Keiner in der Mannschaft kann die Befindlichkeiten des VfB Stuttgart und seiner Fans so gut einschätzen wie Christian Gentner. Auf den neuen Trainer Armin Veh setzt der Kapitän große Stücke. Das war nicht immer so.

Schruns - Christian Gentner lacht und jubelt. So ist der Mittelfeldspieler des VfB Stuttgart derzeit auf Plakaten für ein Freundschaftsspiel gegen eine Regionalauswahl im österreichischen Schruns zu sehen, im Montafon hält der Club derzeit sein Konditionstrainingslager ab. Das Bild hat durchaus Symbolcharakter, weil der VfB nach einer völlig vermaledeiten Saison, die fast mit dem Abstieg geendet hätte, endlich wieder Erfolge feiern will.

 

Und weil Christian Gentner, 28, das Gesicht dieser Mannschaft ist. Doch Gentner ist vorsichtig, forsche Formulierungen kommen dem Mittelfeldspieler nicht über die Lippen. Zu früh sei es noch für Prognosen, meint der erfahrene Profi, und außerdem sei grundsätzlich nach der letzten Saison („Da stand uns das Wasser tatsächlich bis zum Hals“) auch etwas Demut angesagt. Das Maximale sei noch nicht zu formulieren, das Minimale aber schon: „So etwas wie letzte Saison wollen wir nicht mehr erleben.“

Keiner kann in der Mannschaft die Befindlichkeiten des Vereins und seiner Fans so gut einschätzen wie Gentner. Und keiner kennt den Trainer Armin Veh besser. Als der VfB 2007 zum letzten Mal Deutscher Meister wurde, war Veh Trainer und Gentner ein junger, ungeduldiger Spieler, der nicht immer zum Einsatz kam. In der Saison 2009/10 arbeiteten die beiden dann beim VfL Wolfsburg zusammen, nun zum dritten Mal wieder beim VfB. Die Zeit vergehe rasend schnell, findet Gentner, der Veh nun als gereifte Führungsfigur beim VfB wiedertrifft.

Gentner: „Keine Euphorie“

Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit dem Weggefährten, den er wegen seiner Erfahrung für den richtigen Mann zum richtigen Zeitpunkt für den VfB hält. „Der Trainer weiß, wie man eine Mannschaft baut“, glaubt Gentner. Nicht immer hat er sich mit dem Coach gut verstanden, in seiner ersten Zeit beim VfB habe Veh ihm geraten, den Club, aus dessen Jugend er kam, zu verlassen. Das hat Gentner nicht gefallen damals, erzählt er. Im Nachhinein aber habe Veh Recht behalten. Als sich die beiden später in Wolfsburg wiedertrafen, war Gentner mit dem VfL gerade Deutscher Meister geworden. Der Trainer habe es da schwer gehabt in dieser Konstellation. Veh musste den VfL schließlich vorzeitig verlassen. Aber ihr persönliches Verhältnis sei viel besser gewesen in Wolfsburg als zuvor beim VfB. „Wir haben uns beim VfL sehr oft ausgetauscht“, berichtet Gentner. Nun wollen sie den VfB gemeinsam auf Kurs bringen.

Euphorisch sei die Stimmung sicher nicht, meint Gentner, auch wenn viele VfB-Fans mit dem Namen Armin Veh die Erfolge der Vergangenheit und damit die Hoffnung auf eine bessere Zukunft verbinden. Auch von Aufbruchsstimmung will Genter noch nicht reden. Jetzt ist ja die Zeit, in der durch drei Trainingseinheiten pro Tag die Beine wehtun. Dass der skurril anmutende Werbeslogan der bergigen Urlaubsregion „Das Montafon. Der natürliche Feind des Stöckelschuhs“ seine Berechtigung hat, wissen Gentner und seine Kollegen nur zu gut. Konditionstrainer Günter Kern bittet dieser Tage häufig zu Läufen an einem steilen Hang. Noch kann viel passieren bis zum Saisonstart, auch im Kader.

„Der VfB hat seinen Weg unterbrochen, aber nicht abgebrochen. Veh wird uns wieder in die Spur bringen“, glaubt der 28-Jährige. Veh, so Gentner, stehe für Teamgedanke, Disziplin und Konsequenz – alles Eigenschaften, die in der letzten Runde beim VfB vermisst wurden. „Uns tut es gut, den Ball flach zu halten.“ Vielleicht ist das für den VfB die richtige Basis, um wieder öfter in Siegerpose zu sehen zu sein – so wie derzeit auf den Plakaten in Schruns.