Der VfB steht in der Rückrundentabelle auf Platz sechs. Die Neuen Hajnal und Okazaki sind nur zwei Gründe, weshalb es besser läuft.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Man nennt ihn am Wasen noch heute den Meistermacher mit der ruhigen Hand. Denn der Trainer Armin Veh hat es in der Saison 2006/2007 wie kein Zweiter verstanden, die Dinge mit minimalen Korrekturen laufen zu lassen. Seine VfB-Elf eilte im Schlussspurt zu acht Siegen in Serie - und holte den fünften Deutschen Meistertitel.

 

Ähnlich zurückgelehnt hat der aktuelle Coach Bruno Labbadia nicht beginnen können. Der 45-Jährige krempelte den Cluballtag - mit einem Achtstundentag für die Profis - nach seinen Vorstellungen um. Inzwischen punktet der VfB konstant (24 Zähler gab es in 15 Spielen unter Labbadia). Der Trainer ändert seine Startelf daher ähnlich wie Veh inzwischen nur noch, wenn er durch Verletzungen dazu gezwungen wird. Denn einige Maßnahmen haben gegriffen, es sind die Säulen des VfB-Aufschwungs:

Die Wintertransfers

"Die beiden haben vom Charakter und natürlich mit ihrer Spielweise auf dem Platz positiven Einfluss auf die Mannschaft gehabt", sagt der Manager Fredi Bobic über die Neuzugänge Shinji Okazaki und Tamás Hajnal, die er sich auch als persönlichen Erfolg gutschreiben darf. Schließlich ist gerade Hajnal als Ideengeber im Mittelfeld ein Garant für den positiven Rückrundentrend beim VfB. "Er ist einer, der den Ball auch halten und ihn mit Übersicht verteilen kann", sagt Bruno Labbadia. Diese kreative Note hat dem VfB in der Vorrunde gefehlt. Derweil sorgt Okazaki neben seinen Offensivakzenten dafür, dass Cristian Molinaro, der gegen Hoffenheim am Samstag verletzt ausfällt (Leiste), wie in der Vorsaison hinter Alexander Hleb wieder zu Flankenläufen kommt.

Die Systemumstellung

Vom 4-4-2 zu einem 4-2-3-1, so lautet die Erfolgsformel des VfB in der Rückrunde. Sie hat zwar - mit Ausnahme des 3:0 über den HSV - nicht zu attraktivem Fußball geführt, wohl aber zu mehr Sicherheit. "Dieses System gibt der Mannschaft Stabilität", sagt Bruno Labbadia, "das ist sehr wichtig."

Die Physis

Es kursiert beim VfB das Gerücht, Labbadia sei bei seinem Amtsantritt aus allen Wolken gefallen, weil sich der fitteste Stuttgarter Spieler mit seinen Laktatwerten - verglichen mit den Daten aus Labbadias Zeit beim HSV - im Kreise der Hamburger Spieler gerade mal im hinteren Mittelfeld bewegt hätte. Jedenfalls wurde unter der Anleitung des neuen Fitnesstrainers Christos Papadopoulos eifrig an der Kondition gearbeitet. Der Manager Fredi Bobic ist zufrieden und sagt: "Die Spieler sind physisch viel besser drauf. Das ist wichtig während des Spiels, wo man gegen Ende noch mal nachlegen kann. Aber auch im Hinblick auf die Saison, wo es gerade auf die letzten Spiele ankommt."

Der mentale Aspekt

"Die Spieler können inzwischen mit Enttäuschungen besser umgehen", sagt Fredi Bobic: "Sie haben außerdem gelernt, worauf es im Abstiegskampf ankommt." Weil die Mannschaft nichts unversucht lassen will, interessiert sie sich auch für moderne Trainingsmethoden. Also haben die VfB-Profis gestern Morgen in der Halle des Carl-Benz-Centers wieder eine Stunde lang gemeinsam Life-Kinetik absolviert, eine Art Gehirnjogging, das die Handlungsschnelligkeit und die Koordination der Kicker schult.

Die Gruppendynamik

Die VfB-Profis sind zwar nicht zu einer verschworenen Einheit, wohl aber zu einem funktionierenden Kollektiv zusammengewachsen. "Jeder nimmt sein Ego zurück. Es zählt nur der Teamerfolg", sagt Serdar Tasci. Dabei gibt Labbadia eine klare Linie vor. "Er wollte unseren Weg nicht mitgehen", sagt der Exstürmer etwa über Ciprian Marica, der trotz eines Vertrages bis Juni 2012 nicht mehr eingesetzt werden soll.

Die Hierarchie

Anders als in der Vorrunde gibt es inzwischen eine Rangordnung im Kader des VfB. So ist Tamás Hajnal als Leitfigur allgemein akzeptiert. Ihm folgen die Spieler aus der Startelf, wobei sich die Innenverteidiger Tasci und Georg Niedermeier am stärksten verbessert haben. Aber es gibt auch Verlierer im System Labbadia: Neben Stefano Celozzi, Patrick Funk oder Daniel Didavi zählt vor allem Kapitän Matthieu Delpierre dazu.