Konkurrenz durch Fernbusse und Abhängigkeit von staatlichen Mitteln: Trotz guter Ertragszahlen im ersten Halbjahr 2014 blickt die Deutsche Bahn schwierigeren Zeiten entgegen.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Nach dem heftigen Gewinneinbruch im vorigen Jahr hat Rüdiger Grube wieder etwas bessere Nachrichten. Mehr Umsatz und Gewinn und dazu ein neuer Fahrgastrekord - bei der Halbjahresbilanz in Berlin konnte der Vorstandschef der Deutschen Bahn über Erfolgszahlen des größten deutschen Staatskonzerns berichten. Der Jahresüberschuss kletterte bis Ende Juni um knapp ein Sechstel auf 642 Millionen Euro, der Umsatz leicht auf 19,7 Milliarden Euro. Erstmals reisten in der ersten Jahreshälfte mehr als eine Milliarde Menschen mit der Bahn.

 

Zu den Schattenseiten der Bilanz gehören allerdings die weiter steigende Verschuldung, die Probleme im Fern- und Güterverkehr auf der Schiene sowie die Tatsache, dass große Teile des Gewinns aus staatlich hoch subventionierten Sparten des Regionalverkehrs und der Infrastruktur stammen. Der Wettbewerbsdruck nehme in allen Bereichen zu, sagt Grube. Das Umsatzziel für 2014 hat der Konzern um 500 Millionen Euro auf 40,5 Milliarden Euro nach unten korrigiert, das Ertragsziel leicht auf mehr als 2,2 Milliarden Euro vor Steuern und Zinsen erhöht. Vor allem die Erwartungen im Fernverkehr wurden im ersten Halbjahr nicht erfüllt und deshalb der Realität angepasst. Allein die Konkurrenz durch Fernbusse habe die Bahn bis Juni jeweils rund 50 Millionen Euro Umsatz und Gewinn gekostet, sagte Grube.

Der Fernverkehr ist ein Sorgenkind

Im Fernverkehr mit ICE, EC und EC sank der Ertrag um mehr als ein Viertel auf nur noch 123 Millionen Euro nach Zinsen. Die Zahl der Fahrgäste ging um fast drei Prozent zurück. Auch die Pünktlichkeit der Fernzüge lässt mit 81 Prozent weiter zu wünschen übrig. Nur inklusive des Regionalverkehrs liegt der Anteil pünktlicher Züge bei fast 96 Prozent.

Anstatt eines Wachstums der Verkehrsleistung von bis zu zwei Prozent erwartet die Bahn im Fernverkehr nun einen Rückgang von bis zu einem halben Prozent fürs Gesamtjahr. Befürchtungen von Kritikern, dass die Zulassung von Fernbussen auf der Straße sich für die Bahn nachteilig entwickeln werde, scheinen sich damit zu bestätigen. Grube beklagt hier auch ungleiche Wettbewerbsbedingungen. Allerdings gehört der Staatskonzern selbst zu den größten Busunternehmen weltweit und beförderte allein im ersten Halbjahr mit seinen Busflotten mehr als eine Milliarde Fahrgäste auf der Straße, fast so viele wie in Zügen. Mit neuen Linien unter anderem nach Holland, Kroatien und Slowenien baut der Konzern seine Busangebote sogar aus.

Die Bahn will aber auch mit moderneren Zügen wieder mehr Kunden locken. So sind die meisten der 770 Intercity-Wagen, die zumeist mehr als 40 Jahre alt sind, inzwischen überholt worden. Im gesamten Kernnetz des ICE soll es auf gut 5200 Kilometern zudem bis Jahresende stabilen Internetempfang über W-LAN geben. Außerdem ist ein neues „ICE-Portal“ geplant, das den Fahrgästen wie im Flugzeug Unterhaltung und Information bieten soll.

Der erste ICE-Nachfolgezug ICx, den Siemens baut, soll im zweiten Halbjahr fertig werden, damit 2015 Testfahrten beginnen können. Der Gewinn des Staatskonzerns stammt weiter zu erheblichen Teilen aus subventionierten Geschäftsfeldern. Vom operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT), das bis Juni leicht auf eine Milliarde Euro wuchs, kommt mehr als ein Viertel von der Tochter DB Netze Fahrwege und weitere 136 Millionen Euro bringt der Betrieb der Personenbahnhöfe. Der Regionalverkehr, der von Bundeszuschüssen lebt, steuerte 462 Millionen Euro bei.