Im Südwesten warten 1003 Menschen auf eine Spenderniere. Das Land bemüht sich, die Spendenbereitschaft zu steigern.

Stuttgart - Die Spendenbereitschaft in Baden-Württemberg ist unterdurchschnittlich ausgeprägt - jedenfalls was Körperorgane angeht. Die Wartelisten von auf eine Spende Wartenden werden immer länger, berichtet die Techniker Krankenkasse (TK), die sich auf die Stiftung Eurotransplant beruft. Das ist eine gemeinnützige Organisation, die sich die Förderung der Organtransplantation zum Ziel gesetzt hat und den internationalen Austausch von Spenderorganen koordiniert.

 

Demnach warten in Baden-Württemberg derzeit - Stand: 30. Juni - 1433 Menschen auf ein Organ. Mit Abstand die meisten benötigen eine neue Niere; genau 1003 Menschen stehen auf dieser Liste. 2009 sind es laut TK noch 981 gewesen. Die Zahl der wartenden Kinder ist von 26 auf 21 leicht rückläufig. 255 Menschen, davon acht Kinder unter 18 Jahren warten auf eine Ersatzleber; bei 95 (davon zwei Kinder) ist es das Herz, bei 80 (eines) die Lunge, bei 35 die Bauchspeicheldrüse. Die TK stellt fest, dass die Warteliste "in den letzten Jahren kontinuierlich angewachsen" sei. Vor zwei Jahren waren dort erst 1392 Menschen verzeichnet.

Wenige geeignete Krankenhäuser

Die Deutsche Stiftung Organtransplantation habe nachgeforscht, woran viele mögliche Organspenden scheitern. Die meisten Angehörigen müssten sich bei der Entscheidung, ob sie Organe des Verstorbenen zur Spende frei geben, auf Vermutungen stützen. "Bei acht von zehn Ablehnungen der Organspende durch Angehörige ist der Wille des Verstorbenen nicht eindeutig bekannt", sagt Andreas Vogt, Chef der TK-Landesvertretung.

Das Sozialministerium zieht aus Erkenntnissen der Stiftung Organtransplantation Schlüsse, weshalb die Spendenbereitschaft im Südwesten unterdurchschnittlich ist. So wirke sich zum Beispiel die Zahl der neurochirurgischen Betten und Beatmungsplätze in Kombination einer Klinikgröße von mehr als 800 Betten günstig für ein Spendenergebnis aus. Konkret heißt das, dass gute Voraussetzungen für eine Organspende in Universitätskliniken und großen Krankenhäusern mit Neurochirurgie seien. Hiervon gebe es in Baden-Württemberg aber weniger als anderswo in der Republik.

Geringe Vergütung und hohe Widerspruchsquote

Die Stiftung verweise zudem darauf, dass im Südwesten die Versorgung von Patienten mit schweren Gehirnschädigungen besser sei als in anderen Bundesländern. Das vor einiger Zeit eingeführte Konzept der sogenannten Stroke Units sei sehr erfolgreich - es gebe weniger Todesfälle, bei denen eine Organspende in Betracht kommt. Unzureichend sei auch die Vergütung von Leistungen der Kliniken im Zusammenhang mit Organspenden.

Dazu kommt auch die hohe Widerspruchsquote von möglichen Spendern oder deren Angehörigen. Um für eine höhere Spendenbereitschaft zu sorgen, setzt Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) auf "kontinuierliche Aufklärung der Bevölkerung und die weitere Optimierung bei der Durchführung der Angehörigengespräche". Aber auch die Leitungen der Krankenhäuser sollen weiter motiviert werden, dass sie sich "des Versorgungsauftrags Organspende annehmen und im Krankenhaus die notwendigen Strukturen" ausbauen.

Mit Unterstützung der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft appelliere das Ministerium "immer wieder an die Krankenhäuser, dass diese ihren Verpflichtungen nach dem Transplantationsgesetz nachkommen". Das Land habe sich dafür eingesetzt, dass die Organspendepauschale neu kalkuliert wird. Hier sind aber Kassen und Klinikträger gefordert.