Die Bevölkerung in Kohlberg und im Neuffener Stadtteil Kappishäusern muss das Trinkwasser abkochen. Der Grund ist ein toter Nager, der das Wasser eventuell mit Erregern verunreinigt haben könnte.

Kohlberg/Neuffen - Eine tote Maus im Wasserhochbehälter von Kohlberg hat die Gemeinde am Donnerstag dazu gezwungen, die Bevölkerung vor verunreinigtem Trinkwasser zu warnen. Auf der Homepage der Gemeinde Kohlberg gibt es folgenden Hinweis: „Trinken Sie Leitungswasser nur abgekocht“. Der Grund sind eventuelle bakterielle Verunreinigungen, die im Trinkwasser von Kohlberg und im Neuffener Stadtteil Kappishäusern enthalten sein könnten, nachdem am Donnerstagvormittag eine tote Maus in dem Hochbehälter entdeckt worden war.

 

Für die Zubereitung von Nahrung, zum Zähneputzen und zum Reinigen offener Wunden soll ausschließlich abgekochtes Leitungswasser verwendet werden. Auf Anordnung des Gesundheitsamts wird dem Trinkwasser vorübergehend Chlor zur Desinfektion beigegeben. Die örtliche Feuerwehr informiert mit einem Lautsprecherwagen die Bevölkerung, und es werden Handzettel verteilt.

Wie die Maus in den Behälter gelangt ist, ist ein Rätsel

„Es ist für uns ein Rätsel, wie die Maus da reingekommen ist“, sagt Sylvia Zagst, „eigentlich ist alles dicht“. Die Hauptamtsleiterin und Betriebsleiterin der Wasserversorgung von Kohlberg, erklärt, dass der Nager im Rahmen der regelmäßigen Kontrollen am Mittwochnachmittag definitiv noch nicht im Wasser gelegen habe. Er sei erst am Donnerstagvormittag vom Wassermeister entdeckt worden. Daraufhin sei der in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt vorgeschriebene Maßnahmenplan eingeleitet worden, sagt Sylvia Zagst. Die Anlage mit ihren beiden Kammern sei sofort vom Netz genommen worden. Der Wassermeister habe den Kadaver mit einem Kescher aus dem Wasser geholt und die Behälter komplett abgelassen. Diese würden nun gründlich gereinigt und desinfiziert.

Es komme schon ab und an vor, dass sich ein Kleintier in einen Hochbehälter verirre. Besonders in Gemeinden, die am Neckar liegen sei dies mitunter der Fall. Ob die Kleintiere trotz guter Abdichtungen einen Durchschlupf finden, sei unter anderem vom Zustand und Alter der Behälter abhängig. Der Behälter in Kohlberg gehöre nicht der Gemeinde, sondern dem Zweckverband Wasserversorgung Jusigruppe.

Die Behörden gehen auf Nummer sicher

Bei der Desinfektion des Wassers mit Chlor handle es sich um eine – ebenfalls vorgeschriebene – Vorsichtsmaßnahme. Denn es könne möglicherweise kontaminiertes Wasser in die folgenden Anlagen und Leitungen geraten sein und so in die Haushalte gelangen. „Davon gehe ich in diesem Fall zwar nicht aus, aber da gehen wir auf jeden Fall auf Nummer sicher“, sagt Sylvia Zagst. Sie gehe davon aus, dass der betroffene Behälter bis Mitte der nächsten Woche wieder ans Versorgungsnetz gehen kann. Wasser marsch heiße es aber nur, wenn eine Schöpfprobe nach dessen Reinigung und Befüllung absolut keimfrei sei. Dann gebe die Gemeinde Entwarnung. Bis dahin sollte das Trinkwasser sicherheitshalber weiterhin abgekocht werden.

Die Versorgung der Bevölkerung sei gesichert. Bis der Kohlberger Hochbehälter wieder genutzt werden könne, werde das Wasser über den nächsten Hochbehälter in Neuffen-Kappis geleitet.

Salmonellen könnten Durchfallerkrankungen auslösen

Findet sich ein totes Säugetier im Trinkwasser, so ordnen die Behörden generell vorsorglich ein Abkochgebot an, erklärt der Hygieneexperte im Esslinger Gesundheitsamt, Albrecht Wiedenmann. Denn es sei davon auszugehen, dass in jedem Fall der Grenzwert überschritten wird, so der Mediziner weiter. Für Fäkalkeime wie Escherichia coli und Enterokokken gelten strenge Vorschriften. Der Grenzwert liege bei Null. Das Amt hat jetzt eine mikrobiologische Untersuchung des Wassers in Auftrag gegeben. Ein Ergebnis werde in ein bis zwei Tagen erwartet.

Das Problem sind nicht so sehr die vorgenannten Darmbakterien, wie sie jeder Warmblüter hat, sagt Albrecht Wiedemann. Gefahr gehe jedoch von Krankheitserregern wie Salmonellen aus, die das verendete Tier eventuell im Körper gehabt haben könnte. Durch das Abkochen und das Desinfizieren mit Chlor würden solche Erreger aber zuverlässig ausgeschaltet. Sobald die Leitungen durchgespült sind und Entwarnung gegeben werden kann, informieren die Behörden die Bevölkerung.