Zwei Segler haben eine Idee: Aus zerrissenen Segel entstehen neuen Taschenkollektionen. Alles unter dem Dach der Stuttgarter Firma Trendbuster als Produkte mit dem Label Beachbreak.

Stuttgart - Plötzlich hat es gedämmert. Am Horizont der Bodensee-Gestade und im Kopf von Kajus Daub. Der Surfer hatte wieder mal eines seiner Segel geliefert. Das Segeltuch hatte den mächtigen Böen des Föhns nicht mehr standgehalten. Zerfetzt. Vom Winde verweht. Als er ans Ufer trat, sagte er sich: „Mensch, es ist doch einfach schade, dieses hochwertige Material in die Tonne zu treten.“ Seine Partnerin Kristina Schradi, ebenfalls passionierte Surferin, nickte. Sie hatte schon lange das gleiche Gefühl: „Das Segeltuch ist so teuer. Es kostet um die 600 oder 700 Euro, damit müsste sich doch was machen lassen.“

 

Beide haben etwas daraus gemacht. Noch am selben Abend entwarfen und fertigten sie mit einem Tacker, einer Schere und dem zerrissenen Segel sieben Prototypen ihrer neuen Taschenkollektion. Freizeittasche, Laptoptasche, iPad-Hülle, Seesack, Messenger-Bag, einen Turn- und einen Sportbeutel. Später kamen ein Schlüsselanhänger, ein Kulturbeutel und eine Strandtasche dazu. Alles unter dem Dach der Stuttgarter Firma Trendbuster als Produkte mit dem Label Beachbreak.

Jede Tasche ist ein Unikat

„Wir haben uns damit einen lang ersehnten Wunsch erfüllt“, sagt Kristina Schradi, „wir suchten immer nach Trends, mit denen man nachhaltig Handel treiben kann.“ Daub ergänzt: „Ja, unser Leitsatz lautet: Recycling trifft Fair Trade.“ Offenbar haben sie damit einen Nerv getroffen – vor allem bei Windsurfern und Kitern. Die naturverbundene Zielgruppe wünscht sich Ausgefallenes, das gleichzeitig fair gehandelt ist. Wie ein Surfer tickt, erklärt Kajus Daub: „Wir alle erleben die gleiche Faszination, wenn wir uns ins Trapez hängen, das Brett ins Gleiten kommt und der Wind einen davonträgt.“

Es ist das Gefühl von Freiheit.

Ein Gefühl, mit dem sich eben auch solche Produkte gut vermarkten lassen. „Oft tragen Surfer dann Taschen mit einem Segel, das sie selbst schon mal hatten oder das ihr Lieblingssegel war“, erklärt Daub, „das erhöht die Identifikation mit dem Produkt zusätzlich.“ Aber die beiden Stuttgarter setzen dem Marketing noch zwei Punkte obendrauf: „Erstens ist jede einzelne Tasche ein Unikat. Zweitens steht hinter der Produktion ein sozialer Gedanke.“

An Nachschub mangelt es nicht

Die Taschen, die dem Träger ein Freiheitsgefühl vermitteln sollen, werden in Unfreiheit produziert. Von Näherinnen in der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch Gmünd. Die Damen des Gefängnisses nähen die Taschen und erhalten gleichzeitig eine Ausbildung im Schneiderhandwerk. „Das hat uns sehr gut gefallen“, sagen beide unisono, „damit können die Frauen Geld verdienen, und wir unterstützen indirekt deren Wiedereingliederung.“ Eine Produktion in Fernost ist für Daub und Schradi undenkbar: „Man kennt ja die Produktionsbedingungen dort.“

Dazu passt auch der Vertrieb. Am liebsten verkaufen Daub und Schradi ihre Produkte direkt. Also in Surf-Shops oder in ausgewählten Boutiquen in Stuttgart, Leipzig und München. Aber selbstredend kann man die Taschen auch im Internet unter trendbuster.de bestellen.

An Nachschub für die nächste Kollektion mangelt es den beiden Stuttgartern im Übrigen nicht. Über Surfshops und Kleinanzeigen kaufen sie kaputte und ausgediente Segel auf, wobei sie am liebsten zerrissene Segel nehmen. „Es tut weh, ein intaktes Segel zu zerschneiden“, sagt Kristina Schradi. „Außerdem geht dabei ja auch wieder ein bisschen der Nachhaltigkeitsgedanken verloren.“