Die Überraschung ist gelungen: Die Stuttgarter Kickers präsentierten in Tomasz Kaczmarek zwar ein unbekanntes Gesicht, das dafür aber eine interessante Vita aufweist.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Die Stuttgarter Kickers haben am Mittwochnachmittag spontan ins H’ugo’s eingeladen, das Stuttgarter Szene-Lokal, das der Kuranyi-Bruder Romulo betreibt. Der war dann auch anwesend, nicht aber sein bekannterer Bruder Kevin, der zuletzt immer mal wieder mit den Blauen in Verbindung gebracht wurde, nachdem er sich dort fitgehalten hat. Doch daraus wurde nichts – dafür präsentierte der Präsident Rainer Lorz (wurde gestern 54) ein anderes Geburtstagspräsent: Tomasz Kaczmarek, den neuen Trainer, der sich zuvor schon mal kurz bei der Mannschaft vorgestellt hatte, während der Interimscoach Dieter Märkle wie erwartet wieder ins zweite Glied rückt: zur U 23 und als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums. „Das hat für uns eine genauso große Bedeutung“, betonte Lorz, um gar nicht erst den Verdacht einer Degradierung aufkommen zu lassen.

 

Doch im Blickpunkt steht künftig eben Kaczmarek, ein gebürtiger Pole, der sich aber „als Rheinländer“ fühlt, nachdem er seit dem neunten Lebensjahr dort lebt. Und zuletzt auch den West-Regionalligisten Viktoria Köln betreut hatte, ehe er im Sommer die Ausbildung zum Fußball-Lehrer begann – die mit den letzten Prüfungen erst Mitte März abgeschlossen sein wird. „Dennoch kann man jetzt eigentlich nicht mehr von einer Doppelbelastung sprechen“, sagte er. So oder so traut er sich die Aufgabe bei den Kickers zu, die bis zum 30. Juni 2019 vereinbart ein. „Das Vertrauen in eine langfristige Zusammenarbeit hat mich überzeugt“, sagte der 32-Jährige bei seiner Vorstellung. Das beruht auf Gegenseitigkeit. „Wir wollten endlich wieder Kontinuität auf der Trainerposition“, betonte Lorz, der zum Anforderungsprofil erklärte: „Wir suchten auf der einen Seite einen jungen, begeisterungsfähigen Trainer, der aber auch schon Erfahrung im Profi-Bereich aufweist.“

Coach will die Spielweise verändern

Daran soll’s nicht scheitern: Kaczmarek, der seine aktive Karriere (in der Jugend bei Bayer Leverkusen) schon frühzeitig beendet hat, war vor den anderthalb Jahren bei der Viktoria schon im Ausland tätig. Zuvor beim norwegischen Erstligisten Stabaek IF als Assistenzcoach des ehemaligen US-Nationaltrainers Bob Bradley (aktuell bei Swansea City), mit dem er davor auch schon das ägyptische Nationalteam betreut hat. Jetzt ist der gebürtige Breslauer also in Stuttgart gelandet, wohin ihm seine Frau und die knapp zweijährige Tochter bald folgen wollen, nachdem der Trainingsauftakt für den 7. Januar terminiert ist.

Kaczmarek hat die Mannschaft (meist auswärts) schon mehrfach beobachtet und außerdem intensives Videostudium betrieben. Sein Urteil: „Sie bringt fußballerisch und technisch einiges mit, um erfolgreich zu sein.“ Dennoch zeigt der Blick auf die Tabelle, dass zunächst einmal Abstiegskampf angesagt ist, dessen ist sich der neue Coach bewusst. „Deshalb wollen wir von der Spielweise auch etwas verändern.“ Intensiver, emotionaler und aggressiver Fußball spielen. Vielleicht sogar mit der einen oder anderen Verstärkung, „die würde uns gut tun“, gibt der Coach zu. Im Optimalfall für alle drei Mannschaftbereiche Abwehr, Mittelfeld, Angriff, „auch wenn das im Winter nicht immer ganz einfach ist“, wie Kaczmarek weiß.

Zudem sucht der Verein – neben dem bisherigen Co-Trainer Erol Sabanov – im Idealfall noch einen weiteren Assistenten. Doch der wurde an dem Geburtstag von Lorz noch nicht präsentiert. Aber es ist ja auch bald Weihnachten.