München macht es vor: dort wird mitten in der Stadt auf Wellen den Eisbach hinunter gesurft. Wäre das auch etwas für Göppingen? Viele sind begeistert, nur die Naturschützer im Landratsamt nicht.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Das Bild zeigt die Fils, wie sie gemächlich an den neu gestalteten Filsterrassen gegenüber der alten Göppinger Sprudelfabrik vorbeiströmt. Und dann wird sie plötzlich zu einem reißenden Bach, auf dem ein Surfer mühsam die Balance hält.

 

Klar, das Ganze sei nur eine Fotomontage, räumt Daniel Schindler ein. Das schäumende Wasser habe er aus München importiert. Allerdings, davon ist er überzeugt, sei es möglich, eine ähnliche Welle mit einfachen Mitteln auch auf der Fils zu erzeugen. „Dafür ist eigentlich nur eine verspannte Holzdiele nötig“, sagt Schindler. Die Fische störe das nicht. Im Gegenteil: „dadurch kommt mehr Sauerstoff ins Wasser“, sagt Schindler.

Wellenreiten als Tourismus-Attraktion

Früher fuhr er Weltcuprennen im Snowboard. Heute verdient der 47-Jährige sein Geld als Sport- und Erdkundelehrer am Freihof-Gymnasium. Dem Brettsport ist er aber verbunden geblieben. Auch in München ist er öfter und stürzt sich mit anderen Mutigen den Eisbach hinunter. Dort ist Wellenreiten und Kajak-Rodeo längst eine touristische Attraktion geworden, die viele Schaulustige anzieht und sogar bei Stadtführungen angesteuert wird.

Vielleicht wäre ein solcher Publikumsmagnet – in bescheidenerem Stil versteht sich – auch in Göppingen zu realisieren, heißt es jetzt in einer offiziellen Anfrage des SPD-Fraktionschefs Armin Roos an die Stadtverwaltung. Schindler, der auch die Staufen-Downhill für Skateboarder organisiert, die im September zum zweiten Mal stattfinden soll, sitzt für die Genossen im Bezirksbeirat von Hohenstaufen. Die Resonanz in der Szene sei erstaunlich, sagt Schindler. „Ich habe die Idee auf Facebook gepostet und massenhaft positive Reaktionen erhalten.“ Zudem sei es ein erklärtes Ziel der International Surfing Association (ISA), mehr Wellen in den Städten zu etablieren. „Wir wollen olympisch werden“, sagt Schindler.

Das Landratsamt winkt ab

Will die Stadtverwaltung dort dabei sein? Schon seit längerem bemüht sie sich darum, die Fils erlebbar zu machen und ins Stadtbild zu integrieren. Doch die für 900 000 Euro angelegten Filsterrassen machen meist einen verwaisten Eindruck. Eine Attraktion könnte kaum schaden. Der Vorschlag mit der Welle sei ganz sicher realistischer als der von Oberbürgermeister Guido Till erträumte Bau einer Bootsanlegestelle, sagt Roos.

Im Landratsamt, das für die Gewässer zuständig ist, sieht man den Vorschlag allerdings skeptisch. „Der Eisbach in München ist mit der Fils nicht vergleichbar“, sagt der Leiter des Umweltschutzamtes, Joachim Eberlein. Das Gefälle sei nicht ausreichend. Insbesondere im Sommer fehle es auch am Wasser. Folglich müsste zunächst künstlich ein so genannter Wechselsprung erzeugt werden. Doch dafür sieht Eberlein keine Chance. „Die rechtliche Genehmigung einer neuen Stauanlage zum Zweck des Surfens kann auch in Abstimmung mit dem Gewässerbetteigentümer, dem Landesbetrieb Gewässer beim Regierungspräsidium Stuttgart, nicht in Aussicht gestellt werden.“ Zudem existiere unterhalb der Filsterrassen bereits ein Wasserkraftwerk. Das Surfen sei deshalb an dieser Stelle nicht ungefährlich. Allerdings dürfte die Fils eine solche Warnung in den Augen der Risiko liebenden Surfsportler nur interessanter machen.