Die lange Suche nach einem neuen Verein für Vedad Ibisevic ist beendet. Der Großverdiener beim VfB wechselt zu Hertha BSC. Das Stuttgarter Torwartproblem verschärft sich dagegen nach der Roten Karte für Przemyslaw Tyton.

Stuttgart - Für den Start ins neue Abenteuer wählt Vedad Ibisevic einen altbekannten Satz. „Ich bin ein Berliner“, schreibt der Stürmer auf Facebook, als sein Wechsel vom VfB zu Hertha BSC feststeht. Das Foto zeigt ihn vor dem Wappen seines neuen Clubs – und mit einem Geschichtsausdruck, den man bei ihm schon lange nicht mehr gesehen hat: befreit lächelnd.

 

Eine Befreiung ist sein Abschied aus Stuttgart nicht nur für Ibisevic (31), sondern auch für den VfB, der den Spitzenverdiener seit Monaten loswerden wollte. „Wir haben in den vergangenen Wochen gemeinsam eine Lösung gesucht, die beiden Seiten gerecht wird“, sagt der Manager Robin Dutt, „nun sind wir froh, dass wir eine gefunden haben.“ Zwar bekommt der VfB keine Ablöse – im Gegenteil: er musste sogar eine Million Euro drauflegen, um Ibisevic zur Vertragsauflösung zu bewegen. Doch spart sich der Verein ein Gehalt von sechs Millionen, das der einstige Torjäger in Stuttgart bis 2017 verdient hätte.

Noch nicht bundesligatauglich

Ein Problem ist also gelöst – ein anderes jedoch hat sich massiv verschärft: das Torwartproblem. Bereits vor der 1:4-Pleite gegen Frankfurt war bekannt geworden, dass der im Sommer verpflichtete Mitch Langerak (27) wegen einer Zyste im Knie operiert werden muss und weitere acht Wochen ausfällt. Dann zeigte sich erneut, dass Przemyslaw Tyton (28), der zweite neue Torhüter, den Anforderungen in der Bundesliga bislang nicht gewachsen ist.

Wieder war der Pole beim Rauslaufen zu spät dran, wie schon in der Vorwoche in Hamburg, wie zum Saisonauftakt gegen Köln. Erneut verschuldete er einen Elfmeter und sah diesmal sogar die Rote Karte. „Ich muss als Torwart ins Risiko gehen, das erfordert unser Spielsystem“, sagt der Pole, der mit einer Sperre von mindestens zwei Spielen rechnen muss.

Von der Nummer drei zur Nummer eins

Ob er danach noch einmal ins VfB-Tor zurückkehrt, ist fraglich. Zunächst bekommt Odisseas Vlachodimos (21), der als Nummer drei in die Saison gegangen war und am Samstag nach Tytons Platzverweis zu seinem Bundesligadebüt kam, die große Chance, zur neuen Nummer eins zu werden. Das Eigengewächs, sagt Robin Dutt, „genießt unser Vertrauen und kann nichts falsch machen“. Verneint hatte der VfB-Manager unmittelbar nach dem Frankfurt-Spiel die Frage, ob angesichts von Tytons Sperre und Langeraks Verletzung ein weiterer neuer Torwart verpflichtet werde. Der Trainer Alexander Zorniger hingegen sah akuten Handlungsbedarf. Nun hat man sich darauf geeinigt, für alle Fälle einen weiteren jungen Keeper dazuzuholen – viel spricht für eine Rückkehr von Benjamin Uphoff (22), der erst in diesem Sommer nach einem einjährigen Leihgeschäft wieder zum 1. FC Nürnberg gewechselt ist.

Nicht ausgeschlossen ist, dass es bis zum Ende der Transferfrist an diesem Montag um 18 Uhr weitere personelle Nachbesserungen geben wird. „Wir haben ein Reaktionsbudget, falls noch Namen auf den Markt kommen, die uns weiterhelfen“, sagt Dutt. Der Dortmunder Jakub Blaszczykowski (29) wäre so ein Mann, was der Manager nicht bestätigen will. Sicher sei dafür, dass der VfB trotz aller Millionenangebote keinen Stammspieler abgibt, also auch nicht Filip Kostic oder Daniel Didavi.

Fest steht zudem zweierlei: Erstens tritt der VfB nach der Länderspielpause am 12. September bei Hertha BSC an. Und zweitens würde es Vedad Ibisevic bei seinem Einstand in der Hauptstadt ein besonderes Vergnügen bereiten, seinen Ex-Club, bei dem ihn niemand mehr wollte, noch tiefer in den Schlamassel zu stürzen.