Die Transfers der beiden deutschen Weltmeister Sami Khedira und Toni Kroos stehen unmittelbar bevor – und der FC Bayern München wäre dann um 30 Millionen Euro reicher.

Stuttgart - Ein bisschen knurrig ist Jörg Neubauer schon, als er auf die Pläne von Sami Khedira (27) angesprochen wird. „Sie können darüber was schreiben, wenn wir dazu was vermelden“, sagt der Berater, der offenbar lieber über was anderes reden würde als über die Pläne von Khedira. Deshalb beendet er das Thema schnell, wozu ihm wenige Sätze reichen: „Momentan haben wir aber nichts zu vermelden. Wir melden uns, wenn wir was zu vermelden haben. Dann können Sie was schreiben.“ Neubauer spricht in der Wir-Form. Laut ihm und Khedira wäre es also leicht verfrüht, den Khedira-Wechsel von Real Madrid zum FC Arsenal als perfekt zu bezeichnen. Aber lange dauert es wohl nicht mehr bis zur Neubauer-Khedira-Vollzugsmeldung.

 

Das heißt: nach der WM ist vor der Transferzeit. Das Karussell dreht sich. Auf den Knopf hat Real Madrid gedrückt, das den Anspruch hat, seinen Fans immer neue Stars zu bieten, damit es nicht langweilig wird. Und draufgesprungen aufs Karussell sind zwei deutsche Weltmeister. Ist der Abgang von Khedira nur eine Frage der Zeit, so gilt dies auch für den Zugang von Toni Kroos (24) vom FC Bayern, der eigentlich schon am Mittwoch bei Real vorgestellt werden sollte. Doch dann traf der Mittelfeldspieler erst mit Verspätung am Dienstag auf Mallorca ein, wo sein Berater Volker Struth gerade Urlaub macht. Aber was heißt Urlaub? Er sei „im Megastress“, sagt Struth.

So ein Megadeal ist ja auch nicht einfach. Letzte Details sind zu klären, ehe in Madrid der Vertrag unterschrieben wird, der Kroos eine Jahresgage von zwölf Millionen Euro garantieren soll. Real zahlt 30 Millionen Euro an die Bayern, die Kroos ein Gehalt von sieben Millionen Euro geboten hatten – zu wenig, um ihn vom Bleiben zu überzeugen. Heute wird Struth sein Feriendomizil auf Mallorca wohl verlassen, um Kroos zu den finalen Gesprächen nach Madrid zu begleiten. Danach hat er Urlaub.

Khedira sieht sich selbst als Antreiber

Khedira hat auch Urlaub, aber das stört überhaupt niemanden, weil er ja Neubauer hat – und der hat jetzt eben keinen Urlaub. Er muss arbeiten. Seine Verhandlungen mit Arsenal sind ähnlich weit fortgeschritten wie die von Struth mit Real. Laut englischen und spanischen Medienberichten erhält Khedira einen Vertrag bis 2018, der mit annähernd zehn Millionen Euro pro Jahr dotiert ist. Damit wäre der beim VfB Stuttgart groß gewordene Mittelfeldspieler der bestbezahlte Profi bei den „Gunners“, wo er auf sechs weitere Deutsche treffen wird: Mesut Özil, Per Mertesacker, Lukas Podolski, Thomas Eisfeld, Gedion Zelalem und Serge Gnabry, der einst ebenfalls die Nachwuchsschule des VfB durchlaufen hat.

Richtig warm geworden ist Khedira sportlich in Madrid nicht, da er auf dem Platz hauptsächlich defensive Arbeiten verrichten musste – sowohl unter seinem ersten Trainer José Mourinho als auch unter dessen Nachfolger Carlo Ancelotti, mit dem Real im Mai die Champions League gewonnen hat. Khedira sieht sich aber eher als Antreiber – so wie in der Nationalmannschaft und zuvor beim VfB, für den er in 98 Partien 14 Tore erzielte.

Arsenal rüstet auf

Und bei Arsenal? Der Club rüstet auf – mit Khedira sowie mit dem chilenischen Nationalstürmer Alexis Sanchez und dem Franzosen Mathieu Debuchy. Der Titel soll her. Dafür zahlt Arsenal an Real als Ablöse für Khedira jene 30 Millionen Euro, die Real für Kroos gleich an Bayern weiterleitet. Damit liegen gerade nur noch in München 30 Millionen Euro auf dem Konto rum. Aber wer bekommt dann dieses Geld?

Die allerwahrscheinlichste Antwort auf diese Frage lautet: keiner.

Nach StZ-Informationen haben die Bayern anderes im Sinn – nämlich eine innerbetriebliche Umstrukturierung der Mannschaft. Dazu haben sie für zehn Millionen Euro den Spanier Juan Bernat (21) aus Valencia geholt – als linker Verteidiger der Wunschspieler des Trainers Pep Guardiola. Der alte linke Verteidiger David Alaba (22) wird dafür quasi zum Neuzugang im Mittelfeld. Er soll die Rolle spielen, die seine Lieblingsrolle ist und die er bereits im österreichischen Nationalteam besetzt. Da agiert Alaba zentral auf der Lieblingsposition von – Kroos.

Stopp, das Karussell steht wieder still.