Bundesinnenminister Thomas de Maizière plant Transitzonen an den Landesgrenzen. Das hieße, Flüchtlinge einzusperren, bevor sie Deutschland betreten dürfen – und wäre das Ende der Willkommenspolitik, gibt StZ-Korrespondent Armin Käfer zu bedenken.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Berlin - Not macht erfinderisch, sagt der Volksmund. Innenminister de Maizière hat in seiner Not mit dem Massenandrang von Flüchtlingen ein Wort erfunden, das beinahe einladend klingt, aber das Gegenteil meint: Transitzone. Er will künftig schon vor der Einreise überprüfen, wer überhaupt berechtigt ist, einen Asylantrag zu stellen. Das klingt vernünftig, wirft aber eine Menge Fragen auf. Darauf gibt es bislang keine Antworten.

 

In die Realität des Herbstes 2015 übersetzt, bedeutet das schönfärberische Wort Transitzone, dass an den Grenzen Lager eingerichtet werden, in denen Tausende auf den Bescheid warten, als Asylbewerber vorgelassen zu werden. Das wird nicht alles binnen Stunden zu erledigen sein. Ein Großteil wird von dort aus zurückgeschickt – und notfalls mit Gewalt abgeschoben. Vielleicht gibt es keinen anderen Weg, um den Zustrom, der kaum noch zu bewältigen ist, wenigstens zu kanalisieren. Dann wäre die Zeit der schönen Bilder von Willkommensdeutschland allerdings vorbei. An unseren Landesgrenzen würden Zustände herrschen wie an den Zäunen des spanischen Vorpostens Melilla. Das wären Verhältnisse an der Grenze von Recht und Humanität. Wer Transitzonen befürwortet, der will, dass Deutschland sich abschottet. Denn ohne Grenzzäune wird sich keiner freiwillig in solche Lager begeben.