Die Polizei warnt regelmäßig vor Trickbetrügern, die sich telefonisch melden. Eine Seniorin berichtet, dass sie – obwohl sie die Masche kennt – eine Fremde für ihre Nichte hielt.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Rate mal, wer dran ist!“ Auf diesen Trick ist die Stuttgarterin Ruth Gisela Evers hereingefallen, und deswegen will sie nun alle warnen: Wer diesen Satz am Telefon hört, sollte hellhörig werden, warnt die 81-Jährige aus Weilimdorf. Mit diesem Satz melden sich oft sogenannte Enkeltrickbetrüger, das erfuhr Ruth Gisela Evers, als sie den Anruf bei der Polizei anzeigte. Die Betrüger sagen keinen Namen, und warten, bis das meist betagte Opfer der Masche am anderen Ende einen Namen nennt. „Stimmt, das bin ich“, habe die Frau am anderen Ende geantwortet, als die 81-Jährige riet, es könne sich um ihre Verwandte namens Bine handeln.

 

Die vermeintliche Verwandte fackelte nicht lange. Nach kurzem Smalltalk sei sie schnell auf den Punkt gekommen. „Ich hab allerdings ein größeres Problem, das muss aber unter uns bleiben.“ Die falsche Nichte erzählte eine Geschichte, wie sie Betrüger täglich x-mal am Telefon herunterspulen: Sie brauche für einen Wohnungskauf ganz dringend und ganz schnell 10 000 Euro in bar, und auf keinen Fall solle die Tanten mit Vertrauten in der Familie darüber sprechen. Als die Anruferin merkte, dass bei der Seniorin in Weilimdorf nichts zu holen ist, war das Gespräch schnell beendet.

Was Ruth Gisela Evers so schockiert hat: „Ich bin ja nicht dumm im Kopf, ich hab auch schon über diese Masche Berichte in der Zeitung gelesen – und trotzdem habe ich erst nach dem Gespräch, als ich mich mit einer Tasse Kaffee hinsetzte, gemerkt, dass am anderen Ende gar nicht meine Nichte Bine war“, erzählt sie. „Aber in dem Moment ist man einfach total perplex.“ Als die 81-Jährige in der Zeitung las, dass am selben Tag eine Frau in Stuttgart von Anrufern um 100 000 Euro gebracht wurde, fragte sie sich, ob sie am Ende die selbe Täterin gesprochen hatte.

Wie Ruth Gisela Evers ist es auch Bernd Straub aus Gerlingen ergangen: Auch er hatte direkten Kontakt mit Trickbetrügern, ohne ihnen auf den Leim zu gehen, und fand das erschreckend genug, wie schnell es gehen kann. Er begegnete an zwei Tagen hintereinander Männern, die den sogenannten Ringtrick anwandten. Dabei ließ jeweils ein Täter vor ihm einen wertlosen Ring fallen, hob ihn auf und fragte, ob er dem Passanten Straub gehörte. Als er das verneinte, bot der Finder den Ring dennoch an – gegen einen kleinen Finderlohn. „Am ersten Tag gab ich dem Mann etwas, obwohl ich von der Masche gehört hatte. Beim zweiten sagte ich, ich kenne den Trick, da ging er einfach weiter“, berichtet der Gerlinger. Er wundert sich, dass die Täter wegen weniger Euro auf die Opfer zugingen. Die Erkenntnisse der Polizei sind anders: oft greifen die Ringfinder unbemerkt in die Geldbörse und ziehen Scheine heraus, wenn de Opfer nach Münzen als Finderlohn kramen.

Der Enkeltrick ist in Stuttgart in diesem Jahr schon mehr als 30 mal angezeigt worden. Die Polizei geht davon aus, dass es mehr Anrufe gegeben haben muss. Oft würden Senioren sich nicht melden, selbst wenn sie zu Schaden gekommen seien – aus Scham. Der Ringtrick wurde Anfang Januar häufig angewandt. Seit der Festnahme eines Ringtrick-Betrügers am 7. Februar wurden keine Fälle mehr gemeldet.

Eine neue Betrugs- beziehungsweise Diebstahlsmasche, von der Leser der Stuttgarter Zeitung berichten, wurde beid er Polizei noch nicht angezeigt: Die Täter klingeln an der Tür und behaupten, sie müssten von Amts wegen kontrollieren, ob wie seit 1. Januar vorgeschrieben die Wohnräume mit Rauchmeldern ausgestattet seien. Die Masche dahinter: ein Täter lenkt die Bewohner ab, der andere sucht und stiehlt Wertsachen.

Neben der Polizei hat auch die Verbraucherzentrale einen Überblick über aktuell laufende Betrugsmaschen. Auf der Internetseite www.vz-bawue.de bieten die Verbraucherschützer eine „Abzocker-Datenbank“, die bundesweit Daten sammelt.