Mit Flüchtlingskindern hat die Polizei am Donnerstag in Hofen sicheres Verhalten im Straßenverkehr geübt. Der ersten Veranstaltung dieser Art sollen weitere folgen, kündigt das zuständige Referat für Prävention des Polizeipräsidium Stuttgart an.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Eigentlich sind 20 Kinder, die über den Verkehrsübungsplatz am Max-Eyth-See wuseln, nichts Besonderes. Doch zwei Aspekte sind ungewöhnlich bei der Gruppe, die am Donnerstagmorgen übt. Zum einen sind sie mitten in den Sommerferien da, zum anderen ist die Gruppe altersgemischt. Normalerweise kommen Schulklassen während der Schulzeit, und die Kinder sind dann logischerweise gleich alt. In den Ferien üben Beamte des Referats Prävention der Stuttgarter Polizei mit einer Gruppe Flüchtlingskinder, die in der Unterkunft in Hofen leben. Die meisten der 20 Kinder sind schon seit einem halben Jahr da. Manche sprechen noch nicht viel Deutsch, die Anleitungen und Lektionen der Polizisten würden sie aber gut verstehen, sagt ihre Betreuerin Anna Sottru.

 

Das Schimpfen klappt schon ganz gut auf Deutsch: „Ach, du meine Güte!“ ruft Kind Nummer 8, als der Junge auf die Kreuzung zurollt. Der Einfachheit halber haben die Kinder Warnwesten mit Nummern an, damit man sie beim Üben leichter unterscheiden und ansprechen kann Der junge Radfahrer mit der 8 hat aufgepasst: Wer von rechts kommt, hat Vorfahrt. Erst danach kann er die Kreuzung passieren – und dann ist plötzlich die Ampel rot und er kommt doch nicht vom Fleck. In der nächsten Runde flutscht es an der Kreuzung, dafür muss ein Pulk am Zebrastreifen anhalten. Das klappt – mit kleinen spontanen Ausweichmanövern – auch gefahrlos für Fußgänger und Radfahrer.

Es soll bald weitere Termine für Flüchtlingskinder geben

In den Ferien haben die Beamten Zeit, einen Vormittag lang auf der Anlage mit Flüchtlingskindern zu üben. „Wenn die Schule wieder losgeht, sind wir voll ausgebucht, dann kommen Schulklassen“, sagt Hermann Volkert, der Leiter der Verkehrsprävention. Doch angesichts der Situation, dass immer mehr Flüchtlinge ins Land kommen, will die Polizei flexibel reagieren: „Wir werden Zusatztermine einschieben“, sagt Ludwig Haupt, der Leiter des Referats Prävention. Nachmittags, am frühen Abend oder an Samstagen sollen Flüchtlingskinder für den Straßenverkehr fit gemacht werden, kündigt er an. Das gelte vor allem für die Altersklasse von zehn Jahren an – sie kommen nicht mehr in den Genuss der Verkehrserziehung, welche die Polizei für Viertklässler aller Stuttgarter Schulen anbietet. In diese Kategorie fällt auch die Gruppe, die am Donnerstag übt: Die Kinder und Jugendlichen sind zwischen zehn und 14 Jahre alt. Zwei sechsjährige Buben, die mit großen Augen den Geschwistern zugeschaut haben, dürfen auch mitmachen. „Alle fahren sehr gut Fahrrad und bewegen sich gut“, lobt Hermann Volkert. Kein Wunder: „Sie sind ja auch fast die ganze Zeit draußen zum Spielen“, fügt die Sozialarbeiterin Anna Sottru hinzu.

Die Polizei will nicht nur erreichen, dass die Kinder Verkehrsregeln lernen. „Wir wollen uns auch als Freund und Helfer vorstellen“, sagt Ludwig Haupt. Die Kinder sollen verstehen, dass sie vor der Polizei keine Angst haben müssen – nicht alle kennen das so aus ihren Heimatländern. Mit dem selben Anliegen besuchen Beamte auch regelmäßig Flüchtlingsheime.