Nach dem Aus für Alexander Zorniger will VfB-Präsident Bernd Wahler bei der erneuten Trainersuche nicht den Eindruck aufkommen lassen, dass er die Lage in Stuttgart nicht im Griff habe.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Bernd Wahler zögert nicht. Er weiß, was gefordert ist. Ein präsidiales Wort, ein überzeugendes Auftreten, eine klare Haltung. Gerade jetzt, da der VfB Stuttgart mal wieder in einer äußerst misslichen Lage steckt. Der Trainer ist dem Fußball-Bundesligisten abhandengekommen, die Mannschaft steckt im Abstiegskampf und die Führungsriege sieht sich erneut dem Vorwurf ausgesetzt, so ziemlich alles falsch gemacht zu haben.

 

Das ist das Dilemma der Stuttgarter. Anscheinend können sie es nie recht machen. So nehmen sie es zumindest wahr im Club, nachdem die Trennung von Alexander Zorniger als alternativlos betrachtet wurde, weil er die von Manager Robin Dutt erhofften Antworten auf die sportlichen Fragen offenbar nicht mehr liefern konnte. „Wir mussten ganz klar handeln“, sagt Wahler, „und wir müssen auch eingestehen, dass es in dieser Besetzung nicht funktioniert hat.“

Da spricht also keiner, der versucht, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Vielmehr spricht da einer, der versucht, die Fehlentwicklungen zu korrigieren. Dazu hat Wahler schon, bevor Dutts erster Weg nach dem Gespräch mit Zorniger am späten Dienstagvormittag in das Präsidentenbüro führte, in die Mannschaft hineingehorcht – und er hat auch danach mit einzelnen Spielern gesprochen. Wahlers Erkenntnis: „Jetzt muss auch ein Impuls von der Mannschaft kommen.“

Die Suche nach einem neuen Chefcoach läuft

Am Sonntag bei Borussia Dortmund mit Jürgen Kramny auf der Trainerbank. Und da der 44-jährige Ex-Profi ebenso wie André Schubert in Mönchengladbach U-23-Trainer ist, gibt es immer wieder den Vergleich zur Borussia und ihrer Siegesserie, die Schubert vor Kurzem zum Chefcoach aufsteigen ließ. Auch der VfB kann in seiner Historie auf ähnliche Geschichten verweisen: zum Beispiel 1996 mit Joachim Löw.

„Doch darauf können wir uns nicht verlassen“, sagt Wahler. Weshalb im Hintergrund schwer an einer Cheftrainer-Lösung gearbeitet wird. In vorderster Linie: Manager Dutt, obwohl Wahler in seinem früheren Berufsleben als Gestalter und Sanierer nach eigenen Angaben selbst viele Personalentscheidungen zu treffen hatte. In seiner Zeit als VfB-Präsident dürften es dagegen einige zu viel sein. Im Juli 2013 wurde Wahler gewählt, im September trat er sein Amt an, und seither gab es sechs Trainerwechsel (Thomas Schneider für Bruno Labbadia im August 2013 eingerechnet).

Eine Routine ergibt sich daraus jedoch nicht. „Routine ist der falsche Begriff“, sagt Wahler, „wichtig ist, aus diesen Erfahrungen die richtigen Schlüsse zu ziehen.“ Das ist der Anspruch – an die Mitarbeiter und an sich selbst. Bleiben in der aktuellen Krise aber die Fragen: wann und mit wem sich die Stuttgarter auf den weiteren Weg machen wollen. „Es gibt keinen externen Zeitdruck. Wir verfolgen die Besetzung des Cheftrainerpostens aber mit Nachdruck“, sagt Wahler. Das klingt gut und manövriert den VfB-Boss nicht in eine verbale Sackgasse, wie es ihm zu Beginn in der Fußballbranche öfters passiert ist. Und zu den Kandidaten Lucien Favre und Tayfun Korkut äußert er sich lächelnd gar nicht. Nur soviel: „Wir suchen keinen Feuerwehrmann.“ (siehe „Konzept oder Erfahrung?“)

Wichtige Verzahnung zwischen Profis und Nachwuchs

An der Mercedesstraße geht es darum, den Mann zu engagieren, der kurzfristig die größte Erfolgswahrscheinlichkeit verspricht und der gleichzeitig eine mittelfristige Perspektive eröffnet. Für den Präsidenten bewegt sich die Suche somit zwischen den Polen „wir haben noch wichtige Spiele vor der Winterpause“ und „wir wollen an den bisherigen Eckpfeilern festhalten“. Die Verzahnung zwischen dem Profi- und dem Nachwuchsbereich nennt Wahler dazu als Erstes, die neue Diskussionskultur zwischen sämtlichen Trainern als Zweites.

Beide Punkte gehen auf Dutts Betreiben zurück – und dem Manager vertraut Wahler auch bei der Besetzung der Schlüsselposition Cheftrainer. „Robin Dutt geht dabei sehr kooperativ vor und ist intelligent genug, sich den Rat von erfahrenen Leuten zu holen“, sagt der VfB-Boss, der sich intensiv in die Verhandlungen einschalten will, wenn es um den Abschluss geht. Dann will der 57-Jährige wieder nicht zögern.