Oberbürgermeister.