Der VfB Stuttgart hat Tim Hoogland ausgeliehen. Das belegt das Umdenken in der Politik auf dem Transfermarkt. Vor noch nicht allzu langer Zeit wurden Stars wie Alexander Hleb oder Jens Lehmann verpflichtet.

Stuttgart - Der Ansatz ist derselbe. Wieder ist es ein Tag im Juli, an dem ein VfB-Manager einen Transfer verkündet. Wieder wird der besagte Spieler für ein Jahr ausgeliehen, ohne anschließende Kaufoption. Wieder hat er verletzungsbedingt eine schwere Phase hinter sich. Und wieder soll der Wechsel für ihn ein Neubeginn werden. Aber das war es dann auch mit den Gemeinsamkeiten zwischen 2009 und 2012.

 

Damals wurde die Präsentation in einem vornehmen Stuttgarter Hotel vorgenommen. Der dafür angemietete Saal war auch angesichts des gewaltigen überregionalen Interesses rappelvoll. Der VfB-Manager hieß Horst Heldt – und der Spieler war ein Star und zuvor beim FC Barcelona. Er verdiente sieben Millionen Euro pro Saison. Hinzu kam die Leihgebühr in Höhe von zwei Millionen Euro. Sein Name lautete Alexander Hleb.

Jetzt reicht ein schmuckloser Raum auf der Geschäftsstelle des Clubs für die Vorstellung. Überregional wird die Verpflichtung kaum wahrgenommen. Der VfB-Manager heißt Fredi Bobic – und der Spieler ist kein Star. Beim FC Schalke besetzte er eine Nebenrolle. Als Leihgebühr werden 200 000 Euro fällig, und auch sein Jahresgehalt dürfte nur rund zehn Prozent der einstigen Gage von Hleb betragen. Sein Name lautet Tim Hoogland.

Drei Wege können Bundesligisten in der Transferpolitik gehen

Dieses Beispiel zeigt, was sich beim VfB alles verändert hat. Vorbei sind die Zeiten, in denen der Verein am ganz großen Personalrad drehte. Dafür standen schillernde Figuren wie Giovanni Trapattoni, Jon Dahl Tomasson, Jens Lehmann oder Hleb, die viel Geld kassiert und einen hohen Promifaktor eingebracht haben. Der Nutzen war jedoch eher gering. Denn Meister wurde die Mannschaft 2007 nicht mit Hleb, Lehmann, Tomasson und Trapattoni, sondern mit billigeren Einkäufen wie Pawel Pardo und Ricardo Osorio – und vor allem mit den Eigengewächsen Mario Gomez, Serdar Tasci und Sami Khedira.

Vermutlich auch deshalb hat jetzt ein Umdenken und ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Der VfB achtet auf den Euro, da nicht mehr ausgegeben werden darf, als eingenommen wird. Diese Vorgabe des Aufsichtsrats ist unumstößlich – und doch nur eine Seite. Die zweite betrifft die Frage, was daraus für die sportliche Ausrichtung folgt. Sparen und trotzdem so erfolgreich sein wie 2007 wäre der Idealfall. Aber momentan entsteht der Eindruck, dass der Schwerpunkt eindeutig auf dem Sparen liegt – siehe Hoogland, siehe Tunay Torun, der ablösefrei aus Berlin kommt.

Im Prinzip gibt es für jeden Bundesligisten drei Wege – entweder viel Geld in teure Stars investieren oder sich auf dem Schnäppchentisch des Transfermarkts bedienen oder auf den Nachwuchs bauen. Die erste Variante schließt der VfB für sich von vornherein aus. Die Erfahrungen in der Hleb-Lehmann-Tomasson-Trapattoni-Ära waren offenbar so negativ, dass sich Gerd Mäuser nicht einmal zu einem kleinen finanziellen Risiko durchringen kann. Vielmehr spricht der heutige Präsident sogar von der Champions-League-Falle, in die man einst getappt sei.

Wo der VfB hinwill, bleibt unklar

Was der Club jetzt stattdessen versucht, ist ein Spagat zwischen den Möglichkeiten zwei und drei. Zwar ist das auch dem Umstand geschuldet, dass dem VfB zwischen den Geburtsjahren 1990 (Daniel Didavi) und 1993 (Raphael Holzhauser, Antonio Rüdiger, Kevin Stöger) die herausragenden Talente fehlen. Deshalb ist es im Augenblick vielleicht etwas schwierig, konsequent auf die Jugend zu setzen. Dennoch reiht er sich mit seinem Mischkonzept in die lange Liste von Vereinen ein, die ähnlich verfahren. So wird er aber zu einer beliebigen Marke.

Wofür außer Sparen steht der VfB – und wo will er in den nächsten Jahren hin? Das ist unklar. Fest steht nur, dass die Strategie mit Hleb, Lehmann, Tomasson und Trapattoni der Vergangenheit angehört. Am Dienstag wurden Hoogland und Torun vorgestellt.