Der Rat-Rat-Chef Nenad Sredan sucht nach einer neuen Herausforderung. Das Wirtshaus Rat Rat soll es aber trotzdem künftig weiterhin geben.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-West - Irgendwann ist Nenad Sredan morgens aufgewacht und hat gedacht: „Ich brauche etwas Neues.“ Eigentlich betreibt der 39-Jährige mit serbischen Wurzeln das Wirtshaus Rat Rat noch gar nicht so lange, seit Januar 2010. „Ich kann nicht 15 bis 20 Jahre dasselbe Lokal machen“, begründet er seinen Entschluss. Er brauche eine Veränderung. Eigentlich. Denn als die Runde machte, dass er auf der Suche nach einem neuen Pächter ist, meldeten sich unheimlich viele aufgeregte Stammgäste bei Sredan. Das hat ihn zögern lassen. „Es ist eine Herzensangelegenheit hier.“ Er ist im Westen geboren und aufgewachsen, war nie groß weg. Der Stadtbezirk liegt ihm schon besonderes am Herzen. Dennoch sei er im Gespräch für ein neues Gastro-Projekt in Stuttgart, gibt er offen zu. Größer und in Innenstadtnähe.

 

Einge Interessenten für das Rat Rat gibt es bereits

Für das Rat Rat sucht er bereits neue Pächter. Zwei bis drei Interessenten hat er im Auge. Verpachten möchte er nur, wenn ein neuer Wirt das Rat Rat in etwa im bisherigen Stil weiterführt – als gutbürgerliches, schwäbisches Wirtshaus. „Sonst mache ich ein paar Jahre zwei Restaurants“, sagt er. Da sieht er kein Problem: „Ich bin ein Schaffer.“

Die Gastronomie, das ist „seine große Liebe“, sagt er und betont aber sofort: „gleich nach meiner Frau.“ Er mache sein Geschäft mit Leidenschaft. Mit 17 Jahren hat Sredan angefangen: Nach einer Malerlehre, die er inzwischen „schon fast vergessen“ hat, hat er in einem Café im DGB-Haus gearbeitet. „Das war mein Ding. Hab mich wohl gefühlt“, erzählt er. Weitere Stationen waren der Paulaner am Rotebühlplatz, das Woodys im Ufa-Palast, die Kostbar beim Rathaus und der Rheinstrand in Worms.

Gelernt hat er vom Schwiegervater, inspirieren lässt er sich in München

Schwierigkeiten, einen Job in der Gastronomie in Stuttgart zu finden, hatte Sredan wohl nie. Seit 15 Jahren arbeitet er bei Klaus Schöning, einer Stuttgarter Gastrolegende. Der hatte einst unter anderem den Biergarten im Schlossgarten eröffnet und das Calwer Eckbräu betrieben. Schöning konzentriert sich heute auf die Gastronomieberatung, ist in zahlreichen Stuttgarter Gastroprojekte involviert gewesen. Sredan ist praktischerweise mit Schönings Tochter verheiratet. In dessen Restaurants hat er gelernt. „Jetzt weißt du alles, kannst alles, jetzt kannst du dich selbstständig machen“, habe sein Schwiegervater irgendwann gesagt. Daraufhin hat Sredan das Rat Rat übernommen, anfangs noch mit seinem Partner Musleh Mohamed. Schöning stand als Berater zur Seite. „Von ihm habe ich mein gastronomisches Können“, sagt Sredan. Inspiration wiederum holt er sich häufig in der bayerischen Landeshauptstadt. „Ich bin ein München-Fan.“ Mehrmals im Jahre fährt er hin und kommt mit sieben oder acht Ideen zurück. Bei Feinkost Käfer hat er ein Dessert-Pfännchen für zwei Personen entdeckt. Das habe ihn begeistert: „Das wollte ich sofort auch.“

Ziel für den Neuanfang: Bloß kein Laden, der schon gut läuft

Seit der Übernahme im Jahr 2010 hat er die einst heruntergekommene Kneipe verschönert und populär gemacht. Die Gaststätte im rustikale Stil, die unter verschiedenen Besitzern seit über 30 Jahre existiert, ist für regionale Spezialitäten, den üppigen Sonntagsbrunch und den Maultaschen-Abend mit 20 Variationen bekannt. Aber Sredan bedauert, dass man eben bewusst zum Essen hinfahren muss, Passanten kommen an dem Eckhaus an der Rotenwaldstraße 114 selten vorbei.

Anfangs habe man Zeit gebraucht, sich zu etablieren. Jetzt sei der Laden erfolgreich. So sagt es Sredan zumindest. Und das genau ist der Grund, warum er sich eine neue Herausforderung sucht: „Ich will etwas übernehmen, was nicht gut läuft.“ Den ungewöhnlichen Wunsch begründet er damit, er sehe gerne „wie ein Lokal von unten nach oben wächst“ – renovieren, eine neue Karte erstellen, jeden Gast „umgarnen“. Was und wo sein neues Projekt sein wird, möchte er aber noch nicht sagen.